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„Meine Mutter hat geweint“Jenkes härteste Selbstversuche

Mit seinem „Schönheits-Experiment“ machte Jenke von Wilmsdorff Schlagzeilen wie mit keinem anderen Selbstversuch.

Mit seinem „Schönheits-Experiment“ machte Jenke von Wilmsdorff Schlagzeilen wie mit keinem anderen Selbstversuch. 

Der Journalist Jenke von Wilmsdorff hat am 3. November einen neuen Selbstversuch am Start: „Der Traum vom schnellen Geld - Wie werde ich reich?“ In seinen Experimenten will er sich maximal in die Situationen hineinfühlen. Das waren seine fünf krassesten Versuche.

Was macht dauerhafte Isolation mit einem Menschen? Wie fühlt es sich an, im Gefängnis zu sitzen? Ab wann macht regelmäßiger Alkoholkonsum süchtig?

Der Journalist Jenke von Wilmsdorff will es genau wissen. Und am eigenen Leib erfahren.

Seit mehr als 13 Jahren dreht der gebürtige Bonner Dokumentationen, in denen er sich selbst extremen Herausforderungen stellt. Zunächst im Rahmen der RTL-Sendung „Extra“, dann mit dem eigenen Format „Das Jenke-Experiment“, seit 2020 nun bei ProSieben mit „Jenke.“

Die aktuelle Folge: „Der Traum vom schnellen Geld - Wie werde ich reich?“ am Montag, 3. November, 20.15 Uhr.

Für sein „Klima-Experiment“ setzte sich Jenke von Wilmsdorff im Tiny-House extremen Witterungsbedingungen und Mücken aus. (Bild: ProSieben / Willi Weber)

Für sein „Klima-Experiment“ setzte sich Jenke von Wilmsdorff im Tiny-House extremen Witterungsbedingungen und Mücken aus.

„Wir selektieren im Vorfeld immer: Ist das gesellschaftlich relevant?“, erzählte der 60-Jährige im Mai 2022 in der MDR-Talkshow „Riverboat“. Die meisten Grenzen seiner Experimente habe er gerne überschritten, „weil sie mir ganz viele Erkenntnisse über mich selbst und über das jeweilige Thema gebracht haben“, sagte der Journalist neun Jahre zuvor.

Wenn Jenke von Wilmsdorff in Rolle von Obdachlosen oder Pflegefällen schlüpft, ist ihm indes klar, dass er trotz der krassen Erfahrungen immer nur in die Problematik hineinschnuppert. „Ich komm schon relativ nah ran, aber ich kann nie aus dem Leben und dem Alltag eines wirklich betroffenen Menschen sprechen“, gestand er in „Riverboat“.

Natürlich gebe es bei ihm Limits, „und ich würde nicht alles machen“. Doch seine bisherigen Selbstversuche sind beeindruckend genug. Hier die fünf spektakulärsten Experimente.

Platz 5: „Das Klima-Experiment: Sind wir noch zu retten?“ - Oktober 2022

Deutschland im Jahr 2050, wie es das Alfred-Wegener-Institut voraussagt: extreme Hitze, Sturm, Starkregen und neue, gefährlichere Insekten aus wärmeren Gefilden. Wie lebt es sich in einem solchen Umfeld?

Für sein „Alters-Experiment“ ließ sich der Reporter Jenke von Wilmsdorff in einen gebrechlichen Rentner verwandeln. (Bild: RTL / Lotte Lang)

Für sein „Alters-Experiment“ ließ sich der Reporter Jenke von Wilmsdorff in einen gebrechlichen Rentner verwandeln.

Jenke von Wilmsdorff zog in ein Tiny House in einer Klimahalle in Belgien, um es herauszufinden. Unter anderem wurde er einer heftigen Insektenplage ausgesetzt. 800 Tigermücken leisteten ihm penetrante Gesellschaft. „24 Stunden habe ich mich ihren Attacken ausgesetzt.“ Stürme und Starkregen schüttelten Jenkes Mini-Domizil durch - und ließen ihn spüren, was uns bevorstehen könnte.

Zumal seine Recherchen mit dem Verein LobbyControl in Berlin nichts Gutes verheißen. „Erschreckend ist die Tatsache, wie gewaltig der Einfluss von Lobbyisten in Berlin ist, die seit Jahrzehnten erfolgreich daran arbeiten, die notwendige Klimawende auszubremsen“, erklärte Jenke im teleschau-Interview.

Platz 4: „Altern“ - März 2013

Wie lebt es sich als Greis in Deutschland? Welche besonderen Herausforderungen bringt ein alternder Körper, wie hoch ist die Akzeptanz in der Gesellschaft? Um mehr zu erfahren, zog Jenke von Wilmsdorff vorübergehend in ein Altersheim in Solingen. Konkret in ein 20-Quadratmeter-Appartment mit Toilettenbad.

Dazu verwandelten ihn Special-Effect-Profis fast zur Unkenntlichkeit in einen betagten Rentner. Damit nicht genug: Ein spezieller Altersanzug simulierte typische Gebrechlichkeiten wie Zittern, schwerfällige Gelenke, schlechtes Seh- und Hörvermögen. Essen und trinken? Dank der Spezialkleidung eine ganz neue Herausforderung.

„Tiere lieben und Tiere essen - Wie viel Fleisch muss sein?“ - Das wollte Jenke von Wilmdsdorff für einen weiteren Film wissen. (Bild: RTL / Verena Sieben)

„Tiere lieben und Tiere essen - Wie viel Fleisch muss sein?“ - Das wollte Jenke von Wilmdsdorff für einen weiteren Film wissen.

Ganz zu schweigen von der sozialen Isolation. Zwar in einer Gemeinschaftsunterkunft, aber fernab von Familie und Freunden, die eben doch nicht jeden Tag hereinschauen. Schließlich noch der „Straßen-Test“: Was sagen die Menschen, wenn ein altes Paar öffentlich einen dritten Frühling simuliert, Küsse und Zärtlichkeiten inklusive? Begeisterung war da eher die Ausnahme.

Platz 3: „Tiere lieben und Tiere essen - Wie viel Fleisch muss sein?“ - März 2020

Viele Menschen sind nicht gewillt, auf Mettwurst oder Filetsteak zu verzichten. Wohl auch deshalb, weil sie das Fleisch meist dosiert und gut verpackt erwerben können, ohne vorher dem Tier zu dessen Lebzeiten in die Augen schauen zu müssen. Wie wäre es andernfalls? Und was macht der Verzehr von Fleisch mit unserem Körper?

Nach seinem „Alkohol-Experiment“ benötigte Jenke von Wilmsdorff einen Entzug. (Bild: RTL / Lotte Lang)

Nach seinem „Alkohol-Experiment“ benötigte Jenke von Wilmsdorff einen Entzug.

Der Meister des Selbstversuchs wollte es wissen. Zwei Wochen lang aß er fast ausschließlich Fleisch, danach ernährte er sich 14 Tage lang vegan. Teil zwei: Vier Wochen wohnte er in der Nutztier-Arche in Hamm. Unter einem Dach mit Elsa und Schmali, zwei Mastschweinen.

Jenke mistete ihren Stall aus, fütterte und trainierte sie. Und stand am Ende vor der Frage: Elsa und Schmali schlachten oder am Leben lassen? Für ihn stand nach seiner „WG-Erfahrung“ fest: Seine Mitbewohner sollen weiterleben.

Platz 2: „Alkohol“ - März 2013

Vier Wochen lang rund um die Uhr einen Alkoholpegel von einem Promille? Das ist heftig. Für Jenke von Wilmsdorff indes nicht zu heftig. Es begann mit einer trinkintensiven Party zu seinem 47. Geburtstag, Vollrausch inklusive. In den folgenden Wochen wurde Hochprozentiges zum Grundnahrungsmittel. Die morgendlichen Cornflakes wurden mit Rotwein verzehrt, Eierlikör ersetzte das Omelette.

Studieren, aber auch probieren: Der Journalist Jenke von Wilmsdorff ist bekannt für seine extremen Selbstversuche. (Bild: 2023 Getty Images/Andreas Rentz)

Studieren, aber auch probieren: Der Journalist Jenke von Wilmsdorff ist bekannt für seine extremen Selbstversuche.

SchnelIer als ihm lieb war, setzte der körperliche und psychische Verfall ein. Nach eineinhalb bis zwei Wochen trinken „merkt man, dass man ohne Alkohol so leicht nicht mehr auskommt“. Im Rückblick ist er froh, dass er ständig unter ärztlicher Kontrolle stand und auch von seinem Produktionsteam genauestens beobachtet wurde.

Die Nachwirkungen des Experiments beschrieb er 2022 in „Riverboat“: Am Ende „hatte ich die Vorstufe einer Abhängigkeit - ich musste drei Monate Entzug machen“.

Platz 1: „Das Schönheits-Experiment“ - November 2020

In 100 Tagen 20 Jahre jünger aussehen - geht das? Jenke von Wilmsdorff probierte es aus. Zunächst nur auf der rechten Gesichtshälfte. Die linke Seite habe er „nur kosmetisch behandeln lassen mit allem, was auf dem Markt ist“. Insgesamt 60 Eingriffe seien es gewesen. Tränensäcke weg, Augenlid-Straffung, Eigenfett-Unterspritzung und vieles mehr.

„Das hat die meisten Zuschauer echt geschockt, und meine Mutter hat dann am Fernsehgerät geweint“, verriet der Journalist in „Riverboat“. In den sozialen Medien gab es zum Teil heftige Kritik. „Er hat kein Leben mehr im Gesicht“, urteilte etwa eine Facebook-Userin. Vier Wochen später war dennoch auch die linke Seite fällig.

Schon im Vorfeld hatte dieser Selbstversuch hohe Wellen geschlagen. „Jetzt lässt der sich auf Senderkosten die gesamte Visage restaurieren“, sei ein typischer Kommentar gewesen, so Jenke. War es auch Eitelkeit, die ihn zu diesem Versuch bewog? Mit dem Ergebnis ist er im Nachgang zumindest zufrieden. „Die Falten sind weg, das hängt nicht mehr - das ist ja wunderbar. Wie weit geht denn das?“, habe er sich gefragt. „Da sagt die Operateurin: '10, 15 Jahre jünger kann ich dich machen.' Wer sagt denn da Nein?“

Entscheidend sei dennoch die gesellschaftliche Relevanz: „Schaut euch die Zahlen an, schaut euch die Geschichten an. Da wünscht sich ein 14-jähriges Mädchen zu Weihnachten eine neue Nase!“ Es sei einfach ein Thema, das viele Menschen betreffe. (tsch)