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„Perfektes Dinner“ in NRWKrankenhaus oder Friedhof?

Steffi ist irritiert: Hat István bei der Vorspeise gerade was von Krankenhaus und Friedhof gesagt?
 (Bild: RTL)

Steffi ist irritiert: Hat István bei der Vorspeise gerade was von Krankenhaus und Friedhof gesagt?

Die Ostwestfalen-Woche von „Das perfekte Dinner“ geht ja schon gut los: Gastgeber István (55) möchte den Gästen die Kulinarik seiner Heimat Ungarn näherbringen. Die birgt jedoch so manche Gefahr, die er ihnen ebenfalls nicht vorenthalten möchte ...

István will heute einige Vorurteile über die ungarische Küche aus dem Weg räumen. Zu scharf, zu ungesund? Das geht auch anders: „Ich zeige, wie man mit einfachen Zutaten, mit wenig sehr viel und sehr lecker kochen kann.“

Außer den Zutaten kommen auch noch „Liebe, Erinnerungen und eventuell bisschen Glück“ mit in den Topf. Das kann ja nur gut schmecken! Ein paar Klischees bleiben dennoch: „Fast jedes Gericht fängt so an: Wir braten Zwiebel, Speck an, Paprika drauf und weiter geht's.“ Sein Paprikapulver nennt István sein „rotes Gold“.

Der Betriebsleiter eines Schaumstoffverarbeitungsvertriebs wohnt in Spenge, nebenbei verkauft er mit seiner Frau Baumstriezel: „Baumstriezel ist die nationale Süßspeise in Ungarn.“

Sein Vater István Senior (81) ist extra fürs „perfekte Dinner“ angereist: „Er will nachher meine Schnibbelhilfe sein.“ Vor 37 Jahren lernte István seine Frau bei der Arbeit auf dem Campingplatz kennen und zog dann nach Deutschland. Da musste er mit den Ostwestfalen erst warm werden: „Es ist wirklich so, dass der Ostwestfale stur ist. Die Leute brauchen wirklich Zeit, bis sie einen dann ins Herz schließen. Aber wenn das so ist, bist du ein Freund fürs Leben.“ Sein Motto lautet „Ein Topf Heimat, gewürzt mit Erinnerungen - Herzensküche vom Kessel bis zur Dessertschale“. Dabei hat er sich folgende drei Gänge überlegt:

Irritation bei der Vorspeise

  1. Vorspeise: Bohnenglück im Kessel - Traditionelle ungarische Bohnensuppe
  2. Hauptspeise: Röstzwiebel-Sinfonie - Lendenbraten für Genießer
  3. Nachspeise: Süßer Ofenduft - Baumstriezel mit Vanillesoße, Eis und Obst

Das ungarische Motto auf der Speisekarte hält Morris (23) für türkisch. Betty (60) hat den richtigen Riecher: „Könnte Ungarisch vielleicht sein.“ Marc (38) wittert Oma-Küche: „Ich glaube, das ist eine ältere Teilnehmerin.“ Die Lende wirft jedoch Fragen auf. Marc kennt den Ausdruck „die Frucht meiner Lenden“ und hat eine Befürchtung: „Nein, wir essen nicht den Lörres?“

Als István die Tür öffnet, ist Marc sprachlos: „Ich war total enttäuscht, dass es keine ungarische Oma war! Ich war so richtig drauf eingestellt. Das war für mich ein Frauen-Menü.“ Aber István ist ja auch ganz sympathisch. Und der alkoholhaltige Aperitif lockert ohnehin die Stimmung.

Sture Ostwestfalen? Nicht in dieser Runde. Von links: Steffi, Betty, Marc, Morris und István.
 (Bild: RTL)

Sture Ostwestfalen? Nicht in dieser Runde. Von links: Steffi, Betty, Marc, Morris und István.

Mit einem Glas Wein geht es gleich weiter. „Lasst uns OWL mal richtig präsentieren“, spricht István einen Toast aus. „Saufen!“, lacht Morris. Dabei erzählt Marc, dass ihm beim Probekochen fast die Küche abgebrannt wäre. Dann gibt es auch was zu essen, Bohneneintopf aus dem ungarischen Kesseltopf mit Kartoffelplätzchen.

István garniert den Teller mit verschiedenen Paprikas. Er erklärt den Gästen die Sorten. Eine davon sei mit Bedacht zu genießen: „Ich sage dazu: Krankenhaus.“

Steffi (41) fragt nochmal nach: „Krankenhaus?“ István warnt: „Die sind sehr, sehr scharf.“ Doch es geht noch schlimmer: „Die Minis, sage ich immer, die sind Friedhof.“

So weit kommt es zum Glück nicht, die Gäste schätzen ihre Schärferesistenz realistisch ein. Morris wagt sich immerhin an einen Bissen der Krankenhaus-Variante, mit erfreulichem Ausgang: „Ich lebe.“

Hommage an den Schwiegervater

„Dieses Gericht ist eine Hommage an meinen verstorbenen Schwiegervater. Das war sein Lieblingsgericht in Ungarn“, begründet István den Lendenbraten.

Die Asche des Schwiegervaters wächst als Setzling eines Lebensbaums im Garten weiter. István wird ganz emotional: „Mein Schwiegervater war mein größter Mentor nach meinem Vater.“

Bis das Essen auf dem Tisch steht, vergeht jedoch einige Zeit - für Steffi fast schon zu viel. Betty ist vom Gargrad enttäuscht, denn medium rare hat sie sich weniger durch vorgestellt. Dafür ist Marc hin und weg von den Röstzwiebeln: „Das war großartig. Das fand ich Mmmm!“

Rinderfilet mit Röstzwiebeln und Bratkartoffeln: István lässt sich in der Küche nicht stressen.
 (Bild: RTL)

Rinderfilet mit Röstzwiebeln und Bratkartoffeln: István lässt sich in der Küche nicht stressen.

Ein selbstgemachtes Haselnusseis mit Pfiff kommt zum Baumstriezel, den die Gäste in einem kleinen Workshop selbst herstellen und mit nach Hause nehmen. „Das war eine schöne Idee“, findet Steffi. „Das hat richtig Spaß gemacht“, freut sich Marc, etwas Neues gelernt zu haben.

Für den bodenständigen ersten Abend mit Baumstriezel-Schulung bekommt István 31 Punkte. Das Zeitmanagement wäre eben noch ausbaufähig gewesen. (tsch)