Putin spricht erstmals von „Krieg“: Neben unerwarteten Aussagen des russischen Präsidenten sorgte die traditionelle Militärparade zum Jahrestags des Siegs über Nazi-Deutschland wegen einer Blamage für Aufruhr.
Jetzt hat er es auch gesagtPutin nennt Krieg in der Ukraine zum ersten Mal beim Namen – Blamage bei Parade
Mit einer großen Militärparade auf dem Roten Platz hat der russische Präsident Wladimir Putin die Feierlichkeiten in Moskau zum 78. Jahrestag des Siegs über Nazi-Deutschland eröffnet. Dabei traf der russische Präsident jedoch überraschende Aussagen und stellte sein Land gegen die Ukraine als angebliches Opfer dar. „Heute befindet sich die Zivilisation erneut an einem entscheidenden Wendepunkt“, sagte Putin am Dienstag (9. Mai 2023) vor Tausenden Soldaten in Moskau.
„Gegen unser Vaterland wurde ein echter Krieg entfesselt“, fügte er mit Blick auf die Kämpfe gegen die Ukraine hinzu, die er vor mehr als einem Jahr selbst angeordnet hatte. „Aber wir haben den internationalen Terrorismus zurückgeschlagen, wir werden die Einwohner des Donbass beschützen und wir werden unsere Sicherheit gewährleisten.“
Militärparade in Moskau: Fehlende Flugshow und Kampfpanzer
Die traditionelle Militärparade auf dem Roten Platz ging trotz klaren Himmels jedoch ohne Flugshow zu Ende. Diese wurde in den vergangenen Jahren bereits mehrfach wegen schlechten Wetters abgesagt. Während das russische Militär vor allem gepanzerte Radfahrzeuge präsentierte, fehlten neben der Flugshow auch von Kampfpanzern jegliche Spur, mit Ausnahme des historischen T-34.
Offiziell gab es bis zum Vormittag keine Erklärung für das peinliche Fehlen von Kampfpanzern und Flugzeugen. Kampfpanzer sind traditionell Teil der Parade. In den vergangenen Jahren wurde in Moskau vor allem das neueste Panzer-Modell Armata (T-14) präsentiert. Im April hatten russische Medien darüber berichtet, dass der Armata erstmals in Russlands Krieg gegen die Ukraine eingesetzt werde.
Zudem behauptete Putin einmal mehr, die Ukraine sei zur „Geisel“ westlicher Staaten geworden, die Russland zerstören wollten. „Ihr Ziel besteht (...) im Zerfall und in der Zerstörung unseres Landes.“ Russland hat am 24. Februar 2022 einen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen – und rechtfertigt diesen immer wieder mit der nicht belegten Behauptung, der Westen habe Russland bedroht.
Auch mehr als ein Jahr nach Kriegsbeginn war in Moskau bis zuletzt in der Regel nur von einer „militärischen Spezial-Operation“ die Rede gewesen. Offiziellen Angaben zufolge sind auf dem Roten Platz rund 8.000 Soldaten aufmarschiert – darunter offenbar auch Männer, die in den vergangenen Monaten in der Ukraine kämpften.
Militärparade in Moskau: Auch Gäste aus dem Ausland
Anders als ursprünglich angekündigt waren außerdem doch einige ausländische Staats- und Regierungschefs auf der Ehrentribüne zu Gast – nämlich aus den Ex-Sowjetrepubliken Belarus, Kasachstan, Tadschikistan, Turkmenistan, Kirgistan, Usbekistan und Armenien.
Nehmen Sie hier an unserer Umfrage teil:
Insbesondere nach einem Drohnen-Vorfall am Kreml war in den vergangenen Tagen immer wieder spekuliert worden, ob die Parade tatsächlich stattfindet oder eventuell doch aus Sicherheitsgründen abgesagt wird. In der Nacht zum vergangenen Mittwoch (3. Mai 2023) waren nämlich zwei Drohnen bis zum Kreml-Gelände vorgedrungen.
Über der Kuppel des Senatspalasts konnten sie von der Luftabwehr zum Absturz gebracht werden. Moskau macht Kiew für den angeblichen Anschlagsversuch auf Putin verantwortlich. Die Ukraine weist das zurück und spricht von einer russischen Inszenierung. (dpa, js)