Ein DHDL-Abend, der unter keinem guten (Weihnachts-)Stern steht: Zunächst baut Frank Thelen einen halsbrecherischen Unfall beim Motorschlitten-Testfahren. Danach geraten die Löwinnen und Löwen beim Pitch zweier junger App-Unternehmer in Streit.
App-Gründer kassieren drastische Löwen-Kritik„Das Publikum wird sch... finden, wie Ihr Geld verdient“

Copyright: RTL/Screenshot
Von wegen „Joy“: Die Präsentation der Gutschein-App zweier junger Digitalunternehmer löst nicht wirklich ungetrübte Freude in der „Höhle der Löwen“ aus. (Bild: RTL/Screenshot)
„Um Himmels willen“, stöhnt Judith Williams, als sie den Crash beobachtet. Frank Thelen, der gut gelaunt eine Testfahrt in einem Akku-betriebenen Motorschlitten begonnen hat, rast in der Weihnachtsausgabe der VOX-Gründershow ungebremst in ein Studiotor.
Ein Moment, der den Atem stocken lässt, der aber auch sinnbildhaft für die ganze Sendung stehen könnte. Es war erkennbar der Wurm in der Sonderausgabe von „Die Höhle der Löwen“ drin. Eigentlich sollte friedliche Weihnachtsstimmung verbreitet werden. Doch dann ging einiges in die Hose. Es flossen Tränen, es gab Streit - und nur einen einzigen Deal am Abend.

Copyright: RTL / Bernd-Michael Maurer
Eigentlich sollte ja sehr festliche Weihnachtstimmung in der Luft liegen. Doch die Chemie zwischen Janna Ensthaler und Judith Williams ist diesmal eher toxisch. (Bild: RTL / Bernd-Michael Maurer)
Immerhin: Frank Thelen kam unverletzt aus einem Crash, bei dem beim Schneemobil „Bobsla“ auf dem glattem Studioboden die Bremsen versagt hatten. Ein Geschäft konnten die Erfinder des Gefährts aber nicht machen.
Gut möglich, dass sich Janna Ensthaler, Dagmar Wöhrl, Judith Williams, Carsten Maschmeyer, Ralf Dümmel und Frank Thelen, die sich alle mit viel Liebe zum festlichen Detail in Schale geworfen hatten, einen ganz anderen Abend vorgestellt hatten. Es fing alles freudig an. Doch als Weihnachtserinnerungen ausgetauscht wurden, flossen bei Dagmar Wöhrl Tränen. Bekanntlich hatte sie vor vielen Jahren ihren zwölfjährigen zweiten Sohn bei einem tragischen häuslichen Unfall verloren.
Dagmar Wöhrl kommen beim Thema Weihnachtserinnerungen die Tränen
„Es ist nicht so einfach“, bekannte Dagmar Wöhrl, der die Tränen über die Wange liefen. „Für mich ist Weihnachten nicht so schön wie früher.“ Und dann versagt ihr fast die Stimme. „Wenn plötzlich ein Kind nicht mehr da ist - das kann man sich nicht vorstellen.“ Die Unternehmerin erhielt viel Mitgefühl von links und rechts - und das tat gut. „Ich bewundere dich, dass du darüber sprichst“, sagte Judith Williams.

Copyright: RTL / Bernd-Michael Maurer
Er sorgt für einen großen Schreckmoment: Frank Thelen steuert ungebremst auf ein Hindernis zu. (Bild: RTL / Bernd-Michael Maurer)
Die Sendung allerdings ging einfach weiter. Sie steuerte von aufgekratzter Stimmung, kurzen Momenten der Stille und des Ernstes - ähnlich ungebremst wie zuvor Frank Thelen vorm Studiotor - in Richtung Streit. Auslöser war der vorletzte Pitch der unharmonischen Weihnachtsshow, bei der zwei junge Digitalprofis ihre App-Lösung „Joy“ präsentierten.
Dahinter steckt eine zeitgemäße, aber eben auch nicht ganz unproblematische Neuakzentierung des Gutscheingedankens, der für viele Schenkende eine beliebte Verlegenheitslösung ist. „Wir verpassen dem 0815-Gutschein einen neuen Anstrich“, sagte Co-Gründer Franz. Womöglich hat die „Joy“-App das Zeug dazu, den Gutscheinmarkt zu revolutionieren.
Frank Thelen kritisiert „Joy“-Gründer: „Es ist ein bisschen eine Abzocke“

Copyright: RTL/Screenshot
Auch Minuten nach dem Crash ist Judith Williams die Sorge noch anzusehen. (Bild: RTL/Screenshot)
Die Digitalidee versteht sich ist ein personalisierbarer Universal-Gutschein, der für jedes online erhältliche Produkt einlösbar ist. Wer beschenkt wird, wählt selbst im Netz ein beliebiges Wunschprodukt, fügt in der App den Link zum Angebot ein - und fertig: „Joy“ besorgt und verschickt das per Gutschein ausgewählt Geschenk. Neben Privatkunden zielen die Gründer vor allem auf Firmen, die so ihre Beschäftigten beschenken wollen. Ihre Vorstellung: 350.000 Euro für zehn Prozent der Firmenanteile!
Vonseiten der VOX-Löwen kam jedoch schnell Kritik auf. Immerhin setzten die „Joy“-Gründer als Basis den UVP für die gewünschten Geschenke an, wohl wissend, dass sie hinter den Kulissen oft deutlich bessere Preise für die begehrte Ware aushandeln können. „Es ist ein bisschen eine Abzocke“, sagte Frank Thelen, der das Prinzip durchschaute.
Carsten Maschmeyer entschied überraschend schnell, ein Investment bei „Joy“ abzulehnen - aus moralischen Bedenken. „Das Publikum wird sch... finden, wie Ihr Geld verdient“, kritisierte er die Gründer in drastischen Worten. Auch Dagmar Wöhrl winkte schnell ab. „Das gibt bei mir ein Bauchgrimmen.“
Doch dann kam Frank Thelen eine Idee. „Eigentlich müsste man den Kunden einen Rabatt geben“, schlug er vor. Die Einkaufsvorteile, die „Joy“ heraushandeln kann, sollten an die Käufer der Geschenke weitergegeben werden. Auch Janna Ensthaler gefiel das. Sie fragte: „Wärt Ihr bereit, die Marge mit den Kunden zu teilen?“
Maschmeyer schimpft, steigt aus, dann wieder ein, dann wieder aus

Copyright: RTL / Bernd-Michael Maurer
Zumindest wenn es zum Schluss der Sendung, Leckereien für alle gibt, hellt sich die Laune doch wieder auf. Frohe Weihnachten! (Bild: RTL / Bernd-Michael Maurer)
So änderte sich die Stimmung, weil die „Joy“-Erfinder Zustimmung signalisieren. „Es kann eine Gelddruckmaschine sein“, freute sich Frank Thelen. Aber es blieb eine Achterbahnfahrt beim Bieten. Carsten Maschmeyer wurde hellhörig. Er stieg wieder ein und buhlte nun gemeinsam mit Janna Ensthaler um „Joy“. Ihr Duo-Angebot: 350.000 Euro für zusammen 20 Prozent.
So viele Anteile wollte auch Frank Thelen haben. Gereiztheit lag in der Luft. „Ist das nicht die Idee, die Frank euch empfohlen hat?“, wollte Judith Williams von den Gründern wissen, die angeblich so schnell ihr Geschäftsmodell anpassen wollten. Es klang zugleich wie eine Spitze gegen ihre beiden Kollegen.
Dann wurde es hitzig. Ihre Idee wollten sie zwar in Richtung mehr Rabatte modifizieren, sagten die Gründer, von ihren Preisvorstellungen abrücken hingegen ganz und gar nicht. „Dann wollt ihr keinen Deal“, schimpfte Maschmeyer. „Mein negatives Gefühl ist wieder da.“
Janna Ensthaler von Judith Williams genervt: „Nicht gut, das jetzt so runterzumachen“
Auch Judith Williams blieb bei ihren Bedenken. „Eurer ganzes Konstrukt ist so ein bisschen greedy“, argwöhnte sie. Ihr Verdacht bestätigte sich, als die „Joy“-Gründer eine weitere Volte schlugen. Plötzlich gingen sie doch auf Janna Ensthalers Offerte ein, die sich für 15 Prozent einkaufen darf.
„Ich dachte, die bleiben bei 10 Prozent“, wunderte sich Carsten Maschmeyer. Frank Thelen wirkte genervt. Janna Ensthaler machte den Deal - und Judith Williams schüttelte den Kopf. „Ich finde die beiden strange.“ Und Unternehmerin Ensthaler? Die reagierte pikiert. Sie wollte sich ihr Geschäft nicht schlecht reden lassen. „Ich finde das nicht gut, das jetzt so runterzumachen.“ Da war die schöne Weihnachtsstimmung endgültig im Keller.
Immerhin: Der Deal bei „Joy“ blieb zumindest in geschäftlicher Hinsicht der einzige Lichtblick in der gar nicht so festlichen Show. Die Gründer des „Bobsla“-Mobils, mit dem Frank Thelen crashte, gingen leer aus - die Unternehmer hinter dem Kinderspielzeug „LEuLI“, den Tannennadelprodukten von „TannTastisch“ und vom Back-Start-up „Streuselade“ ebenso. Echtes Weihnachten kann da nur schöner werden. (tsch)
