Die Weisheiten von Trödel-Händler Walter „Waldi“ Lehnertz gibt es nun auch als Buch. EXPRESS.de hat einen Auszug aus „Waldis Weisheiten“.
„Bares für Rares“80-Euro-Waldi kämpft für mehr Bargeld
Mit dem Titel „Waldis Weisheiten“ (16,90 Euro) hat die Kölner Edition Steffan ein neues Buch herausgebracht, in dem auf 144 Seiten jede Menge Anekdoten vom Kult-Trödler Walter Lehnertz aus der Eifel zu lesen sind – zusammengestellt von Autor Peter Meurer. Wir stellen hier Kapitel 1 vor: „Nur Bares ist Wahres – ein Aufruf zum Erhalt des Bargelds“.
Nur Bares ist Wahres. Kein Bargeld mehr? Ohne mich! Dies ist mein nachhaltiges Bekenntnis zum Erhalt von Scheinen und Münzen, und nicht erst, nachdem jüngst in meinem Laden folgendes passierte: Ein Urlauber-Ehepaar hatte in meinem Geschäft ein antikes Exponat gefunden und wollte die 104 Euro Kaufpreis per Karte bezahlen. In meinem mobilen Lesegerät habe ich aber mit meinen ‚Schaufel-Fingern‘ die Null zweimal gedrückt, sodass dem schon etwas älterem Pärchen 1004 Euro digital abgebucht wurden. Der Missgriff wurde erst nach meiner tollpatschigen Aktion bemerkt. Was tun? Meine spontane Eingebung: Ich bot ihnen an, mit mir zu meiner Haus-Bank zu fahren, um das Missgeschick bzw. den Differenzbetrag bar auszugleichen. Sie hatten die nötige Zeit und waren sogar hocherfreut, mit mir in meinem Sprinter die Fahrt zur Bank zu unternehmen. Sie bezeichneten die kurze Reise vergnügt als eine ‚Bagger-Fahrt durch die Eifel‘, wie man hierzulande zu sagen pflegt. Banktechnisch wurde alles geklärt, und sie hatten in ihrem Verwandten- und Bekanntenkreis eine schöne Geschichte zu erzählen.
Waldi Lehnertz: Für ihn sind Münzen und Scheine „wahre Werte“
„Ende gut, alles gut? Mit Bargeld wäre das nicht passiert. Barzahler – so wie ich – mögen es, Scheine und Münzen in die Hand zu nehmen. Dazu kommt die Gewissheit, dass ich Ausgaben viel besser im Griff habe, wenn ich das Geld abzähle. Habe ich einen hohen Geldschein erst mal ausgegeben, liegt die Hürde zum weiteren Geldausgeben höher. Wenn ich mit Bargeld bezahle, hinterlasse ich auch keine Spuren an der Ladenkasse. Meine Privatsphäre bleibt geschützt. Bargeld ist das einzige Zahlungsmittel, das mir volle Souveränität und Unabhängigkeit garantiert.“
Viele Mitmenschen aus allen sozialen Schichten, insbesondere auch ältere Omas und Opas, sowie sozial benachteiligte Menschen, sind auf Bargeld angewiesen. Bargeld funktioniert ohne Handy und Internet, und bedeutet auch ein Stück Alterssicherheit. Bei Stromausfällen und Hackerangriffen oder Softwarestörungen kann ich mit Bargeld weiter einkaufen und bezahlen. Und nicht zuletzt stellt sich auch die Frage: Wie soll jemand an Geld kommen, der weder ein Bankkonto noch ein Smartphone besitzt?
Offenkundig gibt es einen Trend zur bargeldlosen Zahlung. Ich jedenfalls finde das auch aus emotionalen Gründen nicht gut. In der Fernsehsendung ‚Bares für Rares‘ gehen ‚echte Werte‘, sprich Scheine, über den Tisch. Die Sendung trägt nicht umsonst diesen Titel. Letztendlich sollte jeder für sich entscheiden, wie er bezahlt oder sein Geld verwaltet. Das Problem ist nur, dass man offensichtlich versucht, das Bargeld unbemerkt zu verdrängen. Es ist eine Salami-Taktik, damit es keiner mitbekommt. Man wird das nur aufhalten können, wenn man weiterhin bar bezahlt und nicht wegen jeder Kleinigkeit die Karte zückt.
Oder wollen Sie eines Tages den Kaffee zwischendurch, den Euro für den Bettler oder die Münzen für den Klingelbeutel elektronisch zahlen müssen? Ich jedenfalls zahle gerne bar und werde es weiterhin verstärkt tun. Für mich ist Bargeld auch ein wichtiges Stück Freiheit. ‚Es gibt drei treue Freunde: Deine langjährige Ehefrau, dein alter Hund und dein flüssiges Geld, sprich Bargeld‘, sagte einst schon Benjamin Franklin, der große amerikanische Staatsmann. Also Bargeld auch für die Welt von morgen! Lasst es euch bloß nicht wegnehmen!