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Markus Maria ProfitlichComedian hat Parkinson – so geht es ihm jetzt

Markus Maria Profitlich verschränkt die Arme und blickt freundlich in die Kamera.

Markus Maria Profitlich spricht seine Erkrankung offen an – und verrät, wie gut ihm die Auftritte tun. Heute ist er gerne anderen behilflich, die mit der Diagnose Parkinson hadern. 

Markus Maria Profitlich spricht seine Erkrankung offen an – und verrät, wie gut ihm Auftritte tun. Heute ist er anderen behilflich, die mit der Diagnose Parkinson hadern.

von Horst Stellmacher (sm)

Köln. Einer der vielen, die den 90ern den Comedy-Boom ins Laufen gebracht haben. Einer der wenigen von ihnen, die bis heute durchgehalten haben – selbst eine schwere Krankheit und Corona haben ihn nicht umgeschmissen: Markus Maria Profitlich (61) ist immer noch da. Jetzt ist er auf Jubiläums-Tour, am 16. Oktober ist er damit in der Kölner Volksbühne am Rudolfplatz zu Gast.

Viele Gründe für ein langes Interview mit dem EXPRESS – ein Gespräch mit einem Komiker, das nicht immer so lustig ist.

Markus Maria Profitlich spricht über Parkinson-Erkrankung, Corona und was ihm Kraft gibt

Sie hatten mal geplant, mit 60 langsam von der Bühne abzutreten. Jetzt sind Sie 61, und Ihr Tourplan ist wieder ellenlang – sieht aus, als arbeiten Sie mehr als je zuvor...

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Markus Maria Profitlich: Das sieht nur so aus, das ist in Wirklichkeit nicht so schlimm. Es ist eine Folge von Corona. Dadurch ist vieles abgesagt worden, was nachgeholt werden muss. Aber immer noch wird vieles an- und dann wieder abgesagt, wir tasten uns langsam ans Normale ran. Ich habe viel Mitleid mit meiner Agentin, die Termine immer wieder verschieben musste. Sie arbeitet und arbeitet, und alles ist dann umsonst.

Und wie kommen Sie selbst über die Runden?

Markus Maria Profitlich: Mein großes Glück ist, beim Fernsehen gewesen zu sein, da konnte ich mir ein kleines Polster anlegen. Doch wenn man eineinhalb Jahre seine Leute bezahlt, selbst aber kein Geld dazu bekommt, geht das eine oder andere Pölsterchen verloren.

Wie sehr hat Corona Sie beruflich erwischt?

Markus Maria Profitlich: War schon makaber. Im März letzten Jahres hatten wir Premiere, konnten das neue Programm aber nur fünf oder sechs Mal spielen, dann kam die Pandemie. Ich bin zwar noch einige Male in Autokinos aufgetreten, aber das war schrecklich. Alles zu steril, unlustig, verkrampft. Als Komiker braucht man den Applaus und das Lachen, doch das verwehte im Winde.

In Ihrem Programm versprechen Sie „Das Beste aus 35 Jahren“. 35 – eine ungewöhnliche Jubiläumszahl...

Markus Maria Profitlich: Ich habe später angefangen als andere Komiker. Deswegen wäre ich zu meinen 50. Bühnenjubiläum schon 76, wer weiß, ob ich dann noch fit bin. Vielleicht gibt es noch das 40-Jährige, dann bin ich 66.  

War es vor 35 Jahren Ihr Ziel, mit Witzen und Klamauk Geld zu verdienen?

Markus Maria Profitlich: Nein. Comedy war bei mir lange Zeit nur nebenbei, selbst als es schon wie ein Beruf aussah, war es eher Hobby. Ich habe hauptberuflich Müll gepresst, Bofrost gefahren, auf dem Bau malocht, auf einer Werft geschweißt und noch zur Zeit der ersten richtigen Erfolge eine Schreinerlehre gemacht. Und als ich Ende der 90er tagsüber „Happiness“ drehte, spielte ich abends im Musical „Cha Cha Cha“ am Tanzbrunnen und habe danach in meiner Kneipe in Sankt Augustin die Toiletten geputzt.

Es gibt nur wenige, die vom Anfang der Comedy bis heute durchgehalten haben – aber einige davon füllen heute Arenen. Manchmal neidisch?

Markus Maria Profitlich: Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, das hätte ich nicht auch gern. Eine gefüllte gute Arena ist die halbe Rente. Aber ich bin zufrieden mit dem, was ich habe, sauzufrieden. Ich habe nicht diesen Zehn-Meter-Graben vor mir, ich habe den direkten Kontakt zum Publikum. Das ist gut für mich und gut fürs Publikum.

Sie sind in die Schlagzeilen gekommen, weil Sie Ihre Parkinson-Krankheit publik gemacht haben. Wann kamen bei Ihnen erste Verdachtsmomente auf?

Markus Maria Profitlich: Als ich bei meinen Auftritten ersten Schwankschwindel erlebte. Ich stand kerzengerade auf der Bühne, hatte aber das Gefühl, ich erlebte heftigsten Seegang. Doch der Seegang war nur im Kopf. Und dann wurde die Schrift immer kleiner, obwohl sie groß blieb. Es waren die ersten Symptome, bei denen man vermuten konnte, dass es Parkinson sein könnte.

Wie war es für Sie, als Ihnen das vom Arzt bestätigt wurde?

Markus Maria Profitlich: Natürlich der absolute Hammer – allerdings nicht nur die Diagnose selbst, sondern auch, wie sie mir übermittelt wurde. Ich war in einer Kölner Spezialklinik zur sogenannten DaTSCAN…

...das ist eine nuklearmedizinische Untersuchung, um die Funktionsfähigkeit von Nervenverbindungen im Gehirn zu überprüfen…

Markus Maria Profitlich: …und anschließend kam der Arzt und sagte: „Sie haben Parkinson im weit fortgeschrittenen Zustand – aber jetzt mache ich erst mal Mittagspause!“ Er verließ den Raum und ließ mich und meine Frau, die dabei war, mit dieser schrecklichen Diagnose einfach so sitzen.

Wie fühlen Sie sich jetzt?

Markus Maria Profitlich: Ich bin nicht zufrieden, dass ich Parkinson habe, aber ich mache das Beste draus. Es gibt Tage, die sind nicht so schön und es gibt Tage, die sind normal. Und es gibt schöne Tage. Und egal, wie ich mich fühle, ich gehe auf die Bühne. Ich habe ja nicht die „Jetzt-ist-alles-vorbei-Krankheit“. Und ich merke, wie gut mir die Auftritte tun. Sie sind eine gute Therapie für mich.

Wie nimmt das Publikum Ihre Krankheit auf?

Markus Maria Profitlich: Ich spreche sie sehr früh an. Meist nenne ich Berufe, die ich mit meiner Hand nicht mehr machen darf – also Bomben-Entschärfer, Scharfschütze – und Mikado spielen ist auch nichts mehr für mich. Damit ist das Thema benannt, und dann ist es auch egal, ob die Hand weiter zittert oder nicht.

Welchen Ratschlag können Sie Leuten geben, die plötzlich feststellen, dass sie an Parkinson erkrankt sind?

Markus Maria Profitlich: Der schlimmste Fehler ist, gleich zu googeln. Wichtig ist, dass man den richtigen Arzt hat – nicht so einen, wie ich zu Beginn hatte. Und man kann über meine Seite Kontakt zu mir aufnehmen, ich helfe gern weiter. Ich baue gerade eine Firma auf, mit der ich Apps entwickle, die Leuten mit Parkinson das Leben erleichtern.

Wer gibt Ihnen die Kraft, Ihr Schicksal zu meistern?

Markus Maria Profitlich: Mein Glaube an Gott.

Fragen Sie sich nicht manchmal: Warum passiert mir das, lieber Gott?

Markus Maria Profitlich: Warum soll es mir nicht passieren? Ich denke dann oft an Hiob, von dem das Wort „Hiobs-Botschaft“ abgeleitet ist. Der hat alles verloren, ist am Ende aber von Gott reich beschenkt worden. Das ist für mich die größte Botschaft: Am Ende wird jeder so stark belohnt, dass er viel, viel mehr hatte als vorher. Wenn ich sterbe, geht es für mich positiv weiter. Ich habe eine spannende Zeit mit Gott.

Markus Maria Profitlich: Schon mit 14 Jahren ging er von der Schule ab

Markus Maria Profitlich (geboren 25. März 1960 in Bonn) ging mit 14 von der Schule ab. Danach viele Jobs und eine Ausbildung zum Schreiner. 1996 bis 1997 in der RTL-Serie „Happiness“ zu sehen. 1999 bis 2001 bei der Sat.1-„Wochenshow“ (u. a. als „Erklärbär“) dabei.  Von 2002 bis 2007 machte er die TV-Show „Mensch, Markus“ und von 2005 bis 2007: produzierte er die Sendung „Weibsbilder“.

2008 dann die Sat.1-Show „3 – Ein Viertel“ (mit Roland Riebeling und Volker Büdts). Er ist mit Schauspielerin und Bühnenpartnerin Ingrid Einfeldt (60) verheiratet. Die beiden haben zwei Töchter. Die Familie lebt in Königswinter. Profitlich ist an Parkinson erkrankt. Er tritt am 16. Oktober in der Kölner Volksbühne auf, am 26. November in Remscheid und am 14. Dezember beim Weihnachtskonzert der Bigband der Bundeswehr in Troisdorf.