Sie kommen als blinde Passagiere und breiten sich rasant aus. Jetzt steht Mallorca vor einem Schlangenproblem. Was Reisende wissen sollten.
Behörden alarmiertSchlimmer als Massentourismus – Schlangenplage auf Mallorca verschärft sich

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Die Hufeisennatter breitet sich rasant auf Mallorca und den Balearen aus. Sie kann bis zu zwei Meter lang werden. Ihre Bisse sind zwar nicht giftig, aber sehr schmerzhaft und können sich entzünden.
Malle-Reisende kennen das Problem: überall Schlangen! Am Flughafen, am Hotelpool, am Ballermann – und jetzt auch in der Natur.
Letztere allerdings nicht in Form von Touristen und Touristinnen. Immer mehr (echte) Nattern machen sich auf der Insel breit. Mallorca hat ein Schlangenproblem! Und die tierischen Touris sind bei den Einheimischen noch unbeliebter als der Massentourismus.
Schlangen breiten sich auf spanischen Inseln aus
Dieses Problem ist zum Teil hausgemacht. Die Schlangen kamen als blinde Passagiere in hohlen Wurzelballen und Baumstämmen auf die Insel – vor allem beim Import von Olivenbäumen und Johannisbrotbäumen aus Andalusien.
Aktuell ist es offenbar besonders schlimm. Immer mehr Schlangen wie die Hufeisennatter machen sich auf der Baleareninsel breit. Die Folgen bekommen nicht nur Urlaubende zu spüren. Die invasiven Arten bedrohen das Ökosystem, wie die Artenschutzbehörde Cofib warnt.
Inzwischen sind die unterschiedlichen Schlangenarten kaum noch kontrollierbar. Um die weitere, unbemerkte Einfuhr der Tiere zu verhindern, fordert Cofib mehr Kontrollen an Häfen und Flughäfen. Außerdem soll eine eigene Taskforce bei der Landesregierung gebildet werden.
Um die Schlangenplage einzudämmen, setzt die Regionalregierung verstärkt auf den Einsatz von Fallen. Diese werden auch der mallorquinischen Bevölkerung zur Verfügung gestellt. Übrigens: Laut des Königlichen Dekrets Nummer 630/2013 ist das Töten von solchen invasiven Tieren ausdrücklich zugelassen – allerdings nur durch die Behörden.
Diese Schlangenarten kommen aktuell besonders häufig vor:
- Hufeisenschlangen
- Treppenschlangen
- Schlingnattern
Gut zu wissen: Die Tiere sind nicht giftig! Allerdings sollte ein Biss immer medizinisch behandelt werden. Besonders bei Kindern, Senioren oder Personen mit geschwächtem Immunsystem kann ein Biss ernste Folgen haben.
Wer eine Schlange sieht, sollte das zudem der zuständigen Umweltbehörde melden. So kann eine mögliche Ausbreitung dokumentiert werden.
Was bedeutet die Schlangenplage für Mallorca-Reisende?
Für Urlauber und Urlauberinnen besteht keine direkte Gefahr, beruhigen die Behörden. Überwiegend halten sich die Tiere in den ländlichen Regionen auf. Daher sollten vor allen Wanderer und Wanderinnen die Augen offen halten und trockene Regionen in Olivenhainen, Weingärten und mit dichtem Bewuchs meiden.
Kommt es doch zu einer unerwünschten Begegnung mit einer Schlange, gelten folgende Verhaltensregeln:
- Ruhig bleiben und nicht in Panik geraten
- Keine hektischen oder schnellen Bewegungen machen
- Die Tiere nicht mit dem Smartphone oder der Kamera bedrängen
- Die Schlangen auf keinen Fall anfassen
- Sich ruhig und langsam zurückziehen
Wer auf Mallorca Urlaub macht, kann schon beim Buchen der Unterkunft Vorkehrungen treffen und beispielsweise Fincas wählen, die über eingezäunte Gärten oder Fallen verfügen.
Beim Wanderurlaub ist auf feste, geschlossene Schuhe zu achten. Außerdem sollten die offiziellen Wege nicht verlassen werden. Bei der Rast an Holzstapeln aufpassen. Die Hohlräume sind ein beliebtes Domizil der Schlangen, ebenso wie Steinhufen, in deren Ritzen sich die Tiere gut verstecken können.
Die gute Nachricht: An Stränden sind die Schlangen bislang kaum gesichtet worden. Hier müssen sich Malle-Urlauber nur mit den bekannten Schlangen um den besten Liegenplatz auseinandersetzen.
Alarmierend ist die Lage dagegen auf der Naturschutzinsel Sa Dragonera westlich von Mallorca. Wildkameras dokumentierten auf dem unbewohnten Eiland eine Hufeisennatter dokumentiert – ein Alarmzeichen für die Biologen.
Auch auf Ibiza und Formentera ist die Situation kritisch. Hier wurden bereits mehr als 1.500 Schlangen pro Jahr eingefangen, heißt es unter anderem in einem Reisebuch-Bericht.
Um dem immer größer werdenden Problem der invasiven Arten Herr zu werden, stehen Mallorcas Umweltpolitiker und Politikerinnen nun vor einer Herkulesaufgabe. Denn die Schlangen bedrohen vor allem einheimische Tierarten wie die Balearen-Eidechse. Auch Jungvögel sind zunehmend bedroht. Nur mit langfristigen Strategien und einer konsequenten Umsetzung kann das Ökosystem der Insel stabil bleiben. Als eine Maßnahme wurde die Einfuhr von Olivenbäumen eingeschränkt. Sie gelten als Träger der invasiven Art. (susa)