Zoll-Deal mit USA teuer erkauftAuto-Experten sicher: Auswirkungen für Kunden und Belegschaft

Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU ist erst einmal vom Tisch. Doch der Zoll-Deal, den Donald Trump und Ursula von der Leyen ausgehandelt haben, erntet auf wachsende Kritik.

Im Streit um Zölle haben sich die USA und die Europäische Union (EU) auf einen Deal verständigt. Doch zu welchem Preis?

Deutliche Worte kommen von Teilen der deutschen Industrie. Wirtschaftsweise sprechen von einer enormen Belastung. Insbesondere auf die Autoindustrie – und damit vor allem auf die Käufer und Käuferinnen  – hat der Abschluss teure Auswirkungen.

Denn der künftig geltende US-Zollsatz von 15 Prozent auf Fahrzeuge und Fahrzeugteile aus der EU wird den Export belasten. Die negativen Folgen für Verbraucherinnen und Verbraucher:

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  1. steigende Preise
  2. eine eingeschränkte Modellvielfalt
  3. höhere Servicekosten.

Während die Bundesregierung die Einigung verteidigt, sagt die „Wirtschaftsweise“ Ulrike Malmendier sagte im ARD-„Morgenmagazin“, Zölle in Höhe von 15 Prozent seien eine „ungeheure Belastung für die Wirtschaft, nicht nur hier, sondern auch in den USA“. Im Gegensatz zu einem Zollsatz von rund einem Prozent in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten „ist das schon ein Drama“, so Malmendier.

„Ein Zollsatz von 15 Prozent verteuert deutsche Fahrzeuge auf dem US-Markt strukturell - das wird sich auf Produktionsentscheidungen und die Modellstrategie der Hersteller auswirken“, erklärt auch Thomas Peckruhn. Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe. „Was jetzt als diplomatischer Durchbruch verkauft wird, trifft am Ende die Kunden - mit weniger Auswahl und höheren Preisen.“

Vor allem für einzelne Firmen und Branchen könnten die Auswirkungen erheblich sein. Was das für die Gesamtwirtschaft bedeute, sei hingegen schwer abzuschätzen. Viele Länder hätten wegen der Zölle einen schlechteren Zugang zum US-Markt und müssten ihre Güter anderswo anbieten, etwa in der EU. Das könnte sich hierzulande sogar positiv auf die Inflation auswirken.

Was sieht der Deal vor?

US-Präsident Donald Trump und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatten sich auf einen Basiszollsatz in Höhe von 15 Prozent auf die meisten EU-Importe in die USA geeinigt. Das gilt laut von der Leyen auch für die Autos, Halbleiter und Pharmaprodukte. Die Einigung schaffe zudem einen Rahmen für die zukünftige Senkung der Zölle auf weitere Produkte. Autos aus den USA hingegen sollen einer EU-Beamtin zufolge künftig zollfrei in die EU importiert werden können.

Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) sieht in dem pauschalen Zollsatz von 15 Prozent für Maschinenimporte in die USA „eine bedauerliche Entwicklung, die insbesondere die amerikanischen Hersteller belasten wird“, wie Verbandspräsident Bertram Kawlath mitteilte. Praktisch jeder amerikanische Fertigungssektor sei auf europäische Maschinenimporte angewiesen. „Und dies wird auch so bleiben, selbst wenn Maschinenbaufirmen aus Europa weiterhin in den USA investieren“, sagte Kawlath.

Experte Dudenhöffer sieht Arbeitsplätze in Autoindustrie gefährdet

Der deutsche Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer betonte, das Handelsabkommen sei für die deutsche Autoindustrie zwar gut, aber weniger gut für die Arbeitsplätze. „Die Beschäftigten in der Auto- und Zulieferindustrie sind die Verlierer“, sagte Dudenhöffer.

Mittelfristig könnten sich zehn Prozent der Arbeitsplätze in der Autoindustrie von Deutschland in die USA verlagern.

Für Hersteller wie BMW und Mercedes mit Produktionen in den USA bedeute der Deal hingegen, dass Autos weiterhin ohne Zusatzkosten nach Europa exportiert werden könnten.

„Wenn bestimmte Teile oder Technologien nicht mehr effizient geliefert werden können, steigen die Preise im Ersatzteilmarkt - das wirkt sich unmittelbar auf die Reparaturkosten aus“, so ZDK-Präsident Peckruhn.

„Natürlich ist zu begrüßen, dass eine weitere Eskalation zum 1. August abgewendet werden konnte. Jedoch trägt letztlich der Verbraucher die Last dieses Zolls - beim Autokauf genauso wie beim Werkstattbesuch. Wichtig ist, dass es jetzt keine Zölle auf US-Importe geben darf, um weitere Teuerungen für Kundinnen und Kunden zu vermeiden.“

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) äußerte sich verhalten. „Das Übereinkommen ist ein unzureichender Kompromiss und sendet ein fatales Signal an die eng verflochtene Wirtschaft auf beiden Seiten des Atlantiks“, teilte der Verband in Berlin mit. Die EU nehme schmerzhafte Zölle in Kauf.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte die Einigung begrüßt, mit der es gelungen sei, „einen Handelskonflikt abzuwenden“. Er betonte, die „Einigkeit der Europäischen Union und die harte Arbeit der Verhandler haben sich ausgezahlt.“ Der Kanzler dankte von der Leyen und Handelskommissar Maros Sefcovic. „In den nun anstehenden Verhandlungen über die Details der Einigung hat die Europäische Kommission meine volle Unterstützung.“ Es gelte weiter daran zu arbeiten, die Handelsbeziehungen mit den USA zu stärken.

Merz fügte hinzu, Europa habe seine Kerninteressen wahren können, auch wenn er sich durchaus weitere Erleichterungen im transatlantischen Handel gewünscht hätte. „Von stabilen und planbaren Handelsbeziehungen mit Marktzugang für beide Seiten profitieren alle - diesseits wie jenseits des Atlantiks, Unternehmen wie Verbraucher.“

Deutliche Kritik kam hingegen aus Frankreich. Premierminister François Bayrou kommentierte die Einigung als einen traurigen Tag, an dem sich ein Bündnis freier Völker, das sich zusammengeschlossen habe, um seine Werte und Interessen zu verteidigen, zur Unterwerfung entschlossen habe. Staatschef Emmanuel Macron äußerte sich zu dem Zolldeal zunächst nicht öffentlich.