FC-Test vor Bayern-SpielPorz wartet mit dem etwas anderen Tuchel – Lahm ließ er einst stehen

Jonas Wendt hat in seinem Garten einen Kunstrasenplatz.

Der ehemalige Fußball-Stürmer des 1. FC Köln, Jonas Wendt, auf seinem Kunstrasenplatz in Rösrath (April 2021). Er ist Trainer des Mittelrheinligisten SpVg Porz.

Der 1. FC Köln nutzt die Länderspielpause und absolviert am Mittwochabend ein Testspiel gegen Porz.

von Uwe Bödeker (ubo)

Für die einen ist es ein Testspiel im Hinblick auf das Duell gegen den FC Bayern München, für die anderen ist es ein echtes Saison-Highlight!

Am Mittwochabend (15. November 2023) spielt die SpVg Porz gegen den 1. FC Köln (18 Uhr, Rasenplatz an der Sportanlage Humboldtstraße in Porz). FC-Trainer Steffen Baumgart sagt vor der Partie: „Solche Spiele sind immer wieder wichtig für uns, um den Jungs weiter Sicherheit zu geben.“

Baumgart: So wichtig ist der Test gegen Porz

Für Baumgart ist das Testspiel aktuell enorm wichtig: „Es wird nicht so sein, dass die einen Spielpraxis bekommen und die anderen nicht. Wir wollen schon gucken, dass es in die Vorbereitung passt. Der Test ist für mich schon wichtiger als zu dem Zeitpunkt als wir ihn ausgemacht haben. Wir wollen da vernünftig reingehen. Und das eine oder andere probieren. Es werden alle zum Einsatz kommen – wie lange, werde ich dann sehen.“

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Für den FC heißt es also: Selbstvertrauen tanken. In der Bundesliga geht es am Freitag (24. November) weiter gegen den FC Bayern München. Mittelrheinligist Porz ist im Hinblick auf das Bayern-Spiel also ein wichtiger Gegner für Baumgart.

Eine Blaupause des FC Bayern ist der Fünftligist allerdings nicht. „Wir haben keinen wie Harry Kane“, lacht der 1. Vorsitzende Peter Dicke im Gespräch mit EXPRESS.de, „unsere Offensive ist nicht gerade herausragend, da muss der FC keine Angst haben.“

Doch in Sachen Trainer wird es interessant: Der Tuchel aus Porz heißt Jonas Wendt (40). Wobei die Einschränkung erlaubt sein muss, dass beide sich so gar nicht ähneln. Auf der einen Seite der Asket Tuchel, auf der anderen der Lebemann Wendt. 

Porz-Boss Dicke erklärt den Coach: „Jonas hat in der Jugend für den FC gespielt, galt als eines der hoffnungsvollsten Fußball-Talente in Deutschland. Er hat auch für die Jugend-Nationalmannschaft gespielt und Tore gegen Philipp Lahm geschossen. Dann kam er etwas vom Weg ab. Aber die Verbindung zum FC blieb bestehen. So kam es jetzt auch zu dem Testspiel.“

Saison 2023/2024

Alle Spiele des 1. FC Köln in Bildern

1/30

Wendt lebt mit seiner Familie in Rösrath, in seinem Garten hat er einen Kunstrasenplatz gebaut – alleine das zeigt, wie verrückt er auf Fußball ist. In der Saison 2001/02 durfte er als Nachwuchsspieler unter dem damaligen Profi-Trainer Ewald Lienen mittrainieren. Wendt sagte einmal im „Kölner Stadt-Anzeiger“ über seine verpasste Top-Karriere: „Ich habe in der Jugendzeit nie richtig darüber nachgedacht, dass es nicht klappen könnte. Alles lief so selbstverständlich in der C- oder B-Jugend. Es stand für mich fest, dass ich Profi werde, weil ich wirklich talentiert war. Die ersten Risse kamen dann in der A-Jugend, zusammen mit den ersten lukrativen Verträgen.“

Jonas Wendt glänzte in der Jugend beim 1. FC Köln

Plötzlich verdiente er 3000 Euro pro Monat und hatte einen Ausrüstervertrag mit einer großen Marke. „Es war natürlich unglücklich, als öffentlich bekannt wurde, dass ich zehnmal so viel verdient habe, wie Spieler XY. Ich war halt auch nie ein Typ wie zum Beispiel Guido Burgstaller von Schalke. Der kämpft und grätscht und wirft sich überall rein. Das mag ich total – so war ich aber nicht. Ich habe ein Spiel gelesen, hatte ein gutes Spielverständnis. Kilometer gefressen habe ich aber nicht. Dann kann es auch mal schnell Ärger geben in der Mannschaft: ‚Der läuft nur die Hälfte, verdient aber das Zehnfache.‘“

Wendt übertrieb es: „Ich hab es alleine zu verantworten. Ich habe mir mit 18 das neuste Mercedes-Coupé gekauft und bin dann zum Training damit gefahren. Das war nicht meine cleverste Entscheidung. Sowas kann man machen, wenn man Mitte 20 ist und 200 Bundesliga-Spiele gemacht hat.“ Die hat er aber nie gemacht – an ein Highlight wird er sich aber immer erinnern: Mit den B-Junioren scheiterte er im Jahr 2000 im Viertelfinale der Deutschen Meisterschaft am FC Bayern um Philipp Lahm erst im Elfmeterschießen.

Wendt: „Ich kann ganz selbstbewusst sagen: Ich war der beste Mann auf dem Platz, aber mit Abstand. Da hat niemand von Philipp Lahm gesprochen oder von diesen anderen Kaspern. Es war eine gute Zeit.“

Während Lahm später Weltmeister wurde, fand Wendt sein Glück im Kölner Umland. Wendt spielte unter anderem für Fortuna Köln, Yurdumspor Köln, Germania Dattenfeld oder den FC Junkersdorf und FC Bergheim.

Der einstige Sturm-Überflieger ist heute auch Inhaber des Stehcafés „Kiosk Wendt“ in Köln-Nippes. Fußball bleibt aber ein Lebensmittelpunkt: Als Trainer führte er Porz in die Mittelrheinliga (5. Spielklasse). Aktuell liegt Porz nach 14 Spieltagen auf Rang acht.

Boss Dicke sagt vor dem Test gegen den 1. FC Köln: „Das ist auch ein Spiel, was sich die Jungs nach dem Aufstieg verdient haben. Sie sollen rausgehen, Fußball spielen und Spaß haben. Und bloß keinen vom FC verletzten.“