Wille, Liebe, GeldSo tickt der kölsche Oilers-Superstar Leon Draisaitl

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Leon Draisaitl

von Uwe Bödeker (ubo)

Köln – Es ist der 29. August diesen Jahres, wir stehen in der Tiefgarage des RheinEnergie-Stadions.  Die EXPRESS-Sportnacht beginnt um 19 Uhr, doch Leon Draisaitl (22) und Vater Peter  (52) sind schon um 18 Uhr da.

Mich erreicht eine Nachricht der Haie-Spieler: „Was sollen wir anziehen?“ Ich schaue Leon an, er winkt mich her, im Anzug mit Krawatte auf halb  acht. Schnell ein Foto von ihm gemacht und per Whatsapp zu den Spielern geschickt: „So!“ Leon muss schmunzeln. Diese Szene zeigt, wie locker und „normal“ Leon geblieben ist. Nicht selbstverständlich bei dem Lebenslauf.

Draisaitl ist wohl der beste deutsche Eishockeyspieler, den Deutschland je hervorgebracht hat. Mit 22 Jahren ist er Leistungsträger bei den Edmonton Oilers, unterschrieb 2017 einen Achtjahres-Vertrag über 57,7 Millionen Euro.

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Doch Geld ist nicht sein Antrieb. Er läuft bis heute im Schlabber-Shirt rum, legt keinen großen Wert auf Markenkleidung, wohnt in Kanada in einem Mietshaus.

Mit fünf Jahren ging Leon Draisaitl in die Kölner in die Eislaufschule

Als sein erfolgreicher Vater (Meister mit den Kölner Haien 1995 und drei Olympia-Teilnahmen mit Deutschland,  1988, 1992 und 1998) ihn erstmals zum Eishockeyspielen mitnimmt, muss Leon weinen. Die dicke Ausrüstung hat ihm nicht gefallen.

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Leon Draisaitl als kleiner Junge.

So heiß ist Leons Freundin Celeste.

Mit fünf Jahren geht er  in die Laufschule des KEC, gemeinsam mit den Tiffels-Brüdern Frederik (23) und Dominik (24, beide heute wieder beim KEC).

Rodion Pauels, Nachwuchsleiter beim KEC, erinnert sich: „Leon war talentiert, aber nicht überragend. Das war vielleicht auch ein Vorteil. Denn die Kinder, die mit elf Jahren alle in Grund und Boden spielen, denken, es geht immer so weiter.“

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Peter und Leon Draisaitl 2007 bei den Kölner Haien.

Bei Leon geht es nur weiter, weil er arbeiten will. „Ich wollte nie vom Eis“, sagt er heute. Vater Peter verfolgt den Werdegang seines Sohnes ganz gelassen - er hatte im Profigeschäft ja selbst alles erlebt. Sein Motto: „Jeder muss selber wissen, was er investieren will.“

Mit 15 Jahren geht Leon von zu Hause weg nach Mannheim

Mit 15 will sich Leon verändern. „Wir hatten Angebote von Red Bull Salzburg und Adler Mannheim. Er ging nach Mannheim“, so Peter. In dieser Zeit zwischen 2009 und 2012 hat es Peng gemacht. 

Leon entwickelt sich zu einem kompletten Spieler – athletisch, technisch stark, torgefährlich. „Seine größte Waffe ist aber seine Spielintelligenz, er kann immer die Mitspieler perfekt in Szene setzen, auch auf dem höchsten Niveau“, sagt Pauels. 2012 geht es rüber nach Kanada zu den Prince Albert Raiders in eine der höchsten kanadischen Nachwuchs-Ligen. Für Leon ist längst klar: Er will einer der Besten werden.

2014 schreibt Leon der deutsche NHL-Geschichte

Das gelingt: 2014 wird er beim NHL-Draft von Edmonton an dritter Stelle gezogen - einmalig in der deutschen Historie. Auf dem Eis ist er wie entfesselt. Abseits ein junger, zum Teil schüchterner Mann. Er muss lernen mit dem öffentlichen Interesse umzugehen. In Kanada fragen sie sich, warum er nicht lacht. Er meint, dass sei nicht die Art der Draisaitls, Vater Peter lacht auch nicht oft. Doch er taut auf, ist mittlerweile auch ein Medienprofi.

Hier zeigt Leon seinen Oilers Kollegen Köln und den Dom

Draisaitl allein in Kanada: Trennung von Mama tut weh

Was ihm zu schaffen macht, ist die Trennung von der Familie, seiner Mutter Sandra und der geliebten Schwester Kim. Im Sommer ist er immer in der Heimat, genießt das Essen (Peter: „Er hat dann bei seiner Mama alle Wünsche frei“), Zeit mit Freunden beim 1. FC Köln und das Sommer-Training beim KEC. Und überm großen Teich? „Da helfen ihm ab und zu die Höhner gegen Heimweh“, lacht Vater Peter.

Seit einigen Monaten hat Leon auch eine Freundin, die kanadische Schauspielerin Celeste Desjardins  (22). „Er hat sie schon zweimal mit nach Köln gebracht“, sagt Peter. Nur am Mittwoch kann sie beim Duell der Haie gegen Edmonton nicht dabei sein, sie hat Castings in Los Angeles. Trotzdem wird es für Leon ein Fest: „Das wird in meiner Heimatstadt das Highlight meiner Karriere.“