Handspiel-WirrwarrFünf umstrittene Bundesliga-Entscheidungen im Check

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Schiedsrichter Daniel Siebert gab im Bundesliga-Spiel am Sonntag zwischen den Schalkern und Leverkusen einen umstrittenen Elfmeter nach Video-Beweis.

von Anton Kostudis (kos)

Köln – Handspiel-Wirrwar in der Bundesliga! Gleich mehrere knifflige Situationen haben die Diskussionen um das Regelwerk neu entfacht. Während Experten wie Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann (46) das Regelwerk scharf kritisieren, herrscht bei vielen Fans vor allem eines: Verwirrtheit. EXPRESS schaut bei fünf umstrittenen Entscheidungen noch einmal genau hin.

 „Die Leute können es nicht mehr nachvollziehen“, hatte Hamann bei Sky nach dem Spiel der Schalker gegen Leverkusen (1:1) gewettert. Königsblau war nach 51 Minuten in Führung gegangen – durch einen umstrittenen Elfmeter.

Umstrittene Elfmeter-Entscheidung auf Schalke

Bayers Edmond Tapsoba hatte das Leder bei einem Zweikampf leicht mit der Hand touchiert. Der Unparteiische Daniel Siebert (36) ließ zunächst weiterspielen. Doch funkte der Kölner Video-Keller: Handspiel! Siebert entschied nach Studium der TV-Bilder auf Strafstoß.

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Schiedsrichter-Experte Alex Feuerherdt (50) vom Schiri-Podcast Collinas Erben klärt auf: „Die Entscheidung ist knifflig, aber Tapsobas Hand war vor dem Kontakt über Schulterhöhe und damit in einer Position, bei der eine Berührung des Balles mit dem Arm oder der Hand grundsätzlich strafbar ist.“ Tendenz: Es war eine korrekte Entscheidung – auch wenn Hamann polterte: „Wie man für sowas Elfmeter geben kann!“

Schiri-Experte: „Zuletzt nicht immer einheitlich zugegangen“

Die allgemeine Verwirrung rund um die Handspiel-Regel kann Feuerherdt verstehen: „Es ist bei ähnlichen Situationen zuletzt nicht immer einheitlich zugegangen“, meint der Schiri-Experte.

Beispielsweise  im Spiel des 1. FC Köln gegen Union Berlin (1:2), als FC-Verteidiger Rafael Czichos eine Flanke an den Arm bekommen hatte. Der Referee Martin Petersen (35) hatte auf Strafstoß entschieden – seine Entscheidung nach Intervention des Kölner Kellers aber wieder zurückgenommen.

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„Da war ich schon überrascht. Der Arm geht am Ende ein kleines bisschen raus, die Entscheidung war vertretbar. Dass sich der Video-Assistent einschaltet, kann ich nicht ganz nachvollziehen, hier lag meiner Meinung nach keine klare Fehlentscheidung vor. Den Strafstoß hätte es geben können.“

Dass unterdessen dem Dortmunder Raphael Guerreiro vor seinem vermeintlichen Tor im Spiel bei Fortuna Düsseldorf (1:0) ein Treffer aberkannt wurde, war laut Feuerherdt korrekt. Der Ball war dem Portugiesen unmittelbar vor seinem Abschluss an den Oberarm gesprungen.

Feuerherdt erklärt: „Das Kuriose ist, dass das Tor in der neuen Saison gezählt hätte.“ Denn dann gilt der Bereich bis zur Achselhöhle als Teil der Schulter.

BVB-Star Emre Can beim SC Paderborn im Elfmeter-Pech

Den Elfmeter, den Paderborn vor zwei Wochen im Spiel gegen den BVB (1:6) nach einem vermeintlichen Handspiel Emre Cans zugesprochen bekam, hätte Feuerherdt nicht gegeben: „Enger kann der Arm nicht anliegen. Er dreht sich auch weg. Er tut quasi alles, um  ein Handspiel zu vermeiden. Der Video-Assistent hätte intervenieren müssen.“ Das allerdings tat er nicht – Sieberts Entscheidung auf dem Feld hatte Bestand.

Dass es im Top-Spiel der Bayern gegen Dortmund (1:0) nach einer ähnlichen Aktion von Jerome Boateng keinen Elfmeter gab, findet Feuerherdt daher auch vertretbar – „wenngleich man den laut Regelwerk hätte geben können. Aber es war keine klare Fehlentscheidung, daher war es richtig, dass der Kölner Keller nicht eingegriffen hat.“

Die Diskussionen um die Handspiel-Regel dürften also weitergehen. Feuerherdt nimmt seine Schiedsrichter-Kollegen in der Bundesliga aber in Schutz: „Es ist für sie nicht einfach. Und wie man’s macht, macht man’s falsch.“