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Eugene Boateng„Ich habe erlebt, wie sich Ungerechtigkeit anfühlt“

Ein Mann mit Hut und schwarzen Rastazöpfen steht auf einer Straße und lacht fröhlich in die Kamera

Eugene Boateng, Düsseldorfer mit ghanaischen Wurzeln, lebt mittlerweile in Berlin, hat die ganze Familie Weihnachten vom Rhein an die Spree eingeladen. „Es wird gemütlich, laut, ein bisschen chaotisch, so wie es bei uns immer ist“, sagt er.

Der Düsseldorfer Krimi-Star Eugene Boateng will mit seiner Geschichte Kindern Mut machen, ihre Träume zu verwirklichen.

Er wuchs in den 80ern in der Düsseldorfer Kiefernstraße auf. Damals ein Problemviertel. Zwei Zimmer, die er sich mit fünf von sieben Geschwistern und den Eltern teilen musste. Doch Eugene Boateng (40) träumte nicht nur davon, berühmt zu werden. Er arbeitete hart dafür. Heute zählt er zu den ersten schwarzen Serienkommissaren im TV. Und hat Boateng erzählt, was ihn geprägt und stark gemacht hat.

Er sei in einem Umfeld, das sehr bunt, politisch, manchmal auch laut war, groß geworden. „Viele Herausforderungen, die ich erlebt habe, kennen viele Migrantenkinder, die dort aufgewachsen sind. Das hat mich geprägt, aber auch stark gemacht“, sagt er. Gerade deshalb habe er früh gelernt, für sich einzustehen. Und auch für andere. „Vielleicht, weil ich selbst erlebt habe, wie sich Ungerechtigkeit anfühlen kann. Das hat mir später im Leben enorm geholfen.“

Eugene Boateng: Mit 14 schlich er sich in Düsseldorfer Clubs

Wie viele in seiner Jugend spielte Boateng Fußball, doch im Gegensatz zu seinen heute berühmten Kicker-Namensvettern war es nicht wirklich seins. „Aber das Bedürfnis, gesehen zu werden und mich durch etwas auszudrücken, war total stark.“ Schon mit 14 schlich er sich in die Clubs, z. B. ins Tor 3 in Düsseldorf. Bewunderte die Typen, die in die Mitte sprangen, tanzten, von allen angefeuert wurden. Das wollte er auch. Mit 19 trainierte er wie besessen. Es funktionierte.

Eugene wurde 2006 „Viva Dancestar“ bei Detlef Soost. Der Beginn einer Tänzer-Karriere. Jan Delay, Kool Savas, MIA und die No Angels – nur einige, in deren Musikvideos er mitwirkte.

Doch „U-Gin“ (sein Spitzname) wollte mehr, wollte Schauspieler werden. Dumm nur, dass die Schauspielschulen das anders sahen. „Aber ich habe nicht aufgegeben: Ich habe mit Schauspielcoaching, Privatunterricht und eigenen Projekten gearbeitet und versucht, mich Stück für Stück hochzuarbeiten.“ Funktionierte. Für seine Arbeit („Borga“) wurde er u.a. mit dem Deutschen Schauspielpreis ausgezeichnet.

Ein Mann mit schwarzen Dreadlocks und eine Frau in gelber Jacke sitzen auf einer Bank mit Blick auf einen Hafen und stoßen mit Bierflaschen an.

Prost! Eugene Boateng und Katharina Schlothauer in dem aktuellen „Der Flensburg-Krimi“.

Plötzlich gab es Anfragen. Serienrolle? Kommissar? Aber gerne. Seit 2021 spielt er im „Flensburg-Krimi“ (neuer Fall am 18. Dezember, 20.15 Uhr, ARD) Kommissar Antoine Haller. „Für mich geht es bei dieser Rolle vor allem darum, Türen in Deutschland aufzumachen. Ich denke oft daran, wie ich als kleiner Junge nach Vorbildern gesucht habe. Schwarze Kommissare habe ich kaum gesehen.“

Ihm sei es aber wichtig, eine Figur darzustellen, die wirklich aus einer schwarzen Kultur komme, diese repräsentiere. Die nicht nur „schwarz“ sei, sondern auch ihre Geschichte und Identität mitbringe. „Wenn schwarze Kinder in Deutschland sehen, dass jemand wie ich so eine Rolle spielen kann, denken sie vielleicht: ‚Wenn Eugene das kann, dann kann ich es auch … – vielleicht sogar mehr.‘“ Dazu gehören auch Äußerlichkeiten wie die Dreadlocks. Würde er für eine Rolle die Haarpracht opfern? „Müsste schon etwas Besonderes sein“, schmunzelt er. „Wenn ich z. B. die Biografie von Jon Jones, dem UFC-Fighter, spielen dürfte, wäre ich sofort dabei.“