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Kai Wiesinger„Alle Männer sollten einen Testosteron-Check machen“

Ein Mann mit grauem Haar im schwarzen Hemd blickt in die Kamera.

Kai Wiesinger genießt sein Patchwork-Leben und ist am liebsten mit der Familie zusammen. Das Foto wurde im April 2025 aufgenommen.

Kai Wiesinger hat mit uns darüber gesprochen, warum er über Klassentreffen meidet und Männern unbedingt dazu rät, einen Testosteron-Check vorzunehmen.

Er gehört zur ersten Garde der deutschen Schauspieler, hat sich aber auch als Buchautor, Fotograf und „Beziehungs“-Comedian einen Namen gemacht.

In seinem neuen Buch „Zurück zu ihr“ geht es vordergründig um ein Klassentreffen, aber vor allem um Fassaden, die viele aufrechterhalten. Im Gespräch mit dem EXPRESS verrät Kai Wiesinger (59), wie er es damit hält.

Was Kai Wiesinger über Klassentreffen denkt

Sind Sie wie Ihr Roman-Protagonist Jan auch schon mal zu einem Klassentreffen gereist, um ihre große Jugendliebe zu treffen?

Kai Wiesinger: Eine Jugendliebe hatte ich natürlich auch, jeder hat schließlich eine erste große Liebe gehabt. Aber ich muss Ihnen etwas gestehen: Ich war nie bei einem Klassentreffen. Ich habe da so eine romantische Erinnerung an die Schulzeit, die will ich nicht zerstören. Will nicht sehen, dass alle, genau wie ich, inzwischen alte Menschen geworden sind oder dass der King mit dem Waschbrettbauch heute eine Wampe hat. Es gibt ja viele Menschen, die sind sehr, sehr gerne und bei allen Klassentreffen. Ich gehöre eher zu denen, für die die Schulzeit dann auch vorbei war. Und ich war ja auch früh weg aus Hannover.

Aber waren Sie denn wie Jan auf einer Waldorfschule oder ist das auch Fiktion?

Kai Wiesinger: Es gibt natürlich viele Dinge im Buch, die autobiografisch sind. Ich habe in München studiert, ich komme aus Hannover, ich war auf der Waldorfschule und ich bin wirklich genervt, wenn ich gefragt werde, ob ich meinen Namen tanzen kann. Das ist ja immer noch der Standardspruch. Meine Mutter war schon auf der Waldorfschule und kannte diesen Spruch, der sich hartnäckig gehalten hat. Das ist übrigens ein interessantes Beispiel, wie sich Dinge über Generationen hinweg durch mangelnde Information einfach fortsetzen können. Das betrifft ja jetzt nicht nur die Schule oder diesen winzigen Aspekt. Vieles, was wir in Deutschland erleben, wie man über andere denkt oder sie ausgrenzt, fußt auf mangelnde Informationen.

Viele Glamour-Paare – etwa Schweinsteiger/Ivanovic, Ulmen/Fernandes – gaben in der Werbung das perfekte Paar ab und trennten sich. Auch Sie und Bettina Zimmermann sind ein bekanntes Werbe-Couple. Müssen wir uns Sorgen machen?

Kai Wiesinger: Ich kann ja überhaupt nichts über die anderen sagen, ich kann nur über uns sprechen. Wir sind so ein gut eingespieltes Paar, was sich einfach total liebt, füreinander da ist und jeder dem anderen immer eine Stütze ist. Also für uns würde es nicht funktionieren, irgendeine Fassade aufrechtzuerhalten. Dafür ist das Leben, so wie wir das führen, mit vier Kindern und beruflich dauernd unterwegs, viel zu kompliziert, wenn das nicht zwischen uns einhundert Prozent harmonieren würde. Hundertprozentiges Vertrauen ist für uns die absolute Grundvoraussetzung.

Was tun Sie, um dem Alltagstrott zu entfliehen?

Kai Wiesinger: Das ist ein schwieriges Thema. Ich brauche keine Wochenendtrips mit Kumpeln nach Malle, ich habe am liebsten meine Familie um mich. Was bei uns ja nicht alltäglich ist. Ich fahre gleich 500 Kilometer für eine Lesung mit Bettina, sie kommt aus Köln vom Dreh dahin, wir sehen uns für zwei Stunden, dann fahren wir wieder zurück. Das gehört manchmal dazu, weil es unser Beruf ist. Aber wir achten im normalen Leben schon darauf, abends auch mal nur für uns zu sein. Das ist, bei aller Liebe zu den Kindern, wichtig.

In Ihrem Roman lassen Sie die Männer über Viagra reden. Haben Sie das Thema bewusst angeschnitten, weil es für viele ein Tabu ist?

Kai Wiesinger: Ja. Tabuthemen, die die Gesundheit betreffen, muss man auf jeden Fall abbauen. Das Dumme ist, dass Männer aus Angst vor einem vermeintlichen Imageverlust nicht zu so einem Testosteron-Check gehen. Jeder denkt bei Testosteron nur an Erektionsstörungen. Es gibt aber noch viel schlimmere Probleme, nämlich dass man zum Beispiel depressiv wird, dass man verschiedene andere Krankheiten kriegt, dass man seinen Bierbauch nicht mehr los wird. Ich finde, alle Männer sollten ab einem gewissen Alter einen Testosteron-Check machen. Genauso wie eine Darmspiegelung oder Prostata-Untersuchung, all diese Vorsorge-Themen, die bei Frauen viel normaler sind.

Sie und Bettina Zimmermann feiern Erfolge mit Ihrer YouTube-Comedy „Bei aller Liebe“, indem Sie alltägliche Beziehungskiller aufs Korn nehmen. Was nervt Sie im wahren Leben an Ihrer Frau?

Kai Wiesinger: Unsere YouTube-Serie ist natürlich auch ein bisschen inspiriert durchs eigene Leben. Es gibt eine Folge, die handelt davon, wie man eine Spülmaschine einräumen sollte. Der Klassiker. Ich dachte immer, ich sei der einzige Mensch auf der Welt, der zwei Löffel, die Bettina so ineinander gelegt hat, dass die Innenseite des einen nicht sauber werden kann, noch umlegt. Als das dann online ging, bekam ich zig Zuschriften und Anrufe aus dem Bekanntenkreis: „Wie bei uns. Meine Frau ist auch nicht in der Lage, eine Geschirrspülmaschine einzuräumen.“

Ein Mann und eine Frau halten sich im Arm und lachen freundlich in die Kamera.

Bettina Zimmermann und Kai Wiesinger sind seit 2014 verheiratet und lieben ihr Patchwork-Leben. Das Foto wurde im Februar 2025 aufgenommen.

Sie feiern im nächsten Jahr Ihren 60. Geburtstag. Achten Sie mit zunehmendem Alter mehr auf Gesundheit und Fitness als früher?

Kai Wiesinger: Tatsächlich trinke ich seit fast zwei Jahren keinen einzigen Tropfen Alkohol. Ich esse sehr gesund, aber nicht so dogmatisch. Kaum Fleisch, viel Müsli und alle Produkte, die einem vermeintlich guttun. Also Vollkorn-Sachen und Kürbiskerne, trinke mein Schwarzkümmelöl und so weiter. Ich mache eigentlich jeden Tag eine Stunde Sport, eine halbe Stunde laufen und eine halbe Stunde Krafttraining. Nicht, um ein Hammer-Muskel-Mann zu werden, sondern um einfach fit zu bleiben. Ich habe eine Zeit lang aber auch fast täglich Döner und Currywurst gegessen und es hat mir köstlich geschmeckt.

Würde es Sie stören, wenn man Ihnen demnächst Opa- statt Liebhaber-Rollen anbietet?

Kai Wiesinger: Wenn man wie ich Bücher schreibt, die „Der Lack ist ab“ heißen und dann noch irgendwelche Ego-Probleme mit dem Alter hätte, wäre irgendwas schiefgelaufen, oder?

Wie läutet Ihre Patchworkfamilie das Weihnachtsfest ein? Gibt es in puncto TV oder Musik einen gemeinsamen Nenner?

Kai Wiesinger: „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ wird jedes Weihnachten zusammen geguckt. Da klinke ich mich allerdings schon mal aus. Dafür war ich gerade mit meinen Töchtern auf einem Heavy-Metal-Konzert. Darauf stehen wir alle. Selbst der Kleine kennt fast alle Songs von Rammstein.

Kai Wiesinger: Schauspieler, Bestseller-Autor, Regisseur

Kai Wiesinger, geboren am 16. April 1966 in Hannover, ist Schauspieler, Autor, Regisseur, Fotograf und Synchronsprecher. Ersten Schauspielunterricht nahm er bereits mit 15 Jahren, nach seinem Zivildienst als Rettungssanitäter absolvierte er eine Schauspielausbildung in München. Bekannt wurde er 1992 mit der Hauptrolle in Sönke Wortmanns „Kleine Haie“, die ihm den Bayrischen Filmpreis einbrachte. Den bekam er auch für „14 Tage lebenslänglich“, „Comedian Harmonists“ und „Der Rücktritt“.

Wiesinger schrieb das Drehbuch, führte Regie und spielte die Hauptrolle in der Webserie „Der Lack ist ab“ (ab 2015). Als Regisseur realisiert er sei 2019 die Werbekampagne von „Indeed“. Als Autor schrieb er die beiden Bestseller „Der Lack ist ab“ und „Liebe ist das, was den ganzen Scheiß zusammenhält“. Sein neuester Roman „Zurück zu ihr“ ist am 19. November erschienen. Wiesinger ist verheiratet mit Bettina Zimmermann und hat drei Kinder, zwei davon aus erster Ehe mit Chantal de Freitas.