„Maischberger“Günther Jauch geht hart mit Ampel ins Gericht: „Würde sie der politischen Resterampe zuordnen“

„Die Unzufriedenheit ist groß“, beschrieb Günther Jauch die derzeitige politische Stimmung in der Bevölkerung.

„Die Unzufriedenheit ist groß“, beschrieb Günther Jauch die derzeitige politische Stimmung in der Bevölkerung.

Die Landtagswahlen in Hessen und Bayern beschäftigten Sandra Maischberger am Dienstagabend. Es hagelte allgemeine Kritik an der Ampel. Die größte Sorge zeigte die Runde allerdings mit Blick auf Israel.

Der Angriff der Hamas auf Israel beschäftigte die Talkrunde bei Sandra Maischberger am Dienstagabend (10. Oktober 2023) im Ersten. Zuallererst stand jedoch das Debakel der Ampelparteien bei den Landtagswahlen in Hessen und Bayern im Zentrum.

Besonders hart ging dabei Günther Jauch mit den Ampelparteien ins Gericht: „Nach diesem Wochenende würde ich sie der politischen Resterampe zuordnen“, urteilte er.

Kretschmer warnt vor Protestwählern: „Das ist extrem gefährlich“

Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung sei groß, fuhr der „Wer wird Millionär?“-Quizmaster (RTL) frühere ARD-Polittalker fort: „Die Werte zur Migration gehen ja bis auf 80 Prozent hoch, dass die Leute sagen: So kann es nicht weitergehen.“ Hinzu kämen die Ängste vor dem Krieg in der Ukraine und den Angriffen auf Israel.

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Natürlich könne man Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und seine Regierung nicht für alles verantwortlich machen: „Aber dass Ängste, Unzufriedenheit und Unsicherheiten dann eher einen Hang zu radikaleren Lösungen mit sich bringen, das glaube ich schon“, vermutete Jauch.

Ähnlich urteilte auch die „Spiegel“-Journalistin Melanie Amann: Selten hätten Landtagswahlen so viel über die bundespolitische Stimmung ausgesagt. Jeder zweite Wähler habe seine Stimmabgabe als einen „Denkzettel“ an die Ampel verstanden.

Die „Pioneer“-Chefreporterin Alev Doğan verortete die Schuld vor allem bei der FDP. 2017 habe Christian Lindner die Verhandlungen zu einer Jamaika-Koalition mit dem Satz abgebrochen: „Lieber nicht regieren als falsch regieren.“ Gegenwärtig mache die FDP beides: „Sie regiert schlecht und sie regiert nicht, weil sie wie eine Opposition auftritt“, wetterte Doğan. Dieser „Negativkurs“ sei für die Liberalen geradezu „suizidal“.

Sandra Maischberger ( echts) diskutierte am Dienstag mit Quizmaster Günther Jauch, „Spiegel“-Journalistin Melanie Amann und der „pioneer“-Chefreporterin Alev Doğan (links).

Sandra Maischberger ( rechts) diskutierte am Dienstag mit Quizmaster Günther Jauch, „Spiegel“-Journalistin Melanie Amann und der „pioneer“-Chefreporterin Alev Doğan (links).

Nach den Ersteinschätzungen des Plenums ging Sandra Maischberger ins Einzelinterview mit Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer. Der CDU-Politiker klagte: „Es ist nicht möglich, mit dieser Bundesregierung vernünftig und auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten!“ Warum die CDU in der Opposition nicht profitiere, wollte Maischberger wissen: „Kann es daran liegen, dass Ihnen das Angela-Merkel-Credo von 2015 noch nachhängt: Wir schaffen das?“

„Vielleicht“, antwortete Kretschmer: „Es ist eine so starke Krise der Demokratie und der Akzeptanz unserer Abläufe, dass ein größerer Teil der Bevölkerung sagt: Es muss hier mal richtig Protest gewählt werden! Und das ist extrem gefährlich!“ Wichtig sei deshalb, Probleme wie Migration, Energie und den „Niedergang der deutschen Wirtschaft“ zu lösen.

Mit Blick auf die Migrationskrise forderte der 48-Jährige, Rückführungsabkommen zu schließen, Grenzen durch die Bundespolizei zu kontrollieren und Sozialleistungen für abgelehnte Asylbewerber zu minimieren. Wie schon Parteikollege Friedrich Merz vor einigen Wochen bot auch Kretschmer der Regierung eine Zusammenarbeit an: „Unser Vorschlag ist eine parteiübergreifende Kommission, gesellschaftsübergreifend, die klar sagt: Welche Zahl von Schutzsuchenden können wir In Deutschland aktuell wirklich gut betreuen? Wenn wir die haben, werden wir die Instrumente dafür finden, um das am Ende auch zu organisieren. Da bin ich mir ganz sicher.“

Im zweiten, etwas kürzeren Teil der Sendung widmete sich die Talkrunde schließlich den Angriffen der Hamas auf Israel. Günther Jauch erzählte, wie er seine 93-jährige Freundin Eva Erben, die in Ashkelon nahe der Grenze zum Gazastreifen lebt, anrief, um zu fragen, wie es ihr gehe: „Wer Auschwitz überlebt hat, der hat auch vor der Hamas keine Angst“, habe sie geantwortet.

Einen Angriff der Hamas habe „keiner für möglich gehalten“, erklärte Jauch weiter: „Die Bestürzung in Israel ist unfassbar groß.“ Aber auch die Wut auf den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu: „Die Abschaffung der Gewaltenteilung durch diese Justizreform und auch das Anwanzen an die Ultraorthodoxen hätte Israel zu einem Land gemacht, das sie langsam nicht mehr wiedererkennt“, habe Eva ihm am Telefon erzählt: „Es sei nicht mehr ihr freies, demokratisches Israel, das sie immer geschätzt hat.“

Jauch übt Kritik an Hilfsgeldern

Kritik übte Jauch an den Hilfsgeldern: „Schon zu Beginn der 2000er-Jahre gab es UN-Hilfsgelder, die in den Gebieten die Schulbücher für palästinensische Kinder finanziert haben, in denen zum Beispiel zum Heiligen Krieg aufgefordert wurde. Wo die Judenverfolgung der Nazis gepriesen wurde. Vor drei Jahren waren es EU-Gelder, wo entsprechende Bücher finanziert wurden, in denen es hieß, die Israelis würden palästinensische Gebiete mit radioaktiven Chemikalien verseuchen.“ Mit anderen Worten: „Deutschland hat ungewollt, aber für sehr, sehr lange Zeit systematischen Hass auf Juden, also blanken Antisemitismus, in diesen Schulbüchern mitfinanziert.“

Letzte Einschätzungen zum Thema kamen neben dem ehemaligen israelischen Botschafter Schimon Stein, der von den Grausamkeiten vor Ort berichtete, vom früheren Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz Wolfgang Ischinger: „Der Konflikt ist die ganze Zeit da gewesen“, sagte Ischinger. Der 77-Jährige warnte weiter: „Die Sorge ist groß, dass der Konflikt sich zum Flächenbrand ausweiten könnte.“

Was sein Worst-Case-Szenario sei, wollte Maischberger wissen. Der Iran könne sich genötigt fühlen, die Straße von Hormus zu schließen, sagte er. Das hätte extreme Auswirkungen auf die Öl- und Gaspreise. Und noch etwas bereitet Ischinger Sorge: „Wie lange wird es wohl dauern, bis die ersten Anschläge in Europa passieren? Ich würde es für ein Wunder halten, wenn bei uns in Europa nichts passiert.“ Umso wichtiger sei es, jüdischen Einrichtungen und Synagogen besser zu schützen. (tsch)