DSDSBohlen-Sprüche zu hart? Produktions-Boss: „Dieter hat sich verändert“

Marco Thiel, Executive Producer der UFA Show & Factual, sitzt in seinem Büro.

Marco Thiel ist als Executive Producer der UFA Show & Factual einer der DSDS-Bosse.

Dieter Bohlen, Pietro Lombardi, Katja Krasavice und Leony bitten zum Casting. Am 14. Januar 2023 startet die 20. Staffel von DSDS – es soll die letzte sein. Oder doch nicht?

von Simon Küpper  (sku)

Bald es ist vorbei – oder doch nicht? Am Samstag (14. Januar 2023) startet bei RTL die 20. Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“. Angekündigt wurde diese als die letzte, die es geben soll. Aber bleibt es wirklich dabei?

Marco Thiel ist als Executive Producer der Produktionsfirma UFA Show & Factual einer der Bosse von DSDS. Im Interview mit EXPRESS.de spricht er über die Hoffnung, dass es mit der RTL-Erfolgsshow doch noch weitergehen könnte, das Experiment mit Florian Silbereisen als Chef-Juror, Diskussionen mit Dieter Bohlen und dessen teils böse Sprüche.

DSDS: Gibt es doch noch eine weitere Staffel?

Herr Thiel, nach der Staffel in diesem Jahr soll Schluss sein – wie wahrscheinlich ist es, dass es doch noch mit DSDS weitergeht?Marco Thiel: Als Produzent fällt es schwer zu glauben, dass mit dem Finale am 15. April wirklich Schluss sein soll. Unser Team tut alles für den Erfolg. Und am Erfolg wird sicherlich bemessen, ob wir auf ein Comeback hoffen können.

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Was hat den Ausschlag für die Entscheidung gegeben, nur noch eine Staffel zu machen? Marco Thiel: Wir haben 20 Jahre Fernsehgeschichte geschrieben. Und ich kann verstehen, dass man sich wohl kaum besser verabschieden kann als zum Jubiläum und mit der Rückkehr des Poptitanen. Und wir haben alles gegeben, um eine unterhaltsame Staffel zu produzieren.

Sie sind mitverantwortlich für die Jury-Besetzung: Wie schnell war klar, dass Dieter Bohlen zurückkommen muss? Marco Thiel: Für mich sehr schnell. Dieter ist DSDS. Er lebt und liebt dieses Format. Und die Zuschauer haben ihn, seine Ehrlichkeit und seine Sprüche vermisst. Ich glaube nicht an Marktforschungen. Ich vertraue da auf mein Gefühl, die Quoten und das Feedback aus vielen persönlichen Gesprächen. Die Leute wollen ihren Dieter zurück. Was wäre „Wer wird Millionär?“ ohne Jauch, „Let’s Dance“ ohne Llambi, „Topmodel“ ohne Klum, „Joko und Klaas“ ohne Joko und Klaas? Dieter hat dieses Format geprägt und die Leute schalten auch wegen Dieter ein. 20 Jahre DSDS ohne Dieter zu feiern, wäre kaum vorstellbar gewesen.

Wie groß ist seine Mitsprache bei der restlichen Jury? Marco Thiel: Die Besetzung der Jury ist Teamwork. Die Stimmung und Performance hinter dem Pult ist ja auch von inhaltlicher Bedeutung. Und genauso wichtig wie tolle Kandidaten. Jeder wirft seine Idee oder Vision in den Ring und natürlich reden wir mit Dieter über die Jury. Seine Meinung ist mir wichtig.

Äußerungen von Ex-RTL-Geschäftsführer Henning Tewes legen nahe, dass Dieter Bohlen mit seinen Sprüchen aus Sendersicht so manches Mal übers Ziel hinausgeschossen ist – musste er sich fürs Comeback anpassen? Marco Thiel: Nein. Deswegen liebt ihn ja das Publikum. Er sagt das, was er denkt und liefert damit Unterhaltung pur. Aber die Zeit hat sich natürlich verändert und Dieter auch. Er hat da ein gutes Gefühl, was er und wie er kommentiert. Dieters Sprüche, Ehrlichkeit und Direktheit sind sein Erfolg und für viele auch ein Grund, DSDS einzuschalten. Im Übrigen aber auch sein großes Herz, was immer vergessen wird. Dieter ist ehrlich. In alle Richtungen.

Rückblickend: Ist das Experiment mit Florian Silbereisen gescheitert? Marco Thiel: Nein, es ist ein Kapitel in der DSDS-Geschichte. Ich schätze Florian Silbereisen sehr. Er hat diese schwere und riskante Aufgabe nach Dieters Weggang übernommen und alles gegeben. Wir haben in diese Staffel genauso viel Leidenschaft und Power reingesteckt wie immer. Und für die Staffel haben wir auch tolle Kritiken erhalten. Aber der Zuschauer hat mit seiner Fernbedienung entschieden.

Mit ihm, so hieß es, soll an neuen Formaten gearbeitet werden. Wie kann eine Castingshow mit ihm ausgehen?Marco Thiel: Florian Silbereisen ist einer der erfolgreichsten Entertainer im deutschen Fernsehen. Ein neues Format für ihn muss passen wie ein maßgeschneiderter Anzug. Es gibt viele Ideen in viele Richtungen – aber das muss am Ende Florian entscheiden.

Auch ohne DSDS werden Musik-Castingshows weiterleben, sicher auch bei RTL. Auch mit Dieter Bohlen?Marco Thiel: Der lineare Fernsehmarkt hat sich massiv verändert. Natürlich sind Castingshows nichts Neues. Auf Social Media, den Mediatheken und den vielen Streaming-Portalen wird so viel Programm generiert wie selten zuvor. Aber wir sind 20 Jahre on air. Das ist unsere Leistung. Und dass wir eine verlässliche Marke sind, mit denen Generationen aufgewachsen sind. Und ob die Reise weiter geht, wissen wir nicht. Aber Variationen von Musik-Castingshows wird es immer wieder geben. Die Cinderella-Story wird nie aussterben. Wir haben immer Ideen, Dieter auch. Wo das hinführen kann, wird man sehen.

Sie sind als Executive Producer für die kreative Ausrichtung verantwortlich. Wer hat am Ende das letzte Wort: Sie oder Dieter Bohlen? Marco Thiel: Ein Programm wie DSDS ist keine One-Man-Show. Dieter hat ein Gespür für Unterhaltung und ist eine Musiklegende. Durch seine Expertise tauschen wir uns über alle relevanten Themen aus und diskutieren Ideen. Die beste Idee gewinnt. So ist das immer. Und zudem macht es großen Spaß mit ihm.

Haben Sie eigentlich mal eine Show verpasst?Marco Thiel: Ich bin immer dabei. Und habe, seitdem ich das Format verantworte, keine Live-Show verpasst. Ich liebe Liveshows. Und das ist der Reiz von DSDS. Die Abwechslung in den Phasen des Projekts. Aber samstags, live, um 20.15 hat seinen Zauber nicht verloren.

Gibt es aus 20 Staffeln für Sie einen herausragenden Moment?Marco Thiel: Bei DSDS sammelt man permanent Momente und Erinnerungen. Das auf den einen Moment runterzubrechen, ist unmöglich.

Und einen größten Fehler? Die Jury-Besetzung Xavier Naidoo oder Michael Wendler? Oder etwas anderes? Marco Thiel: DSDS ist ein People Format. Und Menschen machen Fehler. Das kann man als Produzent nicht beeinflussen. Gerade die letzten drei Jahre waren wahnsinnig turbulent. Wir mussten mit unberechenbaren Situationen umgehen. Langweilig wurde mir und meinem Team nicht. Aber wir sind im Epizentrum eines Formats, das öffentlich sehr unter dem Brennglas steht. Das ist es aber auch, was es ausmacht. DSDS hat so viele Schlagzeilen hervorgebracht. Und jede Schlagzeile zeigt mir, dass wir relevant sind. Ich würde mir aber wünschen, dass man mehr wertschätzt, dass DSDS ein handwerklich hervorragendes Produkt ist, das Millionen von Leuten seit 20 Jahren unterhält und – anders als behauptet – wahnsinnig viele erfolgreiche Menschen im Musik- und Fernsehmarkt etabliert hat.