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Ford-Krise in KölnWer ist dem Autobauer treu?

Jürgen Roters 2015 vor Ende seiner OB-Amtszeit mit einer Abendausgabe des „Express“ in seinem Ford Mondeo.

Jürgen Roters 2015 vor Ende seiner OB-Amtszeit mit einer Abendausgabe des „Express“ in seinem Ford Mondeo.

Kölns (Polit-)Promis und ihre Dienstwagen: Wer ist Ford eigentlich treu?

Es sind harte Zeiten: Ford, der größte industrielle Arbeitgeber der Stadt, steckt in einer tiefen Krise.

Weil die neuen E-Modelle Explorer und Capri sich nicht wie erhofft verkaufen, fallen 2900 Stellen weg. Sogar weitere 1000 Jobs wackeln. Klar, dass die Belegschaft jetzt ganz genau hinschaut: Wer in der Stadtgesellschaft steht zu „ihrem Ford-Werk“? 

Denn eigentlich gehört es in Köln zum guten Ton: Wichtige Manager und Managerinnen sowie hohe Beamte und Beamtinnen fahren Ford, wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet.

Schon Kardinal Joachim Meisner ließ sich im edlen Ford Scorpio chauffieren. Und für Kölns Oberbürgermeister und Oberbürgermeisterinnen war die blaue Pflaume im Kühlergrill fast schon eine heilige Pflicht. 

Autowahl von Reker wurde zum Politikum

Auch die aktuelle Oberbürgermeisterin Henriette Reker fährt einen Ford, genauer gesagt einen Explorer Hybrid seit 2023. Ein wuchtiger US-SUV, gut fünf Meter lang. Doch zuvor gab es auch Zoff.

Rückblick 2019: Die Wahl des Stadtoberhaupt-Autos wurde zum handfesten Politikum! Reker wollte wegen des ausgerufenen Klimanotstands umweltfreundlichere Autos prüfen – darunter auch Mercedes. Ein Aufschrei ging durch die Stadt! Der damalige Ford-Chef Gunnar Herrmann wetterte: „Das ist eine enorme Enttäuschung und kein schönes Signal.“ Der Betriebsrat startete sogar eine Online-Petition, die über 21.000 Unterstützerinnen und Unterstützer fand.

Schon 2001 gab es Zoff ums OB-Auto, als der damalige Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) von Ford auf einen Volvo S80 wechselte. Ein Schlag für den Kölner Autobauer, auch wenn Volvo damals zum Ford-Konzern gehörte.

OB Reker in ihrem Dienstwagen

OB Reker in ihrem Dienstwagen

Und heute? Die Hälfte des zehnköpfigen Stadtvorstands fährt noch Ford. Vier Dezernenten und Dezernentinnen setzen auf Volkswagen, einer auf Audi. Bei den drei Dienstwagen der vier ehrenamtlichen Bürgermeister und Bürgermeisterinnen sieht es gemischt aus: zwei Mercedes und ein Ford. Macht unterm Strich: Sechs von 13 Dienstwagen sind noch Ford (46 Prozent).

In der Kölner Wirtschaft ist die Solidarität teils größer. Dirk Wasmuth, Geschäftsführer der Kölner Arbeitgeberverbände, fährt den neuen E-Explorer aus Kölner Produktion. „Ich fahre das Auto aus Solidarität“, sagt er klar. „So lange Ford in Köln ist, werde ich als Dienstwagen einen Ford fahren.“

Sein Chef, Arbeitgeberpräsident Gunnar Herrmann (Ex-Ford-Chef), und DGB-Chef Witich Roßmann (fährt privat einen Kuga) halten es genauso. Selbst der Chef der Kölner Wirtschaftsförderung, Manfred Janssen, schwört auf einen Ford Kuga.

Doch es gibt auch Ausnahmen! Der Chef der Industrie- und Handelskammer (IHK), Uwe Vetterlein, hat einen Mercedes-Benz als Dienstwagen. Das bestätigte ein IHK-Sprecher. Es gebe jedoch Fahrzeuge für Dienstfahrten für Mitarbeitende, darunter ein Ford Mondeo, so der IHK-Sprecher. 

Und die anderen Kölner Promis? Karnevals-Präsident Christoph Kuckelkorn bestellte sich 2022 einen vollelektrischen Ford Mustang Mach-E. Kardinal Rainer Woelki dagegen fährt Audi. Die Polizei in NRW setzte lange auf den Ford S-Max, doch das Modell wird nicht mehr produziert.

Felsenfest in Ford-Hand ist dagegen der 1. FC Köln! Der Autobauer ist offizieller Partner, und da gibt es kein Vertun: Alle Spieler und Spielerinnen, die Geschäftsführer und das Präsidium fahren Ford. Sportdirektor Thomas Kessler achtet da ganz genau drauf! Eine Treue, die in diesen schweren Zeiten für Ford wichtiger ist denn je. (red)