Neue Grünen-ChefinErste offen Bisexuelle im Bundestag: Was sie jetzt ändern will

Ricarda Lang, hier eine Aufnahme der Politikerin vom 20.01.2022, wurde am 29. Januar 2022 zusammen mit Omid Nouripour zur neuen Bundesvorsitzenden der Grünen gewählt.

Ricarda Lang, hier eine Aufnahme der Politikerin vom 20.01.2022, wurde am 29. Januar 2022 zusammen mit Omid Nouripour zur neuen Bundesvorsitzenden der Grünen gewählt.

Die neue Grünen-Chefin Ricarda Lang wirft der Großen Koalition vor, sich nicht (genug) für die Rechte von Homosexuellen und anderen sexuellen Minderheiten eingesetzt zu haben. Das will sie jetzt ändern.

Sie ist das erste offen bisexuelle Mitglied des Deutschen Bundestags: Ricarda Lang (28, Bündnis 90/Die Grünen) wurde zusammen mit Omid Nouripour (46) – der als 13-Jähriger mit seiner Familie aus dem Iran nach Deutschland kam – am 29. Januar 2022 zum neuen Grünen-Vorsitz gewählt. Damit tritt das Duo die Nachfolge von Annalena Baerbock und Robert Habeck an.

Nach Angaben der Partei erhielt Lang 75,93 Prozent der Stimmen, Nouripour kam auf 82,58 Prozent. Weil sich Lang am Tag der Wahl wegen einer Corona-Infektion in Quarantäne befand, verfolgte sie den Parteitag der Grünen zu Hause vorm Bildschirm.

„Das alles nur vor dem Laptop zu verfolgen und dann seine eigene Bewerbungsrede aus dem Zimmer des Mitbewohners zu halten, das war schon ziemlich frustrierend. Gleichzeitig weiß ich ja, dass es den meisten Delegierten genauso ging, die auch nur zu Hause sitzen. Und da müssen wir jetzt eben zusammen durch“, sagte Ricarda Lang im Gespräch mit „Deutschlandfunk“ am Tag nach der Wahl.

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„Ich freue mich wahnsinnig über den Zuspruch und das Vertrauen der Mitglieder“, schrieb die 28-Jährige auf Twitter. Die beiden Bundestagsabgeordneten wurden bei dem Online-Parteitag zur neuen Parteispitze gekürt.

Ricarda Lang will sich im Bundestag unter anderem für die Rechte queerer Menschen einsetzen. In einem Interview mit dem „Tagesspiegel“ im Oktober 2021 betonte sie bereits, dass ihre eigene Bisexualität in ihrem Arbeitsalltag zwar keine Rolle spiele, jedoch halte sie Sichtbarkeit queerer Menschen, auch in Parlamenten, für sehr wichtig, weshalb sie annehme, dass ihr Einzug in den Bundestag für viele Menschen ein „schönes Signal“ sei.

Grünen-Chefin Ricarda Lang: Bisexualität ist keine Phase

Ricarda Lang kritisiert, dass Bisexualität häufig nicht ernst genommen wird. Menschen, die sich zu beiden Geschlechtern hingezogen fühlen, werde laut der Grünen-Chefin oft vorgeworfen, sie seien nur in einer Phase oder können sich schlicht nicht entscheiden.

Vor allem bisexuelle Frauen müssten sich nicht selten anhören, dass sie nur experimentieren wollen, so die Erfahrung der Politikerin. „Da gibt es noch viel zu tun – gesamtgesellschaftlich, aber auch innerhalb der queeren Szene. Das „B“ in „LGBT“ ist da nicht durch Zufall reingerutscht, sondern ein Teil unserer Community.“

Ricarda Lang und ihre Partei wollen in Sachen Queer-Politik einiges voranbringen. „Die Große Koalition hat Queerpolitik nahezu komplett liegen gelassen“, so die gebürtige Baden-Württembergerin.

Ricarda Lang will Blutspendeverbot für schwule Männer abschaffen

Reden sollen auch konkrete politische Maßnahmen folgen. Gegenüber dem „Tagesspiegel“ nannte Lang die wichtigsten Ziele in Sachen LGBTQ-Rechte: Artikel 3 im Grundgesetz im Sinne eines Schutzes der sexuellen und geschlechtlichen Identität ändern, die Abschaffung des Blutspendeverbots für schwule, bisexuelle und transsexuelle Männer, sowie die Gleichstellung von Regenbogenfamilien und lesbischer Mütter.

Zudem sollen queere Geflüchtete besser geschützt werden. Lang sagte außerdem: „Wir müssen endlich das pathologisierende Transsexuellengesetz in die Vergangenheit verbannen und ein Selbstbestimmungsrecht für die Zukunft schaffen.“ (jba)