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Kennen Sie ihn noch?Interview mit dem ersten Spieler des Jahres des FC

Schnellinger 1

Karl Heinz Schnellinger vom 1.FC Köln wurde 1962 Deutschlands Fussballer des Jahres

von Arno Schmitz (schmi)

Mailand/Köln  – Er war einer der weltbesten Abwehrspieler seiner Zeit. In Mailand hat er (fast) alles abgeräumt, wird bis heute geliebt, in Deutschland ist  er (fast) vergessen: Karl-Heinz Schnellinger (77, geboren in Düren).

Oft wird er er auf sein Tor zum 1:1 im Jahrhundertspiel Deutschland-Italien bei der WM 1970 „reduziert“. Das mag er nicht. „Ich hoffe, ihnen fällt was besseres ein“, sagt er, als wir ihn anrufen. Na klar!

Sie wurden Ende Oktober 1962 als erster Spieler des 1. FC Köln zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt und am Geißbockheim geehrt.

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Ja, ich erinnere mich noch gerne daran, habe noch die Fotos irgendwo im Album. Sepp Herberger war gekommen, auch Fritz Walter. Es ist mir damals schwer gefallen, das anzunehmen. Bei der Wahl ging es im Endeffekt um Hans Schäfer und mich. Ich habe zu unserem Präsidenten Franz Kremer gesagt: Das muss der Hans werden. Aber das konnte man nicht machen, weil halt ich gewählt war. Ich war und bin natürlich trotzdem sehr stolz auf die Auszeichnung.

Schäfer war also Ihrer Meinung nach der bessere Spieler im ersten Meister-Jahr des FC?

Nun, ich hatte jedenfalls immer viel Respekt vor älteren, verdienten Spielern.

1963 sind Sie nach Italien gewechselt – der neu gegründeten Bundesliga ist ein toller Spieler durch die Lappen gegangen.

Hätte es die Bundesliga damals  etwas früher  gegeben, wäre ich wohl nicht gegangen.

Sie leben noch heute in Mailand, besuchen Sie Köln noch hin und wieder?

Selten, selten. Wissen Sie, man wird auch zu Hause zum Ausländer, wenn man so lange weg ist. Ich bin in Italien ein Ausländer und in Deutschland irgendwie auch. Ich habe keine Eltern und Schwiegereltern mehr, meine Frau hat noch den ein oder anderen Bekannten, aber insgesamt ist der Kontakt nicht mehr so, wie es vielleicht sein könnte.

schnellinger 2006

Schnellinger im Jahr 2006 mit Franz Beckenbauer zu gast bei Johannes Baptist Kerner

Wann haben Sie denn den FC zuletzt live gesehen?

Das neue Stadion habe ich noch nicht betreten, ich höre nur immer, dass es sehr schön sein soll und tolle Stimmung herrscht.

Würden Sie denn kommen, wenn man Sie mal einladen würde, vielleicht seitens des Klubs?

Das käme drauf an. Wissen sie, ich zahle kein Geld mehr, um ein Fußballspiel zu sehen. Aber wenn es ein guter Anlass  wäre – warum nicht? Ich war ja Spieler in einer Zeit, als noch der Verein das Geld verdient hat und nicht der Spieler.

Wie denken Sie über die heutigen Gehälter?

Es liegt ja nicht an den Spielern, sondern an denen, die ihnen das viele Geld geben. Und die Berater verdienen kräftig mit. Es gibt doch keinen Spieler, der die Courage hat, allein zum Präsidenten zu gehen und zu sagen: Ich will zehn Millionen! Das ist einfacher, wenn es andere für dich fordern. Warum auch nicht, ich kann den Spielern ja nicht vorwerfen, dass sie das Geld nehmen, wenn es da ist. Man muss mit den Wölfen heulen – aber ich halte es schon für sehr übertrieben.

Was halten Sie denn vom Niveau im modernen Fußball?

Ich schaue bei Sky viel englische und spanische Liga, da spielen einige Mannschaften, die mir sehr gut gefallen.

Was ist mit Bundesliga und FC?

Schaue ich mir natürlich auch an, aber meist nur Ausschnitte. Den Kölnern kann ich nur sagen: Ihr müsst vorsichtig sein, bald geht der Karneval wieder los – da war immer etwas der Wurm drin. Aber es wäre natürlich schön, wenn der FC mal wieder ein bisschen oben mitmischen könnte, die Leute in Köln hätten das nach all den Jahren mal wieder verdient. Mit dem nötigen Glück, den richtigen Leuten und  einem guten Zusammenhalt kannst du vielleicht mal Bäume versetzen – ich wünsche es dem 1.FC Köln. Vielleicht komme ich ja mal zur Meister-Feier. (lacht)

2005 haben Sie uns mal gesagt, beim DFB wisse doch gar keiner mehr, dass es diesen Schnellinger mal gegeben habe.  Wir sollten Grüße bestellen. Wie sieht es heute aus?

Das ist besser geworden. Wolfgang Niersbach hat sich in seiner Zeit als Präsident sehr gut gekümmert. Vom neuen Präsidium habe ich bislang noch nichts gehört.

Darf man sie fragen, ob sie immer noch so gut aussehen wir früher?

Wie bitte?

Gina Lollobrigida soll Sie  mal als den schönsten Mann im Fußball bezeichnet haben.

Das hat die bestimmt nicht gesagt, deshalb antworte ich auf so was eigentlich nicht. Ich habe das aber auch gelesen. Wir haben uns mal „kennengelernt“, da haben wir uns begrüßt, 'Guten Tag' gesagt, mehr aber auch nicht. Ich glaube, die wollte einfach nur ihr Buch verkaufen.

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1963: Karl-Heinz Schnellinger gegen Borussia Dortmunds Torwart Bernhard Wessel

So lief die Karriere von Schnellinger

Am 31. März 1939 in Düren geboren, spielte sich Schnellinger bei der SG Düren (2. Liga West) über die DFB-Jugend- bis in die A-Nationalmannschaft, für die er 1958 debütierte. Nach der WM 1958 wechselte er zum 1. FC Köln, mit dem er 1960 erstmals ins Finale um die Deutsche Meisterschaft (2:3 gegen den HSV) einzog.

1962 war er unter Trainer Zlatko „Tschik“ Cajkovski entscheidend am Gewinn der ersten Meisterschaft beteiligt, im Finale (Foto) gewann der FC 4:0 gegen Nürnberg. 1963 wechselte Schnellinger nach Italien. Für Deutschland bestritt er die WM-Turniere 1958, ’62, ’66 und ’70, absolvierte insgesamt 47 Länderspiele. 1974 wechselte Schnellinger vom AC Mailand in die Bundesliga zu TeBe Berlin (19 Einsätze), ehe er nach seinem Karriereende nach Italien zurückkehrte.

Mamma Mia, Schnellinger! Sein größter Moment

Der 17. Juni 1970, WM-Halbfinale in Mexiko: Deutschland gegen Italien. In der 91. Minute drückt Schnellinger eine Flanke von Jürgen Grabowski zum 1:1 ins italienische Tor.

WM-1970

Eine hohe Flanke lenkt der deutsche Abwehrspieler Karl-Heinz Schnellinger (r) im Fallen in das von Enrico Albertosi (l) gehütete italienische Tor und besorgt so in der 90. Spielminute den 1:1-Ausgleich im Fußball-Weltmeisterschafts-Halbfinale zwischen Deutschland und Italien am 17.6.1970 im Aztekenstadion von Mexiko-Stadt.

„Mamma Mia“, stöhnen sie in Italien – ausgerechnet Schnellinger, ihr Liebling beim AC Milan. Nach  einer irren Verlängerung, Italien siegt 4:3, wird die Partie zum „Jahrhundertspiel“ erkoren. Schnellinger kann den Kult nicht verstehen. „Ganz einfach ein Scheiß-Spiel“ sei es 90 Minuten lang gewesen, schimpfte er mal in der „Zeit“.

Zudem  habe man es auch verloren. Dabei hat Schnellinger so viel gewonnen. Mit Milan nämlich so ziemlich alles: Italiensicher Meister 1968, Pokalsieger 1964, ’67, ’72, ’73, Europapokalsieger der Pokalsieger 1968, ’73, Europapokalsieger der Landesmeister 1969, Weltpokal 1969.

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