Köln – Auf Lebensmittel-Verpackungen geht’s bunt zu. Wer im Supermarkt unterwegs ist, wird mit einer Flut von Labeln und Siegeln konfrontiert. Der Kunde will das Gefühl haben, dass er guten Gewissens einkauft – sei es, dass er Wert auf biologisch produzierte Produkte legt oder Fleisch und Eier aus artgerechter Tierhaltung bevorzugt.

Deutschland hat die meisten Labels in Europa

Nirgendwo in Europa gibt es so viele Labels wie bei uns. Mehr als 1000 sind es. „Die Deutschen sind echte Siegel-Fans“, weiß Birgit Czinkota vom Meinungsforschungsinstitut Nielsen. Doch nur ein Bruchteil der Logos unterliegt staatlicher Kontrolle. Nützlich sind viele dennoch... 

Große Palette

Das Siegel der QS Qualität und Sicherheit GmbH wurde ursprünglich für die Fleischproduktion kreiert. Die Palette umfasst jetzt auch Obst, Gemüse, Kartoffel und Geflügel. Es gewährleistet zwar Qualitätsstandards und Kontrollen auf allen Stufen der Erzeugung, garantiert aber wirklich nur die gesetzlichen Mindestanforderungen.

Für V-Genießer

Das Label soll Vegetariern die Lebensmittelauswahl erleichtern. Ob es sich um ein vegetarisches oder veganes Produkt handelt, steht unter dem Siegel. Vegetarische Produkte werden ohne Rohstoffe aus Tierkörpern produziert. Milch oder Eier sind erlaubt. Vegane „V“-Produkte verzichten auf alle diese Zutaten.

Ohne Gentechnik

Das 2009 in Deutschland eingeführte Logo kann für tierische Produkte wie Fleisch, Milch oder Eier genutzt werden, wenn keine gentechnisch veränderten Futtermittel zum Einsatz gekommen sind. Bei verarbeiteten Lebensmitteln sind gentechnische Zutaten verboten – ebenso daraus hergestellte Produkte.

4-Farben-Siegel

Das Siegel auf Fleisch der Initiative Tierwohl zeigt, wie die Tiere gehalten wurden. Das rote Etikett „Stallhaltung“ ist der niedrigste Standard. Es folgen „Stallhaltung Plus“ (blau), „Außenklima“ (orange) und „Premium“ (grün). Die Verbraucherzentrale kritisiert, dass das Angebot im Handel meist aus Form 1 stammt.

Gütezeichen

Die Teilnahme an Qualifikationschecks der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) ist freiwillig. Bewertet werden Geschmack, Geruch, Aussehen und Konsistenz der Lebensmittel – mit Siegeln in Gold, Silber und Bronze. Das Logo dient aber vorwiegend Werbezwecken, sagt nichts über die Art der Erzeugung.

Nachhaltigkeit

Der Handelskonzern Rewe Group führte das Pro-Planet-Siegel 2010 ein. Er vergibt es an nachhaltig erzeugte Lebensmittel und andere Artikel der Eigenmarken. Kriterien sind Umwelt- und Sozialverträglichkeit. Über die aufgedruckte Kennziffer können online Infos über das Produkt abgerufen werden.

Klare Herkunft

Das EU-Kennzeichen „geschützte Ursprungsbezeichnung“ gibt eindeutig Auskunft über die Herkunft. Die eingetragenen Produkte müssen in einem bestimmten geografischen Gebiet nach festen Kriterien erzeugt werden. Beispiele sind der Allgäuer Emmentaler oder Parmaschinken.

Fair genießen

Kriterien für Label-Vergabe sind: Monoprodukte wie Kaffee müssen zu 100% aus Fairtrade zertifizierten Rohstoffen bestehen. Bei Mischprodukten wie Schokolade muss der Fair-Trade-Anteil angegeben werden. Weitere Standards: Verbot von Kinderarbeit, Gesundheits- und Arbeitsschutz, null Gentechnik.

Siegel für Fisch

Das Siegel der gemeinnützigen Organisation Marine Stewardship Council (MSC) kennzeichnet Fische und Meeresfrüchte aus ressourcenschonender Fischerei. Kritiker wie Greenpeace bemängeln aber, dass auch Fischereien eine Zertifizierung erhalten würden, die z.B. zerstörerische Boden-Schleppnetze nutzen.

Gut gegrast

Der Begriff „Weidemilch“ ist lebensmittelrechtlich nicht geschützt. Wer Milch oder Milchprodukte mit dem Logo kauft, kann aber sicher sein, dass die Kühe mindestens an 120 Tagen im Jahr sechs Stunden auf der Weide waren. Weitere Kriterien sind: gentechnikfreie Futtermittel und regelmäßige Kontrollen.

EU-Bio-Logo

Seit 2010 tragen alle in der EU produzierten Bio-Lebensmittel das EU-Bio-Siegel. Es garantiert die Einhaltung der EU-Öko-Verordnung, Gentechnikfreiheit, artgerechtere Tierhaltung und den Verzicht von chemisch-synthetischen Pflanzenschutz- und Düngemitteln. Die Öko-Kontrollstelle muss auch angegeben sein.

Mehr Tierwohl

Seit 2013 bietet der Deutsche Tierschutzbund Hilfe beim Einkauf von Fleisch aus tiergerechterer Erzeugung. Das Label gibt es in zwei Varianten: Einstiegs- und Premiumstufe. Wichtige Kriterien sind mehr Platz, eine abwechslungsreichere Stall-Umgebung, kürzere Transporte und schonende Schlachtung.

Alles regional

Die Tierhaltung nach Neuland-Kriterien (ein Vermarktungsverbund) verlangt u.a. Auslauf ins Freie, Strohhaltung, viel Tageslicht im Stall, nur heimische Futtermittel und keine präventive Antibiotikabehandlung. Kein Bio-Programm, aber eines für besonders tiergerechte und umweltschonende Haltung.

Das Bio-Siegel

Schon vor der Einführung des Europäischen Bio-Logos gab es seit 2010 das deutsche Bio-Siegel. In seinen Anforderungen ist es mit dem EU-Logo vergleichbar. Der Unterschied: Das Deutsche Bio-Siegel ist eine freiwillige Kennzeichnung. Das Zeichen kann zusätzlich zum EU-Bio-Logo verwendet werden. 

Und was ist der neue Nutri-Score? 

Das auf Lebensmittelpackungen aufgedruckte Logo Nutri-Score soll Orientierung bieten. Es soll im Laufe des Jahres zunehmend eingeführt werden. Die jeweiligen Produktbestandteile wie Zucker oder Salz werden mit Punkten bewertet, günstige und ungünstige Inhaltsstoffe miteinander verrechnet. Das Ergebnis wird auf einer Skala eingestuft. Die reicht von „A“ (grün und günstig) bis „E“ (rot und ungünstig).