„Weiß nicht, wo wir heute stünden“Anna-Maria Zimmermann spricht über ihre Eheprobleme

Anna-Maria Zimmermann bei der Aufzeichnung der WDR-Talkshow „Kölner Treff“ am 9. März 2023 in Köln.

Anna-Maria Zimmermann musste schon oft in ihrem Leben kämpfen. Zuletzt um ihre Ehe, aber sie hat bisher alle Hürden gemeistert. Das Foto zeigt die Sängerin im März 2023 bei einer TV-Aufzeichnung in Köln.

Sängerin Anna-Maria Zimmermann (DSDS) hat mit EXPRESS.de über alte Narben und neue Blickwinkel gesprochen. Und darüber, wie Corona ihre Ehe auf eine harte Probe gestellt hat.

von Horst Stellmacher (sm)

Wunder gibt es immer wieder – manchmal bestimmen sie ein ganzes Leben. So wie bei der gefühlt immer gutgelaunten Anna-Maria Zimmermann (35), die mit ihren Hits Garant für heiße Party-Stimmung ist. Doch dass es so sein wird, war nicht zu erwarten: 2010 stürzte sie mit einem Hubschrauber in die Tiefe und lag über zwei Wochen im Koma.

Das Äußerliche, die Narben, die geblieben sind, zeigt sie jetzt in ihrem berührenden Video zur neuen Ballade „Kein Wort“. Das, was das alles im Inneren mit ihr machte, erzählt sie im großen Weihnachtsinterview mit EXPRESS.de. 

Anna-Maria Zimmermann: Glücklich im Hier und Jetzt

Im Video zu „Kein Wort“ sehen wir Sie vor dem Spiegel, und wir sehen, wie Sie die Narben auf Ihrem Körper betrachten. Was sehen Sie da selbst, wenn Sie sich im Spiegel anschauen?

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Anna-Maria Zimmermann: Ich sehe und zeige eine Frau mit 35 Narben am Körper. Es gibt nicht einen Körperteil an mir, an dem nicht herumgeschnitten oder herumgeschraubt worden ist. Ich sehe aber auch mich, eine Frau, die mitten im Leben steht. Ich sehe eine glückliche Frau von heute.

Das alles sind ja Folgen Ihres schweren Unfalls. Keine Trauer, Verzweiflung, Scham?

Anna-Maria Zimmermann: Nichts davon. Ich habe gelernt, meinen Körper zu lieben, mit all seinen kleinen Macken und Narben. Diese Macken und Narben gehören zu mir. Damit kann ich jetzt zu 100 Prozent umgehen, ich bin vollkommen fein damit. Ich weiß gar nicht mehr, wie ich ohne ausgesehen habe (lacht). Aber natürlich war das lange nicht okay für mich. Das war ein Lernprozess, das dauerte Jahre, bis ich mir gesagt habe: Ich ziehe einen Strich drunter.

Haben Sie Ihren Unfall innerlich gut verarbeitet? Schrecken Sie manchmal noch hoch im Schlaf, weil Sie von Albträumen überrannt werden?

Anna-Maria Zimmermann: Ich habe meinen Unfall, der 13 Jahre zurückliegt, zu 100 Prozent verarbeitet. Ich denke da zu keiner Zeit mehr drüber nach. Und schlafen kann ich wunderbar.

Was wollen Sie mit dem Lied erreichen?

Anna-Maria Zimmermann: Ich will mit dem Song zeigen, dass ich anders bin, als ich wahrgenommen werde. Ich bin nicht nur eine Gute-Laune-Maus, die Party-Anna, also eine Frau, die keine Probleme und keine Sorgen hat, bei der alles von ganz allein rund läuft, der das ganze Jahr die Sonne auf den Po scheint. Ich stehe zwar gern auf der Bühne und feiere gern coole Partys. Aber es gibt auch die Momente, in denen ich still und traurig bin und eine Schulter brauche, an die ich mich lehnen kann. Manchmal heule ich in mein Kopfkissen und denke mir: „Es ist alles nur doof!“ Doch dann sage ich mir: „Krone richten und weiter geht's!“

Anna-Maria Zimmermann mit Ehemann Christian Tegeler im April 2018 in Frankfurt

Mit Koch Christian Tegeler ist Anna-Maria Zimmermann seit 2015 verheiratet. Das Foto zeigt das Paar 2018 in Frankfurt.

Eine dieser Krisen, von denen wir gerade sprechen, haben Sie in der Corona-Zeit durchgehen müssen. Sie haben gesagt, Ihre Ehe habe damals sehr stark auf der Kippe gestanden ...

Anna-Maria Zimmermann: Ja, ich wusste wirklich nicht, was passiert wäre, und wo wir heute in unserer Ehe stünden, wenn wir noch ein halbes Jahr länger Corona gehabt hätten. Wer weiß, ob mein Mann und ich heute noch zusammen wären.

Was war Ihr Problem?

Anna-Maria Zimmermann: Obwohl wir ein großes Haus und einen großen Garten haben, fühlten wir uns plötzlich gefangen, als lebten wir in einem Käfig. Wir sind beide selbstständig, jeder von uns ist glücklich in seinem Job. Und dann waren die Jobs weg. Mein Mann ist Gastronom, doch die Restaurants waren geschlossen, und ich hatte keine Veranstaltungen mehr. Wir hatten Existenzängste, wir wussten nicht, wie lange das noch geht, ob wir das noch alles stemmen können. Da kommt dann nicht die beste Stimmung auf.

Heidi Klum, Helene Fischer und Co.

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Lassen Sie uns das Thema wechseln und in Ihrer TV-Vergangenheit stöbern. Die begann vor 30 Jahren mit Ihrem TV-Auftritt bei der „Mini Playback Show“. Damals mischten Sie als Stefanie Hertel mit „Oma, du verstehst mich nicht“ mit. Wie war es dazu gekommen?

Anna-Maria Zimmermann: Ich stamme aus einer Volksmusik- und Schlagerfamilie. Bei uns lief immer der Uwe-Hübner-Party-Hitmix rauf und runter, ich kannte „Das längste Schlagermedley“ der Welt in- und auswendig, und weil mein Vater, ein ehemaliger Trucker, großer Fan war, konnte ich alle Songs von Roger Whittaker mitsingen. Meine Großeltern waren außerdem Stefanie- und Eberhard-Hertel-Fans. Und eines Tages hat meine Mama ein Video zur „Mini Playback Show“ geschickt, und ich wurde eingeladen.

Gab's auch mal Ausreißer aus der Schlagerwelt?

Anna-Maria Zimmermann: Es gab eine Phase, in der ich das alles sehr uncool fand, und ich wollte im Gesangsunterricht nur noch englische Songs lernen. Doch das war nichts für mich, ich kam schnell zurück in die deutschsprachige Richtung. Als ich dann im Herbst 2005 bei „Deutschland sucht den Superstar“ mitmachte, war mir klar, dass das am besten für mich ist.

Will Anna-Maria Zimmermann mal Helene Fischer beerben?

Waren Sie damals sehr enttäuscht, dass Sie bei „Deutschland sucht den Superstar“ nicht gewonnen haben?

Anna-Maria Zimmermann: Ich bin nicht hingegangen, weil ich mich für die Allerbeste hielt. Ich wollte nur nicht schon in der ersten Runde rausfliegen und damit zu den Flops des Jahres 2005 gehören.

Ist es Ihr Ziel, eines Tages den Helene-Fischer-Thron zu erobern?

Anna-Maria Zimmermann: Ist es nicht. Ich möchte die Anna-Maria bleiben, die ich war und bin, die auch mal spazieren und einkaufen gehen kann, ohne sich dabei verstecken zu müssen. Mein Vorbild ist Mary Roos, die immer sehr kontrolliert auf ihre Karriere geachtet hat und mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben ist.

Anna-Maria Zimmermann in Köln bei der Generalprobe zur 4. Mottoshow von "Deutschland sucht den Superstar".

Anna-Marie als fröhliche DSDS-Kandidatin im Jahr 2005. Doch das war nicht ihr erster TV-Auftritt. Als Kind trat sie in der „Mini Playback Show“ auf.

Daran erkennt man in Ihnen die Ostwestfälin …

Anna-Maria Zimmermann: Genau. Ich nehme mich selbst nicht zu ernst und kann mich selbst auf die Schippe nehmen. Mir fehlt das Verbissene, das viele andere haben, denen es aber nicht steht.

Schon mal dran gedacht, gemeinsam mit Ihren Kindern aufzutreten?

Anna-Maria Zimmermann: Das wird wohl nicht kommen. Meine Jungs sind sehr musikalisch – aber das Geschäft interessiert sie gar nicht. Sie haben ganz andere Interessen.

Wie feiern Sie in diesem Jahr Weihnachten?

Anna-Maria Zimmermann: Das ist immer eine spannende Zeit mit zwei kleinen Kindern, alle sind natürlich maximal aufgeregt. Sie genießen die Tage, in der wir alle zusammen sind und auch richtig Zeit füreinander haben. Es wird wie immer sein, und es wird schön: Wir gehen vor der Bescherung in die Kindermesse, um etwas beseelt zu sein. Und wenn wir nach Hause kommen, war das Christkind schon da.

Singen Sie zur Bescherung?

Anna-Maria Zimmermann: Wir lassen singen – von der Kassette oder vom Band. Ich singe ja das ganze Jahr, das muss dann nicht auch noch Weihnachten sein. Fürs Essen ist mein Man zuständig – wir lassen uns immer überraschen, was er kocht. Mir ist es total egal, was es gibt – Hauptsache ist, wir sind zusammen und genießen.

Was wünschen Sie sich und Ihrer Familie?

Anna-Maria Zimmermann: Endlich Frieden in dieser fast hoffnungslos friedlosen Zeit. Damit unsere Kinder vor allem Schlechten bewahrt bleiben.

Anna-Maria Zimmermann: Mit der „Mini Playback Show“ fing alles an

Anna-Maria Zimmermann (geboren am 14. Dezember 1988 in Gütersloh) hatten ihren allerersten TV-Auftritt mit fünf Jahren in der „Mini Playback Show“. 2005/2006 nahm sie bei „Deutschland sucht den Superstar“ teil (es war die dritte Staffel, sie belegte den 6. Platz). 2007 kam ihre Debütsingle „Der erste Kuss“ auf den Markt.

Am 24. Oktober 2010 stürzte sie in einem Helikopter vor einem Auftritt bei Altenbeken (Kreis Paderborn) aus etwa zehn Meter Höhe ab. Sie erlitt lebensgefährliche innere Verletzungen und zahlreiche Knochenbrüche. Als Folge des Unfalls blieb ihr linker Arm gelähmt. Ihre großen Hits sind „1000 Träume weit“, „Himmelblaue Augen“, „Scheiß egal“, „Zusammen sind wir eins“. Sie spielt Keyboard, Klavier und Flöte. Seit Januar 2015 ist sie mit dem Koch Christian Tegeler (43) verheiratet. Die beiden haben zwei Kinder (6 und 3) und leben bei Gütersloh.