Nächster Hammer bei Ford in Köln! Wieder sollen 1000 Jobs wegfallen. Bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sitzen Schock und Wut tief.
Nächster Hammer bei Ford„Das hat mich schockiert!“

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Jenni Maikath (30) ist Elektrikerin bei Ford und macht sich große Sorgen um ihre Zukunft.
Aktualisiert16.09.2025, 19:31
Feierabend-Stimmung? Fehlanzeige!
Als um 14.45 Uhr die Werkstore bei Ford in Köln aufgehen und die Schicht endet, sieht man den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen die Wut und Verunsicherung an. Nur vier Stunden zuvor hatte das Management die nächste Hiobsbotschaft verkündet. Auf dem Heimweg wird diskutiert, telefoniert.
Ein Mitarbeiter sagt, was alle denken: „Wie es uns geht, kann man sich vorstellen. Hier geht es um Existenzen, teilweise von ganzen Familien.“
Elektrikerin Jenni Maikath (30) findet klare Worte für die Stimmung: „Beschissen geht es uns“, sagt sie. Zwar habe es schon länger Gerüchte über einen weiteren Stellenabbau gegeben. „Aber dass er jetzt tatsächlich so schnell kommt, hat mich schockiert.“
„Dass ich hier bis zur Rente arbeite, glaube ich nicht mehr“
Maikath hat mit 16 ihre Ausbildung bei Ford begonnen, heute bildet sie selbst Azubis aus.
Ihr bitteres Fazit: „Dass ich hier noch bis zu meiner Rente arbeiten werde, das glaube ich nicht mehr.“ Auch der Nachwuchs sei desillusioniert: „Früher galt Ford als sicherer Arbeitgeber. Heute sehen die jungen Leute hier keine Zukunft mehr.“

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Hiobsbotschaft für den Standort Köln: Der Autobauer Ford streicht die zweite Schicht im Niehler Werk.
Auch Betriebsratschef Benjamin Gruschka spricht von einer „bedrückenden Stimmung“. Er sorgt sich besonders um die jungen Familien: „Wir haben viele junge Menschen in der Produktion, teilweise junge Väter und Mütter.
Die haben jetzt Angst um ihre Zukunft und brauchen schnell Klarheit.“ Völlig aus heiterem Himmel kam die Nachricht für ihn aber nicht. „Persönlich habe ich nicht damit gerechnet, dass es so schnell geht. Aber auch wir beobachten natürlich den Automobilmarkt und die schlechten Absatzzahlen bei der E-Mobilität.“
Der Schock sitzt tief, obwohl Gerüchte über das Aus der zweiten Schicht schon seit Wochen die Runde machten. Ein Mitarbeiter berichtet von einer „lauten und emotionalen Reaktion“ auf die Verkündung. Besonders bitter: „In einem Video des Unternehmens an die Belegschaft ist uns noch vor wenigen Wochen erzählt worden, dass die Zukunft des Werks sicher ist“, erzählt ein anderer. „Und dann kommt so etwas.“

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Benjamin Gruschka, Betriebsratsvorsitzender von Ford, berichtet von einer „bedrückenden Stimmung“.
Betriebsratschef Gruschka sieht ein Problem, das die ganze Branche betrifft: die miesen Verkaufszahlen bei E-Autos. Seit Monaten kämpfe die Branche vergeblich um eine Förderung durch die Bundesregierung. Gruschka warnt: „Wenn nun wirklich, wie berichtet, das EU-weite Verbrenner-Aus aufgeweicht wird, ist das fatal. Damit stehen wir als Elektromobil-Standort vor dem Aus.“
Für Elektrikerin Jenni Maikath ist der Schuldige klar: „Die Fehlentscheidungen wurden in den USA getroffen – wir tragen hier die Konsequenzen.“ Die großen und teuren E-SUVs aus Kölner Produktion seien Ladenhüter. „Die verkaufen sich nun einmal nicht“, sagt sie. Das sehen auch andere so. „Das Auto ist einfach zu teuer“, sagt einer. Ein anderer fragt resigniert: „Und wenn man sich dann auch noch zum Beispiel die Ladeinfrastruktur in Deutschland anschaut, fragt man sich: Wer soll unter solchen Bedingungen ein E-Auto kaufen?“
Jenni Maikath richtet einen klaren Appell an die Politik: „Es braucht endlich eine Förderung von E-Mobilität.“ Doch die Zweifel, ob das wirklich passiert und der Job-Kahlschlag bei Ford ein Ende hat, sind riesig. Trotz allem klammert sie sich an einen letzten Funken Hoffnung: „Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.“ (red)