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„Plötzlich sah ich Kinder“Fotografin sieht auf Brücke barbarische Szene – es gibt jetzt keinen Zweifel mehr

Lynsey Addario ist Fotojournalistin und Kriegsberichterstatterin. Im ZDF hat sie im Gespräch mit Moderator Christian Sievers als Zeugin eines Kriegsverbrechens beschrieben, warum sie ein Foto von einer toten Familie in der Ukraine gemacht hat. Und warum es so wichtig ist.

Lynsey Addario ist Fotojournalistin und Kriegsberichterstatterin. Im ZDF hat sie im Gespräch mit Moderator Christian Sievers als Zeugin eines Kriegsverbrechens beschrieben, warum sie ein Foto von einer toten Familie in der Ukraine gemacht hat. Und warum es so wichtig ist.

Es ist ein Foto, das schwer zu ertragen ist. Ein Dokument, das beweist, mit welcher barbarischen Taktik Putins Armee in der Ukraine vorgeht. Eine US-Kriegsfotografin beschreibt im ZDF, welche grausame Szene sie am Sonntag erleben musste. Und warum sie diese in einem Foto festhielt.

von Martin Gätke (mg)

Seit Montag (7. März) sind Putins Gräueltaten, die er selbst so sehr zu verheimlichen sucht, für die ganze Welt zu sehen. Auf ihrer Titelseite druckte die „New York Times“ ein Foto aus Irpin (nordwestlich von Kiew) ab, das unter die Haut geht. EXPRESS.de hat sich dagegen entschieden, es zu zeigen.

Darauf zu sehen: Mehrere ukrainische Soldaten eilen einer Familie zur Hilfe, die soeben von russischem Mörserfeuer getroffen wurde. Auf der Straße liegen ein junger Mann, eine junge Frau und ihre beiden Kinder. Zwei Soldaten knien über den Körpern, versuchen ihre Leben zu retten.

Doch sie können nichts mehr tun. Die Menschen dort auf der Straße sind tot. Neben den Leichen liegen doch ihre Koffer und Taschen, sie wollten fliehen vor dem Krieg.

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Nach Angaben des Bürgermeisters sind durch die russischen Angriffe auf die Stadt insgesamt acht Zivilisten ums Leben gekommen. Unter den Todesopfern sei auch eine Familie.

Drei Tage nach diesem schrecklichen Angriff erklärt die Fotografin Lynsey Addario im ZDF-„heute journal“, wie sie die Szene erlebt hat. Eine, die sie selbst als „Zeugnis eines Kriegsverbrechens“ beschreibt. Seitdem der Krieg ausgebrochen war, berichtet die Fotojournalistin und Pulitzer-Preisträgerin aus der Hauptstadt Kiew über den Krieg.

Kriegsfotografin berichtet im ZDF: „Es flogen Granaten über die Köpfe dieser Kinder“

Am Sonntag sei sie am frühen Morgen an einer Brücke in Irpin gewesen. Sie diente der Evakuierung von Zivilisten. Sie hatte ihre Kamera in der Hand, wollte die Fliehenden fotografieren, die über die Brücke kommen, als plötzlich Granaten abgeworfen wurden. Zunächst glaubte sie, eine nahe Basis der ukrainischen Truppen werde beschossen. Währenddessen flohen die Menschen weiter über die Brücke, Soldatinnen und Soldaten halfen ihnen dabei, trugen das Gepäck.

Ein Mann steht auf der zerstörten Brücke in Irpin. Hier starb die Familie nach einem russischen Angriff.

Ein Mann steht am Dienstag (8. März) auf der zerstörten Brücke in Irpin. Hier starb die Familie nach einem russischen Angriff. Über die Überreste der Brücke, die aus der Stadt herausführt, führt nur noch ein improvisierter Weg, über den die Menschen noch immer versuchen zu fliehen.

Doch dann passierte es. Immer mehr Granaten fielen, immer näher an der Brücke mit den Menschen. Die duckten sich noch, auch Addario duckte sich und wollte sich schützen.

Fotografin im ZDF: „Dann sah ich diese Familie, eine ukrainische Familie“

„Und dann hab ich wieder ein Foto gemacht und plötzlich sah ich Kinder und es flogen Granaten über die Köpfe dieser Kinder, vielleicht zwanzig Meter von mir entfernt, wenn nicht noch näher“, erklärt Addario die Situation im Gespräch mit Moderator Christian Sievers. „Und dann sah ich diese Familie, eine ukrainische Familie.“

Es habe jede Menge Chaos in diesem Moment gegeben. „Einige Familien hatten Glück und kamen raus. Die Familie auf dem Foto hat leider nicht überlebt. Die Mutter und die beiden Kinder haben es nicht überlebt.“ Auch ein Freund der Familie, der sie begleitete, starb bei dem Angriff.

Christian Sievers will wissen, ob Addario je überlegt habe, ob sie die tote Familie fotografieren sollte? Ob sie überhaupt so eine Szene fotografieren dürfe? Natürlich habe sie darüber nachgedacht, antwortet Addario, selbst Mutter. „Ich habe diese leblosen Körper gesehen, die der Kinder. Es war ganz furchtbar.“

Ukraine: US-Fotografin entlarvt Putins barbarische Taktik

Die Fotografin dachte aber auch in diesem Moment: „Dieses Foto ist das Zeugnis eines Kriegsverbrechens. Ich dachte, dass ich dieses Foto machen soll. Diese Menschen, unschuldige Zivilisten, wurden angegriffen.“

Wladimir Putin behauptet immer wieder, Zivilisten seien keine Ziele seines Krieges. Addario hat eine ganz andere Meinung. Sie reist seit 20 Jahren in die Krisengebiete der Welt. Hat also einige Erfahrung mit Leid und Tod, wurde selbst geschossen. „Aber das war eine Situation, wo die Zivilisten das Ziel waren. Die Granaten wurden wirklich auf die Zivilisten geworfen. Das war das Ziel, die Zivilisten.“

Ukraine: Putins brutales Vorgehen zeigt sich im ganzen Land

Das Foto entlarvt die gezielte Barbarei, mit der Putin jetzt in seinem Krieg agiert. Mit absoluter Brutalität geht er gegen die Bürgerinnen und Bürger in der Ukraine vor, greift gezielt Wohngebäude an. Versucht, den Widerstandswillen der Bevölkerung mit Gewalt zu brechen. Und das möglichst schnell.

Nicht nur in Irpin und Kiew zeigt sich dieses brutale Vorgehen. Auch in anderen Städten, wie etwa im belagerten Mariupol. Beobachter sprachen hier am vergangenen Wochenende von einem Blutbad. Russische Streubomben hätten hier unter anderem einem Teenager beim Kicken beide Beine abgerissen, einer Frau sei das Gesicht zerfetzt worden, ein 18 Monate altes Kleinkind wurde getötet.