„Wer wird Millionär?“Kandidat beichtet Günther Jauch schwere Sucht – „acht Jahre lang“ abhängig

Moderator Günther Jauch mit Olaf Beck aus Hamburg.

Moderator Günther Jauch mit Olaf Beck aus Hamburg.

40-mal umgezogen und ein Date mit Kylie Minogue - der Auftritt des „Wer wird Millionär?“-Kandidaten Olaf Beck am Montag blieb aufgrund von vielen Anekdoten in Erinnerung. Die bemerkenswerteste handelte von seinem Sieg gegen den Alkoholismus.

Dass die RTL-Quizshow „Wer wird Millionär?“ seit Dekaden zu den Dauerbrennern im TV gehört, ist drei Zutaten zu verdanken: zum einen dem spitzbübischen Charme des Moderators Günther Jauch, der in seiner Rolle als Hüter über die Millionen zwischen Sadismus und Güte changiert. Zum anderen den kniffligen Quizfragen, welche die Zuschauer daheim zum Mitraten animieren. Und last not least: die Kandidaten, die oft skurrile Anekdoten aus dem privaten Nähkästchen plaudern.

Ein Paradebeispiel von Letzterem war in der Ausgabe vom Montag zu Gast bei Günther Jauch. Bereits der Einstieg war bemerkenswert: Olaf Beck aus Hamburg ist 55 Jahre alt und bereits 40-mal umgezogen. Berufsbedingt, denn der Hamburger arbeitet in der Hotellerie. Nachdem sich Beck wacker schlug und Frage um Frage jokerlos beantworten konnte, lenkte Günther Jauch den Blick aufs Private. Ein Einspieler zeigte ein Foto des Director of Human Relations bei einer Hotelgruppe aus einer Zeit, in der er kaum wiederzuerkennen war.

„Wer wird Millionär?“: Kandidat mit extremen Lebenswandel

„Da dass nicht nur figürlich, sondern auch gesundheitlich eine schwere Zeit war, muss ich erstmal durchatmen“, erklärte der Single. Entstanden sei das Foto „um die 2000er-Wende, kurz bevor ich geschafft habe mein Leben zu verändern“. 165 Kilo habe er damals gewogen. Mittlerweile wiege er 95 Kilo und beschreibt sich als „relativ fit“. Ein klares Understatement. Das Studiopublikum zeigte seine Anerkennung mit Applaus.

Alles zum Thema Wer wird Millionär?

Doch die größte Leistung des Hotelmitarbeiters kitzelte der Moderator mit einer sehr direkten Frage aus dem Kandidaten heraus: „Das war nicht einfach nur futtern, sondern auch psychische Probleme?“ Olaf Beck erklärte, dass er offen mit dem Tabuthema umgehe: „Ich war acht Jahre schwerer Alkoholiker. Ich habe das angefressen, zum Alkohol dazu.“ Mittlerweile sei er seit vielen Jahren trocken und das Thema Alkohol wäre nicht mehr verführerisch für ihn. Bemerkenswert, wenn man an die hohe Rückfallquote denkt, wie Jauch bemerkte.

Die 4.000-Euro-Frage passte zu Olaf Becks Lebens- und Leidensgeschichte: „Was kann nach § 44 StGB ausdrücklich angeordnet werden, wenn so die Verhängung einer Freiheitsstrafe vermieden werden kann?“ Taschengeldkürzung, Fernsehentzug, Nachsitzen, Fahrverbot? Auch hier blieb Beck schonungslos ehrlich: Fahrverbot war die richtige Antwort. Er wisse das deshalb so genau, weil er es selbst erlebt habe. „Ich habe das schlimme gemacht: Ich bin mit Alkohol Auto gefahren, habe Gott sei Dank keinen geschädigt außer mich und das Auto.“ Die Folge: eine MPU, im Volksmund auch als Idiotentest bekannt.

„Wer wird Millionär?“: Kandidat hatte Date mit Kylie Minogue

Um ein anderes Erlebnis dagegen dürften die meisten Zuschauer Olaf Beck beneidet haben: Er hatte ein Date mit Kylie Minogue - wenn auch aufgrund einer Verwechslung. In seiner damaligen Funktion als Hotelmanager hatte er den Popstar persönlich begrüßt als Minogue vor einem Konzert eincheckte. „Sie plauderte mit mir, als ob ich ein guter Freund wäre“, erinnerte er sich. Dann fragte sie, ob er mit ihr frühstücken würde. Beim Frühstück mit der Pop-Diva habe er keinen Bissen runterbekommen vor lauter Anspannung, Angesicht zu Angesicht mit „dieser zauberhaften Frau“.

Allerdings erfuhr er später, dass Kylie Minogue aufgrund eines Missverständnisses mit ihm zu Tisch saß. Auf die Autogrammkarte für ihn schrieb sie später: „To the Security Manager, thank you, your Kylie“. Sie hatte ihn also mit dem Sicherheitschef des Hotels verwechselt und wollte offenbar nur besonders behütet frühstücken. Noch ärgerlicher: Die Autogrammkarte hatte Olaf Beck verloren - „bei einem meiner 40 Umzüge“.

Jauch ärgerte sich indes ein wenig über die Souveränität, mit der Beck alle Frage meisterte: „Wir gehen auf 16.000 Euro, mich besorgt, dass Sie noch vier Joker haben. Aber da kriegen wir schon ein bis zwei weg!“ Die 16.000-Euro-Frage erforderte dann tatsächlich wie aufs Stichwort die Hilfe eines Zusatzjokers im Saal: „Nach einem Roman welchen Autors benannte sich die Band, die 1968 mit Born To Be Wild ihren wohl größten Hit hatte?“ Günter Grass, Hermann Hesse, Theodor Fontane, Franz Kafka? Die Dame im Studio wusste: Die Band hieß Steppenwolf - wie der Roman von Hermann Hesse.

Wer wird Millionär?:  Kandidat mit krasser Sucht-Beichte

Jauch wollte danach eine weitere Hotelgeschichte hören und erfuhr, dass die Kelly Family Mitte der 90er-Jahre eine komplette Hotel-Etage gebucht hatte und volle Windeln einfach auf dem Flur liegen ließ. Zur Abholung, vermutete Jauch. Olaf Beck dagegen hoffte, dass diese lediglich beim Transport unabsichtlich fallen gelassen wurden. Bevor er weitere private Fragen oder Fragen auf dem Weg zur Million beantworten konnte, signalisierte die Tröte, dass der Kandidat am kommenden Montag ein Comeback feiern würde.

Tatsächlich war er aber bereits ein Gewinner, bevor er den ersten Schritt auf die Bühne gemacht hatte. Er ist einer der wenigen von zirka 1,6 Millionen Menschen in Deutschland, die den Ausstieg aus dem Dauerrausch der Alkoholsucht geschafft haben.

Der Überhangkandidat Thomas Sachsenmaier erspielte am Montag bei „Wer wird Millionär?“ 16.000 Euro. Anne Kunde aus Celle und Julian Wöhner-Schneider aus Nürnberg gingen mit 64.000 Euro nach Hause. (tsch)