„Das ist der falsche Ansatz“Baumgart und Keller verteidigen XXL-Euro-Rotation des 1. FC Köln

FC-Kapitän Jonas Hector (r.) war einer der Leistungsträger, den Steffen Baumgart am Donnerstag (6. Oktober 2022) gegen Partizan Belgrad zunächst auf der Bank ließ.

FC-Kapitän Jonas Hector (r.) war einer der Leistungsträger, den Steffen Baumgart am Donnerstag (6. Oktober 2022) gegen Partizan Belgrad zunächst auf der Bank ließ.

Steffen Baumgart rotiert, der 1. FC Köln verliert. Der Trainer macht die Conference-League-Pleite gegen Partizan Belgrad aber nicht an den vielen Wechseln fest. So erklärt und verteidigt der FC seine Rotation.

von Martin Zenge (mze)Antonia Raabe (ra)

Köln zwischen Euro-Ernüchterung und Derby-Dampf. Hat sich Steffen Baumgart (50) mit seiner Mega-Rotation gegen Partizan Belgrad (0:1) verpokert? Der FC-Coach verteidigt seine Conference-League-Elf und will am Sonntag (9. Oktober 2022, 15.30 Uhr) in Gladbach mit einem Sieg antworten!

Als Baumgart am Donnerstagabend (6. Oktober 2022) in die Katakomben des Rhein-Energie-Stadions verschwand, brüllte ein Mann aus dem VIP-Bereich unüberhörbar: „Scheiß Aufstellung!“ Derart bösartig, dass sich die Familie des Trainers auf der Tribüne erschrocken umdrehte.

Steffen Baumgart: Euro-Pleite „lag nicht an der Rotation“

Mit Leistungsträgern wie Jonas Hector (32), Ellyes Skhiri (27) und Timo Hübers (25) auf der Bank rutschte Köln von der Euro-Spitze, ist in Gruppe D nur noch Verfolger von Belgrad und Nizza. Sieben Startelf-Wechsel im Vergleich zum Dortmund-Fest waren FC-Höchstwert in dieser Saison.

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Doch Baumgart rechtfertigt seinen Rotations-Rekord energisch und kündigt an, dass er genau SO weitermachen will! Der FC-Coach: „Wir wissen, dass Hector und Skhiri eine andere Qualität haben, trotzdem reden wir nicht von A und B. Wenn wir nach einer Rotation gewinnen, ist das gut, wenn wir verlieren, wird es hinterfragt. Ich finde, die Jungs haben ein gutes Spiel gemacht. Wir sind von dem Ergebnis enttäuscht, aber das lag nicht an der Rotation. Die Entscheidung der Rotation werde ich weiter treffen, sie verteidigen und dann dazu stehen.“

Denn das ist sein FC-Weg: „Ich habe eine bestimmte Aufgabe hier als Trainer – dass ich aus nicht fertigen Spielern fertige Spieler mache. Dazu gehört, dass ich tagtäglich an der Ausbildung der Jungs arbeite. Da bin ich der Meinung, dass es wichtig ist, dass alle zu ihren Einsätzen kommen.“

FC-Sportchef Christian Keller: „War total wichtig, zu rotieren“

Rückendeckung gibt’s von seinen Stars, wie Top-Scorer Florian Kainz (29): „Wir haben auch mit den vielen Neuen in der Startelf in der ersten Halbzeit ein gutes Spiel gemacht, wir haben nur einfach unsere Chancen nicht verwertet.“ Comebacker Mark Uth (31) ergänzt: „Die Jungs, die gespielt haben, arbeiten sehr hart, haben sich die Spielzeit mehr als verdient.“

Und auch Geschäftsführer Christian Keller (43) geht den Trainer-Kurs ohne Wenn und Aber mit, meint: „Es war total wichtig, zu rotieren. Das bei einer Niederlage zu hinterfragen, ist der falsche Ansatz.“

Warum gleich sieben Wechsel? Keller erklärt: „Intensität ist der wichtigste Faktor in unserem Spiel. Deswegen müssen wir immer gucken, dass wir die frischeste Mannschaft auf dem Platz haben. Das war die frischeste Mannschaft.“ Die FC-Profis werden in jeder Trainingseinheit per Chip überwacht. „Im Abschlusstraining sieht man, wer wie leistungsfähig ist.“ Nehmen Sie hier an der EXPRESS.de-Umfrage teil:

Hinzu kommt: „Man spricht natürlich mit den Jungs. Wenn ein Spieler selbst sagt, dass er sich nicht so fühlt, muss man sich daran orientieren. Es gilt immer der Grundsatz: Vertraue deinem Kader. Wer gestern schon müde war, wäre Sonntag noch müder. Die Rangfolge ist ganz klar: erst Bundesliga, dann Conference League.“

Zumal in der Liga das Derby wartet! Borussia Mönchengladbach spielt bekanntlich nicht europäisch, geht ausgeruht ins rheinische Duell. Keller rechnet mit einem Gegner, „der etwas gutzumachen hat. Die letzte Niederlage war schon heftig.“

FC-Trainer Steffen Baumgart will nächsten Derby-Sieg gegen Gladbach

Am vergangenen Wochenende wurden die Fohlen 5:1 in Bremen vermöbelt. In der Vorsaison zweimal (4:1/3:1) vom FC. „Aber wenn wir dagegenhalten, haben wir auch in Gladbach die Chance, zu gewinnen“, ist sich der Sportboss sicher.

Bisher gelang Köln in der Liga kein einziger Sieg nach einem europäischen Auftritt. Drehen die Geißböcke den Spieß nach der ersten Conference-League-Pleite per Rück-Rotation um?

Baumgart: „Es wird hochintensiv, beide Mannschaften werden nach vorne spielen. Für uns geht nicht darum, die Niederlage wettzumachen – sondern einfach darum, das Derby zu gewinnen. Wir werden alles daransetzen!“