„Unendlich traurig“Assauer-Kumpel erinnert an Schalke-Legende – und kritisiert Klub

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Werner Kasper (l.) war ein enger Vertrauter der verstorbenen Schalker Manager-Legende Rudi Aussauer.

von Anton Kostudis (kos)

Köln/Dorsten – Schalke-Fans gehören fraglos zu den leidgeplagtesten der Republik. Aktuell durchleben sie besonders bittere Zeiten: Sportlich taumeln die seit historischen 14 Bundesliga-Spielen sieglosen „Knappen“ dem Saisonende entgegen, im und um den Revierklub herrschen unterdessen heftige Turbulenzen. Königsblaue Krisen-Tage! „Der Schaden ist enorm“, sagt Werner Kasper (68) vor dem Spiel gegen Wolfsburg am Samstag (15.30 Uhr, Sky).

Der enge Freund der verstorbenen Manager-Legende Rudi Assauer (✝74) ist Ur-Schalker durch und durch – und sieht die Entwicklungen bei den Königsblauen mit großer Sorge. EXPRESS hat mit ihm gesprochen.

Werner Kasper kritisiert FC Schalke 04 für „Härtefall-Affäre“

Von der jüngsten „Härtefall-Affäre“ zeigt sich Kasper schockiert. Der Klub hatte seine Anhänger gebeten, das Geld für bezahlte Tickets nicht zurückzufordern. Jene Fans, die das dennoch wollten, wurden aufgefordert, einen „Härtefallantrag“ zu stellen und anzugeben, warum sie das Geld benötigen. „Ich habe mit vielen gesprochen. Die sind sowas von entsetzt. Die wollen jetzt ihre Dauerkarten zurückgeben und ihre Mitgliedschaft kündigen“, berichtet der gebürtige Dorstener, der einst auch als Co-Trainer von Peter Neururer (65) in Hannover, Düsseldorf und Ahlen arbeitete.

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Der Ticket-Skandal hatte den langjährigen Schalke-Finanzvorstand Peter Peters (57) schließlich den Job gekostet. „Das ist unser großes Problem: die dauerhafte Fluktuation bei den verantwortlichen Personen. Da sind uns Dortmund, Bayern und viele andere Klubs um Längen voraus“, sagt Kasper.

Werner Kasper: Kritik an Klubführung um Clemens Tönnies

Der Ex-Coach schießt auch gegen die Klub-Spitze um Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies (64): „Wenn dann noch Eifersüchteleien in den Aufsichtsrat kommen. Wenn Leute in Gremien ihre Fürsprecher und Marionetten installieren, dann wird es schwierig.“

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Zur Rassismus-Causa um Klubchef Tönnies sagt Kasper: „Es gibt immer eine Schmerzgrenze, die nicht überschritten werden darf. Auf Schalke ist es so, dass die Grenze manchmal auch nach oben geschoben wird, wie man es eben braucht.“

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Werner Kasper (l.) arbeitete unter Peter Neururer als Co-Trainer in Hannover, Düsseldorf und Ahlen.

Auch dass der Verein jüngst 24 Busfahrer der Nachwuchsabteilung feuerte, kann Kasper nicht verstehen. „Wenn ich mich als fannaher Malocher-Klub bezeichne – und dann verlieren 24 Rentner ihren Job, dann ist das katastrophal“,  sagt er. „Die Leute haben das gemacht, weil sie bei Schalke mit anpacken wollten, weil sie den Verein im Herzen tragen. Da fehlte völlig das Fingerspitzengefühl, da wurden nur Zahlen gesehen, aber nicht die Menschen, die dahinterstehen.“

Werner Kasper über Assauer-Schicksal: „Unendlich traurig“

Wenn Kasper über seinen Freund Assauer spricht, wird er emotional. „Ich muss heute noch manchmal schlucken. Es ist nicht einfach für mich“, sagt er. Ein halbes Jahr lang hatte Kasper mit Assauer und dessen Tochter Bettina Michel (55) sogar im selben Haus gelebt.

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Schalkes Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies, Kult-Manager Rudi Assauer, Werner Kasper und Coach Huub Stevens (v.l.) beim Jubiläums- und Abschiedsspiel für Stevens am 21. Mai 2017 in der Gelsenkirchener Veltins-Arena.

„Er war ein Mensch mit Dynamik, er hatte noch so viele Ideen – und dann musste ich mit ansehen, was die Krankheit jahrelang mit ihm machte, wie er litt. Das war unendlich traurig.“

Kaum jemand habe Schalke so geprägt wie Assauer. „Er nannte mich immer Glatzenkönig. Weil ich damals schon nicht so viele Haare auf dem Kopf hatte“, erinnert sich Kasper mit einem Lächeln. „Aber genau dieser Typ Mensch fehlt uns im Klub. So einen haben wir nicht mehr.“ Der Ex-Manager  sei eine absolute Respektsperson gewesen. „Er hat die Spieler in den Arsch getreten. Aber auch in den Arm genommen. Rudi hat den Fußball, hat Schalke gelebt.“

Ur-Schalker kritisiert „ständige Trainer-Wechselei“

Als Grund für die aktuelle sportliche Krise sieht Kasper vor allem „viele Fehler, die in der Vergangenheit gemacht worden sind, die ständige Trainer-Wechselei beispielsweise“. Der jetzige Coach David Wagner (48) und Sportboss Jochen Schneider (49) könnten „das jetzt ausbaden“.

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Zum Höhenflug zu Saisonbeginn sagt Kasper: „Da haben wir die Erwartungen übertroffen. Man darf nicht vergessen: Wir wären in der Vorsaison fast abgestiegen. Wagner hat dem Team beigebracht, wieder zu laufen. Wir waren in der ersten Halbserie ein unangenehmer Gegner. Das ist uns in der Winterpause dann aber verloren gegangen. Und dann kamen noch die Verletzten dazu“, analysiert Kasper.

Für die Zukunft wünscht er sich nun „endlich einmal Ruhe und Kontinuität im Verein. Mit handelnden Personen, welche dieselben Gedanken haben. Zielgerichtet und ergebnisorientiert. Das wäre schön.“