Barbara Salesch prägte mit ihrer legendären Gerichtsshow eine ganze Ära und veränderte das Bild von Frauen im Richteramt nachhaltig. Im Interview gibt die 75-Jährige nun preis, dass sie selbst dem klassischen Idealbild ihrer Fernsehrolle nie ganz entsprach.
„Das ist doch keine Richterin“Wie Barbara Salesch das Frauenbild im Gericht revolutionierte

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Vor drei Jahren kehrte Barbara Salesch aus dem Ruhestand ins Fernsehen zurück. (Bild: RTL / Stefan Gregorowius)
Bereits Anfang der 2000er-Jahre wurde Barbara Salesch zur festen Größe im deutschen Nachmittagsprogramm. Mit ernster Miene, feinsinnigem Humor und echter juristischer Erfahrung urteilte sie in ihrer TV-Gerichtsshow - und prägte dabei das Bild einer starken, authentischen Richterin.
Nach einem Jahrzehnt fernab der Kameras steht die heute 75-Jährige nun seit drei Jahren wieder im Scheinwerferlicht.
Das Richterbild „dem Alltag anpassen“
In einem Interview mit der Agentur teleschau blickt sie mit Augenzwinkern auf die Anfänge Ende der 90er-Jahre zurück: „Zunächst wurde damals für die Richterrolle ganz geschlechtsneutral nach einem Mann gesucht.“
Dass sie am Ende selbst die Rolle übernahm, war alles andere als geplant. „Als die Produzentin dann merkte, dass die wenigen Frauen, die auch gecastet wurden, für die Rolle besser waren, hat sie am Ende nur noch nach Frauen gesucht.“
Warum ausgerechnet Salesch für die Rolle ausgewählt wurde, erklärt sie ebenfalls im Rückblick: „Deshalb wurde auch meine Landgerichtspräsidentin gefragt, und sie hat mich vorgeschlagen. Sie und auch die Justizsenatorin, die mich immer unterstützt hat, waren da viel weiter als ich. Sie wollten die Gelegenheit nutzen, das Richterbild im Fernsehen dem Alltag anzupassen, der schon längst viel frischer und weiblicher war. Sie kannten mich beruflich und waren sich sicher, da läuft nichts schief.“
„Das ist doch keine Richterin“
Doch der Weg war steinig, gerade zu Beginn begegnete Salesch viel Skepsis: „Bei der ersten Marktforschung hieß es, die Frau ist taff, aber das ist doch keine Richterin. Ein Richter ist männlich, grauhaarig, mit Bart und Amtssprache.“ Sie erinnert sich: „Wir haben als Referendarinnen sehr über einen gewissen Altherrenstil gelacht.“

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Mit 75 Jahren sitzt Barbara Salesch wieder respektive noch immer im TV-Richterstuhl. (Bild: RTL / Stefan Gregorowius)
Doch Salesch ließ sich nicht beirren und überzeugte durch Haltung, Authentizität und Nähe zum Publikum. Nur ein Jahr später habe sich das Bild in den Köpfen gewandelt, so Salesch: „Ein Richter ist eine Richterin, rothaarig, zugleich taff und empathisch und spricht verständlich. Wir hatten es geschafft. Und darauf bin ich stolz.“
„Anstatt Schularbeiten zu machen, haben sie meine Sendung gesehen“
Barbara Salesch hat nicht nur Fernsehhistorie geschrieben, sondern als Pionierin in einer Männerdomäne auch ein bleibendes Zeichen gesetzt.
Wohl auch deshalb kam und kommt sie besonders bei der jungen Generation gut an. Das war schon in ihren ersten Jahren so, wie sie sich im teleschau-Interview erinnert: „Anstatt Schularbeiten zu machen, haben sie meine Sendung gesehen. Mit oder ohne Oma.“ Dabei scheint Salesch auch eine Vorbildwirkung gehabt zu haben; „Wenn ich an Universitäten Vorträge halte, höre ich immer von der einen oder dem anderen, dass sie meinetwegen Jura studieren oder studiert haben.“
Nach zahllosen Sendungen im Nachmittagsprogramm verhandelt Barbara Salesch nun in der 90-minütigen Sonderausgabe „Barbara Salesch - Der größte Prozess ihres Lebens: Die Tote im Rhein“ auch zur Primetime (Dienstag, 10. Juni, 20.15 Uhr, bei RTL und RTL+). (tsch)