Maite Kelly bezeichnet sich selbst als eine Frau mit Wellen und Dellen. Über ihre Vergangenheit mit der Kelly Family, erotischen Schlagertexten und ihre anstehenden Pläne sprach sie mit EXPRESS.de.
„Ich bin eine sehr katholische Frau“Maite Kelly spricht über Erotik und Zoff in der Familie

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Maite Kelly im Garten des Beethoven-Hauses in Bonn. Im Juli wird sie auf dem KunstRasen ein Konzert geben.
Maite Kelly (45) ist das zweitjüngste Kind der bekannten Kelly Family und mischte seit ihrer Kindheit in der familiären Band mit. Seit 2007 ist sie musikalisch solo unterwegs, seit 2013 läuft ihre Schlagerkarriere.
Ihren größten Hit hatte sie zusammen mit Roland Kaiser: 2014 erschien die Single „Warum hast Du nicht nein gesagt?“. Tanzen kann die dreifache Mutter auch: 2011 wurde sie Siegerin der RTL-Tanzshow „Let’s Dance“.
Maite Kelly: „Wer mich mag, hat eine große Toleranzgrenze“
In diesem Sommer wagt sie den nächsten großen Schritt. Erstmals geht sie mit Band und Tänzerinnen auf große Open-Air-Tour. Den Auftakt bildet das Konzert am 25. Juli 2025 auf dem Bonner KunstRasen. Zur Einstimmung darauf traf EXPRESS.de die Power-Frau in der Beethoven-Stadt am Rhein.
Ihre Tour steht unter dem Motto „Singen. Tanzen. Sommernacht“. Was können die Fans erwarten?
Maite Kelly: Es wird alle bekannten Hits geben. Dazu historische Kelly-Family-Lieder, die ich in meinen Stil transformiere. Außerdem gibt es Sommer-Disco-Erinnerungen der 80er- und 90er-Jahre. Ich bin ein KunstRasen-Fan, war schon bei Toto und Alanis Morissette. Da habe ich schon immer gedacht, dass es eine große Ehre wäre, dort mal zu spielen.
Hinter Ihnen liegt gerade eine erfolgreiche Hallen-Tour mit 16 Stationen. Was ist draußen anders?
Maite Kelly: Ich habe noch nie mit meinem Team eine große Sommershow auf die Beine gestellt. Da entsteht eine völlig eigene Dynamik. Ich kenne das noch aus Zeiten der Kelly Family, da entwickelte sich eine andere Magie und Geschwindigkeit. Die Herausforderung ist, auf einer großen Fläche ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen. Ich weiß, dass ich die nötige Energie mit dem ganzen Team transportieren kann. Wir fühlen uns bereit, den Menschen in Bonn eine tolle Sommernacht zu bereiten.

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Maite Kelly bei ihrem Konzert im Februar 2025 in der Lanxess-Arena. Nun steht für sie eine große Open-Air-Tour an.
Schlagermusik wird von vielen gerne als seicht belächelt. Was entgegnen Sie denen?
Maite Kelly: Nahbare Musik bedeutet nicht, dass sie nicht klug ist. Ich mache Musik für alle. Mein Publikum kommt aus allen gesellschaftlichen Schichten. Meine Tochter hat mal gesagt: „Kein böser Mensch geht zu einem Maite-Kelly-Konzert“. Jeder, der da ist, ist ein gutherziger Mensch. Denn ich bin eine Frau mit Wellen und Dellen. Wer mich mag, hat eine große Toleranzgrenze.
Warum haben Sie sich für das Schlagergenre entschieden?
Maite Kelly: Als Künstlerin musst du auch den Mut haben, etwas zu tun, was vielleicht ein paar Tabus bricht. Beim Schlager kannst du im Vergleich zum Pop-Business viel gewagter schreiben. Wenn ich Lieder für Roland Kaiser komponiere, kann ich viel erotischer schreiben als für andere Pop-Sänger.
In Ihren Texten geht es aber auch oft um Trennungen, Herzschmerz und On-off-Beziehungen.
Maite Kelly: Ich erlaube mir die Freiheit, erotische Themen anzufassen. Das gehört zum Erwachsensein dazu. Ich bin aber eine sehr treue Frau (lacht). In der Literatur ist die Freiheit erlaubt. Die meisten Lieder, die ich schreibe, entstehen aus tatsächlichen Ereignissen bei Mitmenschen. Ich war immer eine sehr katholische Frau. Das heißt aber nicht, dass ich nicht mitfühlend bin.

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Maite Kelly beim Auftritt mit Roland Kaiser. Sie schreibt weiterhin Songs für den Schlagerstar.
Wie entscheiden Sie eigentlich, ob ein Lied besser für andere geeignet ist?
Maite Kelly: Es gibt Sätze, die können nur Männer singen und berühren dann mehr. Dafür gibt es Themen, über die ich gut singen kann, die bei Männern aber nicht funktionieren. Daher überlege ich, wer einen Song am besten transportieren könnte.
Sind Ihre Fans eigentlich die, die früher auch bei der Kelly Family waren?
Maite Kelly: Meinem Bruder Joey ist es aufgefallen, dass ich ein komplett eigenes Publikum habe. Ich habe nur wenige Fans, die von mir altes Material hören wollen. Vielleicht liegt es daran, dass viele Kellys mit den Liedern von früher unterwegs sind. Wenn ich was von damals anreiße, ist das Publikum kurz nostalgisch berührt. Aber die Leute kommen wirklich zu mir, um meinen Schlager zu hören.
Maite Kelly: Konzert am 25. Juli auf dem KunstRasen in Bonn
Sie bezeichnen sich selbst als das „schwarze Schaf“ der Familie. Warum ist das so?
Maite Kelly: Ich war die Mini-Mama der Familie und hab immer für alle gekocht. Wenn alle am Tisch saßen und gegessen haben, war ich glücklich. Dann haben sie sich wenigstens nicht gestritten. Für mich war es schwierig zu erleben, wie sich meine Geschwister gestritten haben. Darunter habe ich sehr gelitten. Dass ich Solokünstlerin werde, war nie mein Plan. Das Schicksal hat mich dazu gezwungen, eigenen Mut zu entwickeln.
Wo soll die Karriere noch hinführen?
Maite Kelly: Es gibt Menschen, die werden mit dem Alter besser. Mein Ziel ist es, mit 50 Jahren besser als mit 40 zu sein. Als Künstlerin balanciert man immer auf einem dünnen Seil. Mein erster Hit nach dem Erfolg mit Roland Kaiser war „Sieben Leben für dich“. Darin geht es darum, dass vieles auch ein Glücksspiel ist.
Machen Sie doch noch mal allen einen Konzertbesuch schmackhaft.
Maite Kelly: Wer zu unseren Konzerten kommt, erlebt eine große, kreative Familie. Wir werden die Sonne mitbringen, auch wenn es regnet. Ich möchte, dass die Männer Tickets für sich und ihre Frauen kaufen, sich ein Bier gönnen. Dann tanzen sie zusammen Discofox, spüren wieder Schmetterlinge im Bauch, gehen neu verknallt nach Hause und machen anschließend zwei Wochen lang Liebe (lacht).