Comedian Johann König hat über seine erste eigene TV-Show, das Gute an Vorurteilen, Erotik, Urlaub mit Hühnern und seine eher mittelmäßigen Erfahrungen als Redner im Kölner Karneval gesprochen.
Johann König„Wenn ich keinen Sport mache, werde ich aggressiv!“

Copyright: Melanie Grande
Johann König
01.09.2025, 09:02
Komische Gedichte, eine etwas leidend klingende Stimme, furztrockener Humor: Johann König ist einer der erfolgreichsten deutschen Comedians. Ab Samstag läuft wöchentlich seine erste eigene TV-Show – zu Gast sind u. a. Torsten Sträter, Michael Mittermeier, Abdelkarim, Tony Bauer, Helene Bockhorst, um nur ein paar zu nennen. Zeit für einen Talk mit EXPRESS.
Herr König, Ihre erste eigene TV-Show „Johann König findet ...“ feiert am 6. September im WDR Fernsehen (23.15 Uhr) Premiere. Worum geht's?
Johann König: Es ist eine Comedy-Show. Das grobe Konzept habe ich schon seit 15 Jahren im Kopf. Fünf Comedians machen ein Stand-up zu einem bestimmten Thema aus verschiedenen Blickwinkeln.
Johann König hält sich für sportsüchtig
Ein Thema sind zum Beispiel Vorurteile, der Titel der Sendung lautet „Johann König findet ... Vorurteile sind was Wunderbares“. Wieso das?
Johann König: Vorurteile haben einen schlechten Ruf. Aber Vorurteile sind wichtig – wenn wir Dinge im Alltag nicht einkategorisieren würden, würden wir gar nicht zurechtkommen. Wenn ich von der Arbeit komme und meine Frau sehe, dann würde ich jedes Mal aufs Neue überlegen: Was ist das für ein Mensch? Ist sie bösartig? Haut sie mich, küsst sie mich, liebt sie mich? Da würde ich ja verrückt werden. Natürlich haben Vorurteile auch etwas Negatives, wenn es in Richtung Rassismus geht.
Wir arbeiten uns mal an den Themen Ihrer Sendung ab. Sie finden auch Fitness wunderbar. Was machen Sie, um sich fit zu halten?
Johann König: Ich mache viel Sport, ich habe ja hier in Köln Sport studiert und bin eigentlich sportsüchtig. Wenn ich keinen Sport mache, werde ich aggressiv und schreie rum. Ich brauche Bewegung. Ich gehe Schwimmen, ich spiele Tennis, wir haben Zuhause ein Ruder- und Fahrradgerät im Keller. Da power' ich mich im Winter aus. Wird ja auch empfohlen. Um lange gesund zu bleiben und lange zu leben.
Es geht in einer anderen Folge ums Essen. Wobei können Sie nicht widerstehen?
Johann König: Nach allem Salzigen brauche ich ein Stück Schokolade …
… und dann wieder salzig?
Johann König: Nee, der Trick ist: Nach dem Mittagessen esse ich ein Stück Schokolade und dann trinke ich einen halben Liter Wasser. Dann ist der Magen voll und ich habe so ein Sättigungsgefühl, dass ich auch nichts mehr esse. Abendbrot gibt es bei uns um 18, spätestens 19 Uhr – danach ein Stück Schokolade, halber Liter Wasser, Zähne putzen. Und dann esse ich erst wieder um neun Uhr etwas, ich habe also 14 Stunden ohne Essen. Es sei denn, ich bin auf Tour und wir gehen nach der Show Essen oder ich treffe mich mit Freunden – oder ich habe keinen Bock schon um 18 Uhr zu essen.

Copyright: Laura Schmidl
Bitte recht freundlich! Johann König und EXPRESS-Redakteurin Laura Schmidl krönen ihr Gespräch mit einem Selfie.
Disziplin ist aber schon wichtig, oder?
Johann König: Disziplin ist bei der Ernährung ganz wichtig. Aber auch Ausnahmen, sonst macht es keinen Spaß. Aber meine Mutter hatte einen Naturkostladen, deshalb bin ich damit aufgewachsen, mich gesund zu ernähren.
In einer anderen Folge geht es um Erotik. Bestreitet jemand, dass Erotik etwas „Wunderbares“ ist?
Johann König: Nein, natürlich nicht. Die Titel sind immer ein bisschen ironisch. Bei der Erotik ist es interessant, da tritt eine 21-Jährige auf – die hat natürlich einen ganz anderen Blickwinkel und Erfahrungswert als ich mit 53 Jahren. Sie glaubt, dass das alles so bleibt wie mit 21 … Und hier kann ich sagen: Irgendwann ist Essen die lustvollste Tätigkeit in einer Ehe.
Wie persönlich werden die erotischen Einblicke?
Johann König: Wie bei allem, was ich erzähle, fragt man sich: Was stimmt wirklich? Ich selbst kann das nicht auflösen, es stimmen immer um die 50 Prozent – aber welche, das sage ich nicht. Beim Thema Erotik ist es natürlich heikel, weil meine Frau und Kinder die Sendung auch gucken.
Johann König: Tagsüber beschimpfen ihn seine Kinder
Ihre Kinder kommen in Ihrem Programm immer wieder vor – und mal mehr, mal weniger gut weg. Auch in der neuen Show werden Kinder Thema sein. Was ist das wirklich Wunderbare am Kinderhaben?
Johann König: Ich wollte immer Kinder haben. Ohne Kinder wäre mein Leben etwas sinnloser. Ich habe Halt und Struktur gesucht. Ich hätte aber auch nicht gedacht, dass das so lange dauert, bis die selbstständig werden, aufräumen und ausziehen. Mein Sohn ist jetzt 16, es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Meine Mutter sagt immer, die Zeit ohne Kinder ist nachher länger als die mit den Kindern. Das kann ich mir gerade gar nicht vorstellen. Aber es gibt auch immer wieder Momente, da wünscht man sich, dass die jetzt alleine klarkommen. Die Kinder sind jetzt alle in der Pubertät und es ist so, dass die abends ganz lieb und anhänglich sind. Tagsüber wird man dann beschimpft. Das ist auch eine schöne Phase. Das muss man sich nur immer wieder sagen.
Am 6. September läuft auch Ihr Solo-Programm (um 21.45 Uhr) als TV-Premiere. „Wer Pläne hat, wird ausgelacht“. Haben Sie keine Pläne?
Johann König: Doch, als Tour-Künstler muss man ja planen. Wir planen jetzt schon eine neue Tour ab 2027 und haben schon Termine gebucht für 2028. Aber diese kleinen tagtäglichen Pläne mit Kindern habe ich komplett aufgegeben. Das Kind sagt morgens „Ich habe erst zur dritten Stunde Schule“, weiß das aber erst seit sieben Uhr. Dann fällt dem anderen Kind ein Bracket aus der Zahnspange und es muss sofort zum Kieferorthopäden. Ich plane inzwischen nur noch von Stunde zu Stunde.

Copyright: imago images/Andreas Weihs
Johann König (rechts) mit Torsten Sträter (links) und Olaf Schubert (Mitte) beim „Gipfeltreffen“ im MDR-Fernsehen.
Während Corona hatten Sie sich Hühner angeschafft. Wie geht es denen eigentlich?
Johann König: Drei Hühner sind gestorben, zwei gibt es noch. Mit denen waren wir jetzt im Urlaub in Frankreich...
Moment ... die Hühner waren mit im Urlaub?
Johann König: Ja, die nehmen wir immer mit. Wir haben ein kleines Ferienhaus in Frankreich an der Nordsee mit kleinem Garten. Es gibt einen Stall und wir haben einen Zaun mit, dann können die da rein. Wenn wir zum Strand gehen, winken sie.
Mit an den Strand kommen sie nicht?
Johann König: Wir haben die einmal mitgenommen, in einem Wagen. Die Kinder haben ein Huhn auf den Strand gesetzt, und sofort kamen die unangeleinten Hunde angerast. Da haben wir sie schnell zurück zum Haus gebracht.
Wie wäre es als Kölner eigentlich mit einer Zweitkarriere im Karneval?
Johann König: Ich habe das einmal im Tanzbrunnen bei einer Sitzung gemacht. Ich habe mein Lied gesungen „Heute Nacht mein Cologne“. Das kam auch relativ gut an, aber bei meinem Redeanteil hat keiner zugehört. Das ist schon 15 Jahre her. Die Redner haben ja generell Probleme – und mir ging es nicht anders. Es hat niemanden interessiert, was ich erzählt habe. Und mein Lied hat auch das Problem, dass es keinen Refrain hat. Ich müsste noch einiges lernen, um im Karneval Fuß zu fassen. Aber ich feiere da sowieso lieber, als aufzutreten.
Johann König – Comedy-Größe mit Kölner Wurzeln
Johann König, geboren am 21. Juni 1972 in Soest, ist einer der bekanntesten deutschen Comedians. Eigentlich heißt er Johannes Köhn und trat einige Zeit als „Johann Köhnich“ auf, änderte seinen Künstlernamen 2004 aber wieder zu „Johann König“. Sein Vater war Historiker und leitete das Stadtarchiv in Soest, seine Mutter betrieb einen Naturkostladen. König machte eine Ausbildung zum Kinderkrankenpfleger und studierte anschließend Sport in Köln.
Seinen ersten Auftritt hatte er1997 in Köln in der damaligen Kneipe ZapZarap. Das erste Soloprogramm „Alles Spekulatur“ folgt 1999 und wird 2001 als „Entdeckung des Jahres“ mit dem Deutschen Comedypreis ausgezeichnet. 2002 wird König als „Senkrechtstarter des Jahres“ mit dem Bayerischen Kabarettpreis ausgezeichnet. Regelmäßig ist er zu Gast bei „Nuhr im Ersten“ und dem „Quatsch Comedy Club“. Zusammen mit Torsten Sträter und Olaf Schubert ist er Teil der ARD-/MDR-Comedyshow „Das Gipfeltreffen“. König ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in Köln.