FC-Legende wird 80Thielen: Hatte mit dem FC viel Glück und Erfolg

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Karl-Heinz Thielen ist eine echte FC-Legende.

Köln – Natürlich hat sich Karl-Heinz Thielen dieses Jubiläum anders vorgestellt. „Meine großen Feste habe ich alle im Geißbockheim gefeiert,“ sagt die FC-Legende, die am 2. April auch ihren 80. Geburtstag gern in diesem Rahmen begangen hätte, „aber das hat sich ja diesmal erledigt.“ Das große Geburtstagsinterview findet in diesen Corona-Zeiten natürlich telefonisch statt.

Herr Thielen, was haben Sie denn nun am Donnerstag vor?

Thielen: „Selbst wenn wir ein Fest nur mit der Familie planten, wären wir zwanzig Leute. Deshalb wollen wir im August feiern, wenn meine Frau Hannelore 78 Jahre alt wird.“

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Ist das auch günstiger für den „argentinischen“ Teil der Familie? Ihre Tochter Susanne lebt mit Ehemann Marcello Carracedo, dem ehemaligen Bundesligaspieler, und ihren drei Kindern in Buenos Aires.

„Marcello steht derzeit unter Quarantäne, weil er vor kurzem als Spielervermittler in Europa unterwegs war. Die Übrigen sind zu Hause, er hält sich in einer anderen Wohnung auf.“

Sie sind 1940 geboren, also Kriegskind. Ist dies jetzt die größte Krise, die Sie persönlich zu bewältigen hatten?

„In der Tat haben wir mit dem Krieg die größte Krise überstanden. Ich habe das große Glück, in einer Zeit gelebt zu haben, in der es immer nur aufwärts ging. Ich kam zum Beispiel als Gymnasiast, als „Habenichts“, zum FC. Dann habe ich ein paar Tore geschossen, und die Farbe meines Lebens hat sich von tiefschwarz zu rosenrot entwickelt. Im Moment haben wir wieder eine Situation, mit der die Menschen irgendwie fertig werden müssen.“

Es geht ja derzeit viel um Solidarität, auch in der Bundesliga, die Spieler sollen z. B. Lohnverzicht üben...

„Da kann ich nur daran erinnern, dass 1973, als wir wegen des Stadionumbaus in der Radrennbahn spielen mussten und wenig Einnahmen hatten, einige Spieler ihre Gehälter gestundet haben.“

Dafür, dass Sie eine so große Karriere hingelegt haben, sind Sie spät gestartet, erst mit 14 Jahren haben Sie beim TSV 06 Rodenkirchen begonnen, wieso?

„Ich litt als Jugendlicher unter Skoliose, musste wegen der Rückgratverkrümmung neun Monate ein Gipskorsett tragen. Und der Arzt sagte mir: ‚Sport wirst du nie treiben können.‘“

Und dann hat der Fußball Ihnen nicht nur sportliche Triumphe beschert, sondern auch schon früh einen Porsche...

„...den habe ich 1964 gebraucht gekauft, nachdem ich zwei Jahre drauf gespart hatte. Aber bald danach habe ich mir  ein VW-Käfer Cabrio zugelegt, ich wollte beweisen, dass man nach einem Angeber-Auto auch mit einem normalen Wagen leben kann.“

Sie sind eine FC-Legende, haben für den Klub in 570 Spielen 429 Tore geschossen. Wieso sind Sie nur zweimal  – 1964 beim 3:4 gegen die CSSR, 1965 beim 0:1 gegen England – in die Nationalelf berufen worden?

„Zum einen habe ich beide Male nicht gut gespielt, außerdem hatte ich Theater mit Bundestrainer Sepp Herberger wegen seiner ‚Trockenphilosophie‘, also Trinken verboten rund ums Spiel. Ich habe ihm aber gesagt, wir müssen trinken, trinken, trinken. Das fand er wohl nicht so gut, seine Reaktion: ‚So, müssen sie das, dann trinken sie zu Hause.‘“

Sie sind ja sehr bodenständig, leben seit der Hochzeit 1966 in Köln-Weiß, haben den FC nur einmal „betrogen“, als Sie von 1989 bis 1991 als Berater zu Fortuna Düsseldorf gingen. Ist das auch, weil der FC „spürbar anders“ ist, was man auch daran sieht, dass ein Geißbock das Maskottchen ist?

„Ich steh’ 100-prozentig zu Hennes, weil er so gar keine kriegerischen Elemente in sich hat wie z. B. Adler oder Löwe. Als Metapher bietet sich da höchstens an, dass der FC den Gegner auf die Hörner nimmt.“

Stolze 80 Jahre – was geht Ihnen bei der Zahl durch den Sinn?

„Ich bin erfreut, dass ich mit dem FC so viel Glück und Erfolg hatte, dass ich an allen Titeln maßgeblich beteiligt war. Ich bin fünffacher Großvater und glücklich, wenn es meinen Kindern gut geht. Und es wäre schön, wenn ich die 90 noch erreichen könnte. Ich lebe gern, vor allem hier in Köln.“

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Und wie bleiben Sie, den Toni Schumacher mal den „Robert Redford des FC“ getauft und der sich angeblich auf dem Platz nie schmutzig gemacht hat, den Menschen wohl in Erinnerung?

„Dazu vielleicht eine Anekdote: Ich war mit Hannelore mal auf dem Weinmarkt, als sich ein älterer Herr mit seiner Frau zu uns setzte. Der erzählte ihr alles über mich, über meine Tore und charakterisierte mich so: ‚Gertrud, dat is dä Kalli Thielen, 5 Tore jäje Kaiserslautern – ävver immer en wieße Botz‘.“

Ein paar Worte noch zum aktuellen FC?

„Ich sehe noch gute Chancen auf Europa. Denn vor der Corona-Pause hatten sie einen Lauf. Beim Spiel gegen Schalke Ende Februar habe ich mir dreimal die Augen gerieben, in der ersten Halbzeit sah das aus wie ein Spiel zwischen Profis und Amateuren. Vor allem bei Markus Gisdol war ich zunächst auch nicht euphorisch. Aber er und Horst Heldt haben mich beide positiv überrascht.“