EdekaKunde sieht Hinweis in Filiale und rastet aus: „Kann nicht sagen, wie mich das mittlerweile nervt“

Die Preise in den deutschen Supermärkten und Discounter steigen und steigen, die Inflationsrate ist auf einem Rekordwert. Viele Markenhersteller und der Lebensmittelhandel liegen deshalb im Clinch. Die Folge: Viele Regale sind leer, Lieblingsprodukte fehlen – zum Unmut der Verbraucherinnen und Verbraucher. 

Bereits die vergangenen Jahre waren eine Herausforderung sowohl für den Handel als auch für die Kundschaft: Während der ersten Corona-Welle haben viele Deutsche die Regale leergekauft, es kam zu Engpässen bei Nudeln, Klopapier, Mehl. Dann folgte der Ukraine-Krieg – und mit ihm wurden Speiseöle knapp. 

Nun sind viele Regale erneut leer, viele Kundinnen und Kunden reiben sich verwundert die Augen, wenn sie ihr Lieblingsprodukt in ihrer Supermarktfiliale suchen. Doch diesmal sind nicht etwa Hamsterkäufe schuld, sondern laufende Preisverhandlungen zwischen Herstellern und Händlern. Die Inflation sorgt vielerorts für verhärtete Fronten und damit für ein ausgedünntes Angebot. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher zeigen sich genervt.

Edeka: Preiskampf mit Coca-Cola führt zu leeren Regalen

Auch zwischen Edeka und Coca-Cola kommt es seit Wochen zu einem Kräftemessen: Der US-Konzern hatte vor Ablauf des alten Vertrags mehr Geld gefordert, Edeka hatte das weitgehend verweigert. Coca-Cola wiederum stellte die Belieferung von Deutschlands größtem Lebensmittelhändler ein. Edeka wehrt sich dagegen, ein Gericht muss sich mit dem Fall beschäftigen: Coca-Cola wurde vorerst zu Lieferungen verpflichtet, ein Lieferboykott per einstweiliger Verfügung verboten, weil das ein „Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung“ sei. Zunächst nur bis Ende September.

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Doch später wies das zuständige Landgericht Hamburg das von Edeka geforderte Lieferstopp-Verbot zurück, hob die einstweilige Verfügung (Az 415 HKO 72/22) laut Branchenmagazin „juve“ auf. Nun sagt die Kammer: Coca-Cola dürfe die Lieferungen stoppen, wenn die Preisvorstellungen nicht zusammenpassen. Edeka ging in Berufung. 

Die Folge: Vielerorts sind die Regale wieder leer – zum Unmut einiger Kundinnen und Kunden, die auf der Facebook-Seite von Edeka zu lesen ist. Als ein Kunde das entsprechende Hinweis-Schild vor einem leeren Getränkeregal in einer Filiale sieht, rastet er aus. „Auf Grund anhaltender Preisverhandlungen werden Produkte der Fa. Coca-Cola derzeit nicht geliefert“, heißt es dort mit der Bitte um Verständnis.

„Hey Edeka, ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr mich das mittlerweile nervt!  Macht so 'nen Mist bitte in der Stadt und nicht auf dem Land, wo ihr teilweise Alleinversorger seid“, schreibt der Kunde genervt.

Nicht nur Coca-Cola, auch andere Markenhersteller streiten sich mit dem Handel, mal fehlen bekannte Süßigkeiten, mal Tierfutter oder Deoroller. „Katzenfutter lasse ich mir deswegen schon jetzt im Abo von Amazon liefern, deutlich günstiger als bei euch wohlgemerkt, und wenn ihr so weiter macht, lasse ich mir bald auch noch Getränke von dort liefern“, droht der Kunde.

Die Reaktionen auf diesen Wut-Post fallen gemischt aus – nicht alle teilen den Unmut. „Was Edeka und Rewe machen, ist zum Wohle der Kunden, wenn Großkonzerne wie Coca-Cola meinen, die Preise in Deutschland erhöhen zu müssen“, meint ein User in der Kommentarspalte. „Edeka macht das, weil Coca-Cola immense Preiserhöhung fordert. Das möchte Edeka nicht an seine Kunden weitergeben. Würden die Preise erhöht werden, würdet ihr auch meckern“, merkt ein weiterer an. 

Edeka, Rewe, Penny, Netto: Vielerorts fehlen Markenprodukte

Der Streit zwischen dem Handel und den Herstellern geht derweil weiter: In einer Stellungnahme von Edeka ist von Aggressoren die Rede und Industriekonzernen, die ihre Marktmacht ausspielten: „Nicht nur Mars, auch viele weitere internationale Markenkonzerne wie beispielsweise Coca-Cola oder Procter & Gamble versuchen aktuell mit überzogenen Preisforderungen auf der Inflationswelle mitzureiten, um ihre Renditen zu steigern, und nutzen einseitige Lieferstopps als Druckmittel gegen den Handel“, heißt es darin. 

Viele deutsche Kundinnen und Kunden haben aufgrund der massiv gestiegenen Preise ohnehin ihr Kaufverhalten geändert, greifen öfter zu den günstigeren Eigenmarken. Nicht selten werben mittlerweile auch die Supermärkte und Discounter aktiv für ihre Eigenmarken – um die häufig teureren Markenprodukte in die Schranken zu verweisen.

Mars hatte Lieferungen an Rewe und Edeka sowie die Discounter-Töchter Penny und Netto eingestellt. Der Nachschub bei Schokoriegeln wie Snickers oder Bounty, bei Kaugummis (Airwaves), Haustiernahrung (Chappi), Pasta (Miracoli) und Reisgerichten (Ben’s Original) stockte. Immerhin: Zuletzt haben sich Rewe und der Kaffeehersteller JDE nach langem Streit um Lieferkonditionen geeinigt, die Kaffeesorten von Jacobs kehren dort in die Regale zurück.

Der Markenverband, der rund 400 Unternehmen vertritt – darunter auch Coca-Cola, Dr. Oetker, Storck – forderte zuletzt die Lebensmittelketten auf, wieder zu verhandeln. Von Kriegsrhetorik ist die Rede. „Die Grenze des Respekts vor dem Geschäftspartner ist aus unserer Sicht überschritten.“ (mg)