„Noch erfolgreicher sein“So ticken die neuen Grünen-Chefs – er ist Eintracht-Fan

Omid Nouripour am 29. Januar 2022 beim Bundesparteitag von Bündnis 90/Die Grünen in Berlin.

Omid Nouripour am 29. Januar 2022 beim Bundesparteitag von Bündnis 90/Die Grünen in Berlin.

Die neue Grünen-Doppelspitze: Kennen Sie Ricarda Lang und Omid Nouripour – wir stellen die beiden Politiker vor.

Die Grünen gehen mit einer neuen Spitze in die Regierungszeit: Ricarda Lang und Omid Nouripour wurden am Samstag (29. Januar 2022) als Parteivorsitzende gewählt.

Sie folgen Annalena Baerbock und Robert Habeck nach, die wegen der Übernahme von Ministerämtern die Grünen-Führung abgaben. Ricarda Lang und Omid Nouripour im Porträt.

Ricarda Lang (28) ist die jüngste Grünen-Vorsitzende

Mit 28 Jahren ist sie die jüngste Grünen-Vorsitzende, blickt aber bereits auf eine lange Parteikarriere zurück. Vor ihrer Wahl zur Parteichefin war Lang stellvertretende Vorsitzende und frauenpolitische Sprecherin der Grünen. Seit vergangenem Herbst sitzt sie zudem im Bundestag. Geboren 1994 in Filderstadt in Baden-Württemberg, trat Lang mit 18 Jahren in die Partei ein. Ein 2012 begonnenes Jurastudium schloss sie nicht ab. Von 2017 bis 2019 war Lang Vorsitzende der Grünen Jugend.

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Ihre Themen sind Feminismus, Vielfalt und Strategien gegen Rechts ebenso wie Gesundheits- und Pflegepolitik. Soziale Gerechtigkeit, verbunden mit dem Klimaschutz, ist ein zentrales Anliegen der Frau, die bei einer alleinerziehenden Mutter aufwuchs. Deren Erfahrungen als Sozialarbeiterin in einem Frauenhaus hätten sie bewogen, in die Politik zu gehen, betonte Lang auch in ihrer Bewerbungsrede für das neue Amt.

Egal zu welchem Thema - die Auftritte der redegewandten Grünen-Politikerin sind immer engagiert und kämpferisch. Selbst wenn sie, wie am Samstag, wegen einer Corona-Infektion ihre Rede via Bildschirm halten musste.

Ihr offensives Auftreten bringt Lang Gegenwind in den sozialen Medien ein, viele Kommentare zielen in den persönlichen Bereich. Dass sie sich weiter selbstbewusst dagegen wehren, aber nicht davon aufhalten lassen wird, machte Lang auch auf dem Parteitag klar. „Ich werde mich als Politikerin davon nicht definieren lassen“, betonte sie mit Verweis auf kürzliche Anfeindungen aus der AfD.

Für die Grünen gehe es jetzt darum, die von ihnen gegebenen Versprechen einzulösen. „Das ist keine einfache Aufgabe, das ist ein riesengroßes Wagnis“, wofür alle zusammenstehen müssten. Ungelegen für den Start ins neue Amt kommt für Lang allerdings der Wirbel um die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen den bisherigen Grünen-Vorstand wegen - inzwischen zurückgezahlter - Corona-Boni.

Omid Nouripour ist Änhänger von Eintracht Frankfurt

Der 46-Jährige machte sich bisher vor allem als Außenpolitiker einen Namen. Als neuer Grünen-Chef wird er künftig für die ganze Themenpalette der Partei zuständig sein. Ausbau der Erneuerbaren Energien, Artenschutz, Sozialpolitik, bezahlbare Wohnungen - gute Antworten zu diesen und weiteren Themen sind nach Ansicht Nouripours der Schlüssel dazu, „wieder in der Kanzlerfrage mitspielen zu können“.

Der zum Realo-Lager zählende Nouripour bekräftigte in seiner Bewerbungsrede, die gesamte neue Spitze werde auch den Wahlkampf nacharbeiten, „um das nächste Mal noch erfolgreicher zu sein“. Als Parteichef will er die Grünen zur „führenden Kraft der linken Mitte in Deutschland“ machen, wie Nouripour betont. Den neuen Parteivorstand sieht er als Scharnier zwischen der Basis und den an der Bundesregierung beteiligten Grünen.

In der iranischen Hauptstadt Teheran geboren, kam Nouripour 1988 mit seiner Familie als Dreizehnjähriger nach Frankfurt am Main. Sein Studium unter anderem in Philosophie und Rechtswissenschaft beendete Nouripour ohne Abschluss. Er arbeitete als selbstständiger Berater, bevor er 2006 als Nachrücker von Joschka Fischer in den Bundestag kam. Verteidigungs- und Außenpolitik sind seine Themenschwerpunkte. Von 2013 bis 2021 war Nouripour außenpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion; im derzeitigen Bundestag ist er Mitglied im Auswärtigen Ausschuss.

Bei der Bundestagswahl im vergangenen September holte er in seinem Wahlkreis Frankfurt II das erste Direktmandat für die hessischen Grünen.

Der Vater eines Kindes ist Fan des Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt und Vorsitzender des Eintracht-Fanclubs „bundesAdler“ im Bundestag. Auf seiner Homepage wirbt er denn auch doppeldeutig „Für Frieden und Eintracht international“. Harmonie und Teamgeist dürften für Nouripour auch im neuen Amt erstrebenswert sein. (afp)