Beim Sommerausflug in den Park von Gut Nettehammer gerät der Trödelshow-Moderator aus dem Staunen nicht heraus - und dass nicht nur, weil es in bei Andernach so schön ist. Seinem Promi-Gast, einem preisgekrönten Mentalisten, gelingt es, Horst Lichters Gedankenwelt zu manipulieren.
„Bares für Rares“Star-Gast bringt Horst Lichter aus dem Konzept

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Gipfeltreffen mit sympathischen Käuzen: Mentalmagier Timon Krause (links) gelang das seltene Kunststück, Horst Lichter zeitweilig komplett aus dem Konzept zu bringen. (Bild: ZDF / Eugen Shkolnikov)
Es ist ein sympathischer 31-Jähriger im Schlabber-Look, der den wie immer höchst elegant gekleideten Moderator mit Krawatte, Einsteck-Blume und Stroh-Sonnenhut ganz schön ins Schwitzen bringt. So herausfordernd und verwirrend wie das neue Hauptabendspecial ist „Bares für Rares“ für Horst Lichter selten.
Eigentlich sieht Timon Krause aus, als ob er kein Wässerchen trüben könnte. Doch vermutlich liegt genau darin das Geschäftsgeheimnis der Hypnotiseure und Mentalmagier, dass sie freundlich, fast ein wenig schüchtern und unauffällig wirken - um ihr Publikum umso eindrucksvoller zu manipulieren.
Timon Kraus macht den Moderator zum Versuchskaninchen
Bei Horst Lichter jedenfalls gelang Timon Krause, der sich schon als Zwölfjähriger die Kunst des Gedankenlesens selbst beigebracht hatte und der 2016 erstmalig als bester europäischer Mentalist ausgezeichnet wurde, das Kunststück, den erfahrenen Fernsehmoderator komplett aus dem Konzept zu bringen.
Vor aller Augen schaffte es Krause, dem Gastgeber auf Gut Nettehammer bei Andernach, wo die XXL-Sonderausgabe von „Bares für Rares“ erstmalig gastierte, zu verwirren.

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„Du bist 'ne Granate“, lobte Horst Lichter der mehrfach preisgekrönten Magier, der sich aufs Gedankenlesen spezialisiert hat. Der eigentliche Anlass - Timon Krause wollte ein Öl-Gemälde aus Familienbesitz verkaufen - geriet da zunächst fast ein wenig ins Hintertreffen. (Bild: ZDF / Eugen Shkolnikov)
Tatsächlich war es eine Versuchsanordnung, die zunächst unauffällig wirkte, die aber nicht nur Horst Lichter selbst, sondern auch das umstehende Publikum vor Ort und sicher viele Zuschauer zu Hause, verblüfft haben dürfte. Bevor er zum eigentlichen Anlass seines Besuchs in der Trödelsendung kam, lud Timon Krause Gastgeber Lichter ein, sich auf ein Experiment einzulassen.
In einen kleinen, schwarzen Kasten, in denen niemand von außen blicken konnte, sollte der Moderator hineingreifen. Im Inneren der Fühlbox befand sich ein Objekt, das Krause zuvor dort platziert hatte. Lichter kam da schon ein wenig ins Schwitzen. „Da kriege ich Panik hoch fünf“, stöhnte er.

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Edles Ambiente für feine Kunst: Der Promi-Gast bot auf Gut Nettehammer bei Andernach ein Bild an, das sein Ur-Ur-Großonkel, der Maler Heinrich Hellhoff, gemalt hatte. (Bild: ZDF / Eugen Shkolnikov)
Allerdings befand sich im Inneren der Box kein gefährlicher Gegenstand - schon gar keine Schlange, Spinne oder Kakerlake. Wichtiger war, was Krause sagte und wie eindringlich er Horst Lichter für das Experiment vorbereitete. So empfahl er dem Probanden, sich vorzustellen, er hätte ein ganz besonders groß angeschwollene Hand. Lichter griff in die Box - und ertastete, wie er meinte, etwas Kleines. Er tippte: auf einen Teelöffel. Doch dann die Auflösung: Im Inneren befand sich eine voluminöse Suppenkelle!
Wenig später das gleiche Resultat: Krause redete seinem „Kaninchen“ Lichter ein, die Hand würde sich warm und weich anfühlen. Der Proband tastete erneut und sprach von einer Art Moos, das sich nun angeblich in der schwarzen Schachtel befand. Umso größer Lichters Staunen, als die Wahrheit ans Licht kam. Er hatte im Dunklen nach einem Stein gegriffen. „Du bist 'ne Granate!“, jubelte Horst Lichter. „Timon, ich bin ein Riesen-Fan von dir geworden!“
Ein Öl-Gemälde, das sich gut verkauft - als hätte man es geahnt
Beim eigentlichen Anlass des Besuchs gab sich Timon Krause zurückhaltender - auch wenn zunächst dem Kunst-Experten Colmar Schulte-Goltz, später dann vor allem den potenziellen Käuferinnen und Käufern im Händlerraum die latente Sorge anzumerken war, von dem Mentalisten ebenfalls manipuliert zu werden. Doch keine Sorge: Krause verfolgte hehre Absichten. Er hatte ein Familien-Erbstück mitgebracht - noch dazu dein Gemälde eines Vorfahren, seines Ur-Ur-Großonkels. Er war vor allem an der Expertise interessiert. Der Verkaufserlös sollte an einen guten Zweck gehen.

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Freuten sich über den schönen Sommerausflug in den Schlosspark (von links): Sven Deutschmanek, Bianca Berding, Horst Lichter, Wendela Horz und Colmar Schulte-Goltz. Die Sendung mit dem Gedankenleser wurde sehr unterhaltsam. Man hätte es ahnen können. (Bild: ZDF / Eugen Shkolnikov)
Zumindest die finanzielle Überraschung hielt sich im Rahmen: Timon Krause hatte eine Meeres-Landschaft des Malers Heinrich Hellhoff aus dem Jahr 1905 mitgebracht, die der Kenner schnell der Phase des Symbolismus zuschrieb und auf 1.000 bis 1.500 Euro taxierte. Angeblich hatte Krause die Summe natürlich vorab geahnt, wie er in der Sendung scherzte. Sein Wunsch-Verkaufspreis lag aber sogar bei nur 1.000 Euro.

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Ein Ehepaar aus Lahr bot historische Bodenfliesen aus dem Traditionshaus Villeroy & Boch an. Sage und schreibe 60 Quadratmeter davon. Einen Deal gab es am Ende nicht. (Bild: ZDF)
Bei den Händlern rief das Öl-Gemälde durchaus Anerkennung hervor, eine besonders hitzige Bieterschlacht gab es dann aber nicht. Letztlich erzielte der Mentalist einen Preis von 1.200 Euro. Als Käufer schlug der Händler Fabian Kahl zu. Aber auch das wusste Krause angeblich vorher schon. Man hätte es ahnen können. Immerhin ahnten dann vermutlich auch viele Zuschauerinnen und Zuschauer, was der junge Mann danach sagen würde: „Ich hatte Spaß.“ Damit stand er in der XXL-Show nicht allein.
Wer hat Verwendung für 60 Quadratmeter Fliesen?
Den höchsten Preis diesmal erzielte ein Paar aus Göttingen, das eine wunderschöne, mit vielen alten Diamanten besetzte Blumen-Brosche anbot. Expertin Wendela Horz war ganz aus dem Häuschen, als sie das schöne Stück begutachtete und dann auf beachtliche 16.000 bis 18.000 Euro taxierte. Vor den Händlern lief's nicht ganz so funkelnd: Immerhin bekam die Besitzerin 12.000 Euro - und lag damit immer noch 2.000 Euro über ihrem ursprünglichen Wunschpreis.
Kein Geschäft machte dagegen ein Ehepaar aus Lahr: Es hatte Muster historischer Bodenfliesen aus dem Hause Villeroy & Boch aus der Gründerzeit mitgebracht. Insgesamt hätten die beiden sogar 60 Quadratmeter davon verkaufen können. Alle Anwesenden zeigten sich begeistert, aber dann doch angesichts des stolzen Preises (und der Masse an Material, das auch die Händler bislang kaum kannten) zurückhaltend. Einen sechsstelligen Preis hätten die Eheleute gerne erzielt. Sie gingen leer aus - blieben aber bestens gelaunt. In Sommerstimmung eben! (tsch)