Pionierin in der Fußball-WeltZDF-Reporterin Claudia Neumann vor EM 2021 ausgezeichnet
Mainz – Bei der EM 2016 kommentierte mit Claudia Neumann (57) erstmals eine Frau bei einem Fußball-Männerturnier. Seither gilt sie als Pionierin in ihrem Gebiet. Bei ihren Einsätzen sieht sie sich jedoch immer wieder mit sexistischen Kommentaren und Beleidigungen konfrontiert. Davon ließ sich die gebürtige Dürenerin aber nicht unterkriegen und wird auch bei der EM 2021 wieder für das ZDF am Mikrofon sitzen.
- EM 2021 live im ZDF
- Claudia Neumann als Kommentatorin für das ZDF bei der EM 2021
- ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann vor EM 2021 ausgezeichnet
Claudia Neumann bei der EM 2021: Über Bonn und Köln zum ZDF
Die 1964 in Düren geborene Claudia Neumann absolvierte ihr Abitur in Neunkirchen-Seelscheid im Rhein-Sieg-Kreis und studierte im Anschluss Germanistik, Pädagogik und Sport in Bonn.
Nach einer Hospitanz bei RTL in Köln und sieben Jahren als Sport-Redakteurin und -Reporterin bei Sat.1 landete Neumann schließlich 1999 beim ZDF. Dem Sender hält sie bis heute die Treue.
Auch hier arbeitete die Rheinländerin als Redakteurin und Reporterin und begleitete seit der EM 2000 jedes große Fußball-Turnier journalistisch.
EM 2021 im ZDF: Claudia Neumann als erste Frau bei einem Männerturnier
Nachdem Neumann bei der Frauen-Nationalmannschaft bereits viele Jahre als Live-Reporterin im Einsatz war, durfte sie bei der EM 2016 als erste Live-Kommentatorin bei einem Männerturnier ran und gilt seither als eine Pionierin in der Männerdomäne Fußball.
Seit ihrem ersten Turnier als Live-Reporterin zählt sie neben Urgestein Béla Réthy (64), Martin Schneider (54) und Oliver Schmidt (49) zur Stammbesetzung im ZDF bei Europa- und Weltmeisterschaften.
EM 2021 im ZDF: Claudia Neumann erhält Auszeichnung
Im März 2021 verlieh Malu Dreyer (60), Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, der Rheinländerin den Marie Juchacz-Frauenpreis.
„Als Pionierin steht Claudia Neumann für einen Aufbruch in der Sportberichterstattung. Sie hat sich damit große Verdienste um die Gleichstellung von Männern und Frauen erworben“, sagte Dreyer und lobte ihren Umgang mit dem Hass, dem sich Neumann regelmäßig auf Social Media ausgesetzt sieht.
EM 2021 im ZDF: Sexistische Beleidigungen gegen Kommentatorin Claudia Neumann
Denn seit ihrem ersten Einsatz als Live-Reporterin bei der EM 2016 kam es immer wieder zu frauenfeindlichen Beleidigungen und Shitstorms gegen Claudia Neumann.
Die Kommentatorin ließ sich jedoch von den Anfeindungen nicht aus der Fassung bringen und ging locker mit ihnen um. Das Thema arbeitete die Rheinländerin auch in ihrem Buch „Hat die überhaupt ne Erlaubnis, sich außerhalb der Küche aufzuhalten?“, das im Jahr 2020 erschienen ist, auf.
Gegenüber dem Portal „t-online“ erklärte Neumann: „Viele haben vielleicht im Inneren noch ein größeres Problem damit, dass eine Frau ein Fußballspiel der Männer kommentiert – und eben insgesamt ein antiquiertes Rollenbild der Frau. Ich habe nach wie vor den Eindruck, dass viele Männer ein Bild von Frauen haben, das sich nach Äußerlichkeiten richten muss und in der Extreme auch die Vorstellung, dass die Frau sich unterordnen muss. Das ist schwierig.“
EM 2021 im ZDF: Sender stellte sich bei WM 2018 vor Claudia Neumann
Bei der WM 2018 gingen die Beleidigungen so weit, dass das ZDF Anzeige erstatte und Sportchef Thomas Fuhrmann (55) ein Machtwort sprechen musste. Fuhrmann stellte sich vor seine Mitarbeiterin und verurteilte die sexistischen Kommentare aufs Schärfste.
„Wir akzeptieren natürlich Kritik, auch bei den Kommentatoren – was aber bei Claudia Neumann passiert, sprengt alle Grenzen“, sagte Fuhrmann.
Der ZDF-Sportchef weiter: „Hier wird offensichtlich etwas Grundsätzliches berührt: Eine Frau kommentiert ein Spiel der Männer-WM. Manche drehen da im Netz völlig durch, das ist unterste Schublade.“
EM 2021 im ZDF: Claudia Neumann bei drei Gruppenspielen im Einsatz
Bei der EM 2021 ist Claudia Neumann bei drei Gruppenspielen als Live-Reporterin eingeplant – sitzt dieses Jahr aber nicht alleine hinter dem Mikrofon. Denn mit der zweifachen Weltmeisterin und 174-fachen Nationalspielerin Ariane Hingst (41) bekommt die Rheinländerin fachkundige Unterstützung.
Den ersten Einsatz hat das Duo direkt am zweiten Turniertag (12. Juni 2021), wenn Belgien in der Gruppe B auf Russland trifft. (cho)