Heftige Vorwürfe gegen FC-Profi LemperleAnwalt der Gegenseite spricht von „Notwehrsituation“

Kriminalfall um Tim Lemperle. Die Ermittlungen wegen Körperverletzung laufen. Jetzt meldet sich ein Anwalt der Gegenseite zu Wort.

von Uwe Bödeker  (ubo)

Stürmer Tim Lemperle (22) wird beim Saisonfinale mit höchster Wahrscheinlichkeit ausfallen. Dem FC-Profi wurde am Sonntagabend (11. Mai 2025) nach einer Party bei einer Auseinandersetzung die Nase gebrochen.

Die Kölner müssen also ohne einen ihrer Topscorer gegen Kaiserslautern bestehen (Sonntag, 18. Mai 2025, 15.30 Uhr, Sky und Liveticker auf EXPRESS.de). Ein Punkt reicht und der FC spielt wieder erstklassig.

Fall Lemperle: Anwalt der Gegenseite schildert Verlauf des Abends

Der Fall Lemperle ist über den Sport hinaus auch ein Kriminalfall. Wie kam es zu der Auseinandersetzung? In den verschiedenen Fan-Foren und in den sozialen Netzwerken herrscht große Aufregung. Am Dienstag, 13. Mai, schildert nun Martin Bücher, Fachanwalt für Strafrecht (Birkenstock Rechtsanwälte Köln) den Vorfall. Er vertritt einen Fan, der sich mit Lemperle gestritten hat.

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Bücher stellt gegenüber EXPRESS.de erst einmal klar: „Ich habe mich am heutigen Tage als Verteidiger für den Beteiligten an der Auseinandersetzung mit Herr Lemperle gegenüber dem Polizeipräsidium Köln bestellt und sämtliche Personaldaten meines Mandanten mitgeteilt. Mein Mandant hat sich entgegen teils anderslautender Berichterstattungen dem Verfahren weder durch Flucht entzogen noch hat er versucht, seine Identifizierung zu verschleiern. Dazu bestand und besteht tatsächlich keinerlei Anlass.“

Dann wird Anwalt Bücher konkret: „Nach den mir vorliegenden Informationen befand sich Herr Lemperle am 11.05.2025 auf einer Veranstaltung in einem stark alkoholisierten Zustand, der sich insbesondere dadurch äußerte, dass er mit diversen männlichen anderen Gästen in teils aggressive Wortgefechte geriet. Hintergrund soll seine erkennbar hohe Alkoholisierung, sein Verhalten und seine Einstellung gegenüber dem bevorstehenden Saisonfinale gewesen sein. An diesen Diskussionen war mein Mandant zunächst nicht beteiligt, er konnte aber wahrnehmen, dass Herr Lemperle auffällig gereizt wirkte.“

Der Anwalt erklärt weiter, dass sein Mandant dann irgendwann eingreifen musste: „Im Laufe der Veranstaltung soll sich Herr Lemperle mitunter auch gegenüber zwei weiblichen Gästen aus dem Lager meines Mandanten verbal und auch körperlich unangemessen verhalten haben, die entsprechenden Daten der Zeuginnen liegen hier vor. Dies hat meinen Mandanten veranlasst, Herrn Lemperle daraufhin aufzufordern, dies zu unterlassen. Mein Mandant, der selber Fan des 1. FC Köln ist, hat ihm empfohlen, die Veranstaltung zu verlassen, da er sich mehrfach auffällig unangemessen verhalten habe. Er solle besser schlafen gehen und sich auf das Saisonfinale konzentrieren.“

Laut Anwalt Bücher konnte Lemperle allerdings nicht davon überzeugt werden, die Veranstaltung zu verlassen: „Diesen Ratschlag befolgte Herr Lemperle hingegen nicht, stattdessen sprach er weiterhin dem Alkohol zu und provozierte fortan wiederholt meinen Mandanten, da er dessen Ansprache offenbar als ehrkränkend empfunden hat. Später kam es dann außerhalb der Veranstaltung zu einem zufälligen Zusammentreffen beider. Mein Mandant hat – entgegen teils anderslautender Berichterstattungen – keinerlei ‚Verstärkung‘ herbeigerufen, da er nicht mit einer körperlichen Auseinandersetzung gerechnet hatte, Herr Lemperle war bis zu diesem Zeitpunkt lediglich verbal aggressiv und er hat sich nicht vorstellen können, dass ein Profispieler diese Grenze überschreiten könnte.“

Dann kam es laut Rechtsanwalt Bücher zum tragischen Moment: „Nachdem Herr Lemperle meinen Mandanten erblickt hat, hat Herr Lemperle nicht nur seine verbalen Provokationen von der Veranstaltung fortgesetzt, sondern sodann ein Verhalten an den Tag gelegt, das meinen Mandanten in eine Notwehrsituation versetzte, aus der er sich mit einem einzigen Schlag befreit hat. An dieser Situation war auch ein Begleiter von Herrn Lemperle beteiligt. Mein Mandant wurde ebenfalls verletzt und erlitt zudem Sachschaden. Auch diese Situation wurde von Zeugen beobachtet, deren Personalien hier ebenfalls bekannt sind. Der weitere Gang der Ermittlungen wird nun zeigen, wer sich in dieser Sache tatsächlich strafrechtlich zu verantworten hat.“