Echter Sex?„Noch näher“: Neue RTL-Serie braucht spezielle Erotik-Expertin

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Szene aus „Even Closer – hautnah“: Ben (Hans Gurbig) und Klara (Maéva Marie Mathilde Roth) kommen sich näher.

von Simon Küpper (sku)

Köln/Berlin – Am Valentinstag wird es erotisch! Am 14. Februar startet beim RTL-Streamingportal TVNOW die neue Serie „Even Closer“. Auf Deutsch: „Noch näher“ – und genau das gilt bei dieser Serie für die Schauspieler. Zwischen denen geht es nämlich richtig heiß her. Für die knisternden Szenen wurde von den Serien-Machern eigens eine Erotik-Expertin angeheuert. Paulita Pappel sorgt dafür, dass die Sex-Szenen möglichst echt aussehen. Oder sind sie es sogar?

  • Am 14. September startet neue Serie „Even Closer“ auf TVNOW
  • „Even Closer“: Mischung aus Erotik- und Tanz-Serie
  • Paulita Pappel als Expertin für Sex-Szenen angeheuert

Die Serie handelt von sechs jungen Tänzerinnen und Tänzern, die an der „Stage“ in Hamburg den Traum von einer Karriere auf der Bühne realisieren wollen. Und von ihren sexuellen Abenteuern.

„Even Closer“ bei TVNOW: Serie hat spezielle Erotik-Expertin

Damit diese möglichst authentisch rüberkommen, war Paulita Pappel von Anfang an involviert. Als sogenannte „Intimacy Coordinator“.

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„Die Arbeit ähnelt im Grunde der einer Choreografin“, erzählt die Erotik-Expertin EXPRESS. Pappel selbst arbeitete schon als Porno-Produzentin und -Darstellerin. In ihren Filmen steht die Lust der Frau im Fokus.

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Erotik-Expertin Paulita Pappel war als „Intimacy Coordinator“ fü die Sex-Szenen in „Even Closer“ mitverantwortlich.

Über ihre neue Aufgabe sagt sie: „Die Arbeit begann eigentlich schon vor dem Dreh – in Gesprächen mit der Produzentin Helga Löbel, der Regisseurin Raquel Stern und dem Cast wurden die Szenen erarbeitet und geprobt. Dabei haben wir genau besprochen, wer was wann macht und die Sexszenen richtig choreografiert – somit gab es für alle Beteiligten eine große Transparenz darüber, was in der Szene genau geschieht. Das war wichtig für das Vertrauen vor allem bei den Schauspielerinnen und Schauspielern.“

Sex-Szenen beim Dreh: Deutschland hinkt Hollywood hinterher

Während der Job des „Intimacy Coordinator“ in Hollywood längst Einzug gehalten hat, hinkt Deutschland hinterher. Pappel: „In Deutschland ist es unüblich, dass Sexszenen mit so viel Sorgfalt vorbereitet werden. Oftmals werden die Schauspieler damit allein gelassen.“

Die Herangehensweise bei „Even Closer“ nennt die Expertin daher „bahnbrechend“. Pappel: „Ich hoffe sehr, dass es als Vorbild für andere Produktionen genommen wird.“

Tatsächlich sehen die Erotik-Szenen in der Serie echt aus. Mancher wird denken, sie sind es sogar. Wie nah sind die Szenen also an einem Porno dran? Pappel erklärt gegenüber EXPRESS: „Die Sexszenen sind alle simulierter Sex. Das ist eben genau der Unterschied zur Pornographie. Das Hauptziel ist nicht Erregung bei den Zuschauer zu erzeugen, sondern eine Geschichte zu erzählen. Es ist eine Darstellung von Sex, aber nicht die Realität.“

Sex-Szenen in TVNOW-Serie: Deshalb wirken sie so echt

Um diese aber möglichst glaubwürdig zu machen, zeigten die Serien-Macher Mut. Genau wie die Darsteller.

Pappel weiter: „Um die Szenen dennoch authentisch aussehen zu lassen, haben wir vor allem die sonst üblichen visuellen Grenzen überschritten. Wir hatten keine Angst vor ‚full frontal nudity‘ und auch Türrahmen, Handtücher, Bettlaken, etc. waren nicht immer genau im Bild. Der gemeinsam erarbeitete Rahmen mit dem Cast hat so viel Vertrauen ermöglicht, dass wir weitergehen konnten als es vielleicht sonst üblich ist.“

Zunächst nur im sendereigenen Streamingportal TVNOW. Klar, dass sich Pappel auch eine Ausstrahlung im Hauptsender RTL wünschen würde. „Ich denke, dass die Serie für ein breites Publikum sehr spannend sein wird, daher würde ich mich freuen, wenn es viele Menschen erreicht und hoffentlich auch inspiriert“, sagt sie.

Paulita Pappel: „Feministische Pornos sollten staatlich gefördert werden“

Ähnliche Ziele also, wie bei ihrer Arbeit in der Porno-Branche. Nicht selten wird sie dafür beschimpft, weil sie „ein falsches Bild von Sexualität“ vermittle. „Dabei geht es mir in meiner Arbeit vor allem darum, starke Frauen zu zeigen, eine Vielfalt von Körpern und Begehren darzustellen, die in Mainstream-Medien kaum oder zu kurz vorkommen, und das Gespräch über Sex und Sexualität in der Öffentlichkeit anzuregen, um gegen Scham und Unwissen zu kämpfen“, sagt sie.

Auch wenn sich in den letzten Jahren vieles gebessert habe, etwa, dass Sexspielzeige salonfähig wurden, ist ihre Mission noch längst nicht beendet. Pappel sagt: „Ich sehe noch viel Arbeit vor mir, um Frauen mehr Räume und Medien anzubieten, um ihre Sexualität auszuleben. Produktionen wie das UFA Serial Drama 'Even Closer – hautnah' bringen den Diskurs weiter und öffnen Türen. Wenn feministische Pornos staatlich gefördert werden, dann werden wir was Grundsätzliches verändert haben.“

Der Valentinstag könnte der Startschuss sein.