Ukraine-Krieg im ZDFEx-Außenminister deutlich – „sehr, sehr großer strategischer Fehler“

Joschka Fischer am Mittwochabend im „heute journal“.

Joschka Fischer am Mittwochabend im „heute journal“.

Joschka Fischer hat sich im ZDF „heute journal“ zum Ukraine-Krieg geäußert. Der ehemalige Außenminister bezog klar Stellung, musste zwischenzeitlich aber auch um Fassung kämpfen.

von Jan Voß (jv)

Der ehemalige Außenminister, Joschka Fischer (Die Grünen) kritisiert die Energieabhängigkeit Deutschlands von Russland im Interview mit dem ZDF „heute journal“ scharf: „Das habe ich, ehrlich gesagt, nie verstanden, dass man sich sehenden Auges in diese Abhängigkeit begeben hat und dafür jetzt einen entsprechend hohen Preis zu zahlen hat.“ Das sei alles andere als nötig gewesen.

„Wo Menschen handeln, werden Fehler gemacht. Aber das ist schon ein sehr, sehr großer strategischer Fehler gewesen,“ so Fischer im ZDF „heute journal“. Zum Verhältnis des früheren Bundeskanzlers, Gerhard Schröder zu Wladimir Putin will sich Fischer nicht äußern, macht aber deutlich, er sei völlig anderer Auffassung.

„heute journal“: Joschka Fischer ringt im ZDF um Fassung

Fischer zeigt sich im Interview mit dem ZDF „heute journal“ erschüttert über den Ukraine-Krieg: „Das ist natürlich herzzerreißend, wenn man die Bilder sieht, wenn man die Berichte der Flüchtlinge hört.“ Der ehemalige Außenminister rang sichtlich um Fassung während des Interviews.

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Zur Rolle Chinas im Ukraine-Konflikt sagte Fischer, dass das Land natürlich versuche, seine Interessen zu wahren. China werde so lange an Putin westhalten, solange es ihren Interessen entspreche. Dabei werde aber sehr genau darauf geachtet, dass China die wichtigsten Exportadresse USA und EU nicht verloren gehen, ist sich der Ex-Außenminister sicher. Doch auch für China sei es eine sehr komplizierte Situation.

Solidarität sei das Gebot der Stunde. „Ich finde es sehr richtig, dass wir als Europäische Union die Grenzen geöffnet haben, dass unsere Bevölkerung die Flüchtlinge aus der Ukraine mit großer Emotion aufnimmt und empfängt.“ Es bleibe aber die Tatsache, dass das Morden dort weitergehe, so Fischer weiter.

Gleichzeitig erinnert Fischer daran, dass Russland eine Atommacht sei. Deswegen seien Umsicht und Vorsicht geboten. „Das Diktat der Nuklearwaffen! Man kann sich das wegwünschen, aber eine verantwortliche Führung muss sich diesen Fakten stellen.“

ZDF heute journal: Joschka Fischer drastisch – „Hat Putin beendet“

Die Nato und die EU hätten bislang eine sehr vernünftige Position vertreten zwischen Solidarität mit der Ukraine und dem Wissen um die Atommacht Russland.

Auf die Frage von ZDF-Moderatorin Marietta Slomka, was denn eigentlich aus unserer „Europäischen Friedensordnung“ geworden ist, antwortete Joschka Fischer mit drastischen Worten. „Man könnte es schlicht und hart sagen: Die hat Putin beendet.“

Fischer fügte jedoch das Wörtchen „vorerst“ hinzu und betonte die internationale Geschlossenheit gegen diesen Krieg, die niemals zuvor so groß gewesen sei.