Alarmierende Satellitenbilder aufgetauchtPutin testet jetzt neuartige nukleare Waffe

Russlands Präsident Putin nimmt Anfang Oktober an einer Sitzung des Sicherheitsrates teil.

Russlands Präsident Putin nimmt Anfang Oktober an einer Sitzung des Sicherheitsrates teil: Laut einem US-Bericht deuten neue Satellitenbilder darauf hin, dass Russland den Test einer Atomrakete mit einer theoretischen Reichweite von mehreren Tausenden Kilometer vorbereitet.

Neue Satellitenbilder und Luftfahrtdaten deuten laut einem US-Bericht darauf hin, dass Russland offenbar den Test eines experimentellen nuklear angetriebenen Marschflugkörpers vorbereitet, mitten in der Arktis. Er könnte eine Reichweite von vielen Tausenden Kilometern haben. 

von Martin Gätke (mg)

Eigentlich ist die sichelförmige russische Doppelinsel Nowaja Semlja (zu Deutsch: „Neues Land“) ein wahres Kleinod im Nordpolarmeer, östlich der Barentssee: Hier sind riesige Vogelkolonien zu Hause, Polarfüchse, Eisbären, Schneeeulen. Im Norden befindet sich der Nationalpark Russische Arktis, um die einzigartige Natur zu bewahren.

Doch Nowaja Semlja hat auch eine düstere Geschichte. Während des Kalten Krieges wurden die Inseln Atomtestgebiet, die Sowjetunion nutzte die abgelegene Region für Kernwaffenversuche, bis zum Ende der UdSSR sollen es 130 Versuche gewesen sein. Nun legt eine US-Recherche nahe, dass Putin dort eine experimentelle nukleare Waffe testen will – oder bereits getestet hat. 

US-Bericht: Russland testet weiterhin Putins Geheimwaffe „Burewestnik“

Wie die „New York Times“ berichtet, deuten neuere Satellitenbilder darauf hin, dass Russland womöglich den Test eines experimentellen nuklear angetriebenen Marschflugkörpers mit einer theoretischen Reichweite von Tausenden von Kilometern entweder vorbereitet – oder kürzlich getestet hat. 

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Die Bewegungen von Flugzeugen und Fahrzeugen in und um den Stützpunkt in Russlands abgelegener arktischer Region stimmten dem Bericht nach mit den Vorbereitungen überein, die bereits 2017 und 2018 für Tests von Putins Geheimwaffe „Burewestnik“ (zu Deutsch: „Sturmvogel“) oder „SSC-X-9 Skyfall“ (so der NATO-Codename) getroffen worden seien. 

Bereits im Frühjahr 2018 verwandelte Putin seine jährliche Fernsehansprache zu einer „Vorstellungsshow“ für neue russische Atomwaffen, er kündigte sechs strategische Atomwaffen an. Die Entwicklung vom „unbesiegbaren“ Marschflugkörper „Burewestnik“ sei die Antwort auf den von den USA vorangetriebenen Aufbau eines globalen Raketenabwehrsystems. Das Ziel: eine Rakete, die über 20.000 Kilometer weit fliegen kann. So könnte sie ohne Probleme die USA oder andere Ziele erreichen.

Russland: Mehrere Testversuche in abgelegener Arktis

„Unbesiegbar“ war die Waffe zwar längst nicht, allerdings war bereits die Entwicklungsphase durchaus gefährlich. Bei früheren Tests erreichte die Rakete nicht annähernd die vorgesehene Reichweite. Laut einem Bericht der „Nuclear Threat Initiative“, einer gemeinnützigen Gruppe, die sich mit Rüstungskontrolle befasst, hat Russland zwischen 2017 und 2019 bereits 13 bekannte Tests durchgeführt – die allesamt erfolglos waren. Eine 2019 gestartete Rakete stürzte ab und explodierte bei einem Bergungsversuch, sieben Menschen kamen ums Leben. Bei ihrem erfolgreichsten Flug schaffte die Rakete über 35 Kilometer.

Nun könnte es weitere Testversuche in der abgelegenen Basis in der Arktis geben, die aktuellen Vorbereitungen in der Region ähnelten laut Analysen jenen von früheren Tests. Aufnahmen vom 20. September zeigten zahlreiche Fahrzeuge an der Abschussrampe, ein Startplatz für Raketen sei reaktiviert worden. Bereits Ende August gaben russische Behörden eine Warnung für den Luftraum heraus, die Rede war vom „vorübergehenden Gefahrengebiet“. Die Warnung wurde seither mehrmals verlängert. 

Nach Ansicht von Fachleuten ist die Rakete nicht nur deshalb gefährlich, weil sie einen leistungsstarken nuklearen Sprengkopf tragen könnte –sondern auch, weil sie während eines Tests explodieren und radioaktives Material freisetzen könnte. Sollte die „Burewestnik“ tatsächlich in Betrieb genommen werden, unterläge sie dem „New START“-Vertrag, mit dem sich Russland und die USA 2011 zur Verringerung strategischer Waffen bekannt haben.

„New START“ läuft offiziell im Februar 2026 aus. Doch bereits im Februar 2023 hat Russland erklärt, den Vertrag auszusetzen, trat jedoch (noch) nicht von ihm zurück. Putin hat seit seinem Einmarsch in die Ukraine mehrmals mit dem Einsatz von Atombomben gedroht, sollte sein Land in Bedrängnis geraten. Wie ernsthaft diese Andeutung gemeint war, ist umstritten.