Der 1. FC Köln hat in den vergangenen Jahren einige vielversprechende Talente ausgebildet, die heute nicht mehr in Köln spielen. Wie kann der Durchfluss verbessert werden?
Dunkle Wolke über GeißbockheimSo will „Team FC“ die Talente-Flucht in den Griff bekommen

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Einst gemeinsam beim FC, heute Nationalspieler: Yann Bisseck und Chris Führich.
Talente-Flucht! Dieses Wort schwebt seit einigen Jahren wie eine dunkle Wolke über dem Geißbockheim.
Während die Verantwortlichen nicht müde werden zu betonen, dass es dieses Phänomen am Geißbockheim nicht geben würde, sprechen einige schmerzhafte Abgänge der vergangenen Jahre eine eindeutige Sprache.
Vorstands-Kandidat erklärt Talente-Konzept
Florian Wirtz war, ist und wird für immer das prominenteste Beispiel bleiben. Eine Wunde, die niemals geschlossen werden kann. Neben dem Ausnahmekönner haben aber auch andere Youngster den Klub (zu früh) verlassen, die anderswo durch die Decke gegangen sind.
Yann Aurel Bisseck, Kölns jüngster Bundesliga-Profi der Geschichte, spielt inzwischen bei Inter Mailand und hat einen Marktwert von 35 Millionen Euro. Chris Führich schwebt im Dunstkreis der deutschen Nationalmannschaft und hat es bis in die Champions League geschafft. Jens Castrop wurde nicht für bundesligatauglich erachtet, strebt stattdessen seinen Durchbruch beim Erzrivalen Borussia Mönchengladbach an. Justin Diehl bildete man fertig aus, die Lorbeeren erntet zukünftig aber der VfB Stuttgart.
Dazu kamen dieses Jahr die Verluste von Max Finkgräfe und Justin von der Hitz, der die U19 fast im Alleingang zur Deutschen Meisterschaft geschossen hat. Besonders bitter: Viele Talente gingen ablösefrei von Bord, wenn überhaupt kassierte der FC noch eine äußerst überschaubare Ausbildungsentschädigung.
Einer, der die Talente-Flucht künftig unterbinden will, ist Ulf Sobek. Das Mitglied von „Team FC“, das bei der Vorstandswahl im Rahmen der Mitgliederversammlung am 27. September antritt, hat über 20 Jahre Arbeit im Jugendfußball auf dem Buckel.
Mit dem FC wurde er im Jahr 2011 Deutscher B-Jugendmeister, ehe Sobek zum DFB wechselte. Dort arbeitet er seit nunmehr 13 Jahren im Übergangsbereich – vornehmlich in der U20 – hatte dort auch etliche aktuelle FC-Spieler (u.a. Dominique Heintz, Marvin Schwäbe, Luca Waldschmidt, Julian Pauli) unter seinen Fittichen und kennt die Sorgen, Probleme und Bedürfnisse der jungen Kerle in- und auswendig.
Dieses Wissen und die Erfahrung im sogenannten „Übergangsbereich“ will er zukünftig als Teil des Präsidiums einbringen. Dafür hat er mit seinen Kollegen einen klaren Talente-Plan entwickelt.
„Wir haben ein mehrstufiges Konzept mit verschiedenen Bausteinen ausgearbeitet. Das Programm ‚Players Care‘ bündelt alle Maßnahmen, die zur ganzheitlichen Entwicklung unserer Spieler beitragen. Es geht um das gezielte Fördern mit entsprechenden Ansprechpartnern. Wir wollen es schaffen, eine Atmosphäre aufzubauen, dass Spieler gerne beim FC bleiben. Dazu gehören eine wertschätzende Kommunikation, klare Transparenz und das Aufzeigen eines gemeinsamen Weges. Dafür wollen wir Spieler mündig machen in ihrer Entscheidungsfähigkeit“, sagt Sobek gegenüber EXPRESS.de.
Auf der einen Seite sollen vielversprechende Talente gehalten werden, auf der anderen Seite die Durchlässigkeit nach oben weiter erhöht werden. „Wenn man einen Vorstand hat, der für das Thema brennt und eine intrinsische Motivation hat, werden wir den Anteil derer erhöhen, die es nach oben schaffen“, sagt Sobek.
Neben einem Spielerkonzept gibt es zudem noch ein Trainerkonzept. Dieses sieht zum einen Verbindungstrainer vor, die für „inhaltliche und pädagogische Durchgängigkeit über alle Altersklassen hinweg sorgen“, und zum anderen Trainerentwickler. „Sie unterstützen die Weiterentwicklung unserer Trainer – durch gezielte Fortbildungen, kollegialen Austausch und eine etablierte Feedbackkultur“, sagt Sobek.
Um das Konzept umzusetzen, setzt Sobek – sofern er denn ins Amt gewählt wird – auch auf einen engen Austausch mit den Sportverantwortlichen. „Es geht um eine gute gemeinsame Kommunikation. Für mich ist aber auch klar, dass wir Zielvereinbarungen mit den jeweiligen Entscheidungsträgern treffen. Denn im Fußball wird man an Ergebnissen gemessen.“