„Schmutzige Bombe“Selenskyj warnt nach Russlands Anruf bei Nato-Staaten vor gefährlichem Plan

Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, spricht am 20. Oktober 2022 auf einer Pressekonferenz.

Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, spricht am 20. Oktober 2022 auf einer Pressekonferenz.

Die Anschuldigung wiegt schwer. Russlands Verteidigungsminister behauptete gegenüber Großbritannien und Frankreich, Kyjiw plane die Zündung einer radioaktiven Bombe. Die Antwort von Selenskyj fällt klar aus. 

Plant Russland den Einsatz einer radioaktiven Bombe? Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Weltgemeinschaft zu entschlossenem Widerstand gegen eine weitere Eskalation des Krieges durch Russland aufgerufen. Wenn Moskau der Ukraine vorwerfe, eine sogenannte „schmutzige Bombe“ werfen zu wollen, bereite es selber irgendetwas Schmutziges vor. Das sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache am Sonntag (23. Oktober 2022).

Er sprach von einem „Telefonkarussell“ des russischen Verteidigungsministers Sergej Schoigu mit den Ministern der Nato-Staaten Frankreich, Großbritannien, der Türkei und den USA. 

Schoigu behauptet, Ukraine plane Zündung einer radioaktiven Bombe

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat gegenüber den europäischen Atommächten Großbritannien und Frankreich behauptet, Kyjiw plane zur Diskreditierung Moskaus die Zündung einer radioaktiven Bombe.

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Schoigu habe „seine Besorgnis über mögliche Provokationen der Ukraine mit Hilfe einer „schmutzigen Bombe“ übermittelt“, teilte das russische Verteidigungsministerium am Sonntag (23. Oktober 2022) mit.

Er sprach demnach mit dem französischen Verteidigungsminister Sébastien Lecornu und mit dem britischen Minister Ben Wallace. Auch der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar bekam einen Anruf Schoigus.

„Die Russen beschuldigen andere oft dessen, was sie selber planen“

Aus London hieß es nach dem Telefonat, Wallace habe die Behauptungen zurückgewiesen und gemahnt, solche Vorwürfe sollten nicht als Vorwand für eine weitere Eskalation genutzt werden. Der Verteidigungsminister habe außerdem den Wunsch nach einer Deeskalation betont.

Als „schmutzige Bombe“ werden konventionelle Sprengsätze bezeichnet, die auch radioaktives Material verstreuen. Die Ukraine hat nach dem Zerfall der Sowjetunion ihre Atomwaffen abgegeben.

„Die russischen Lügen über angebliche Pläne der Ukraine, eine „schmutzige Bombe“ zu nutzen, sind so absurd wie sie gefährlich sind“, reagierte Außenminister Dmytro Kuleba auf Twitter. Die Ukraine stehe treu zum Atomwaffensperrvertrag. „Die Russen beschuldigen andere oft dessen, was sie selber planen“, warnte Kuleba in Kyjiw.

Krieg in der Ukraine: Selenskyj warnt vor Manipulation durch Russland

„Wenn jemand in unserem Teil Europas Atomwaffen einsetzen kann, dann ist es das nur einer – und dieser eine hat dem Genossen Schoigu befohlen, dort anzurufen“, sagte Selenskyj unter Anspielung auf Russlands Staatschef Wladimir Putin. Die Welt müsse klarstellen, dass sie nicht bereit sei, diesen „Schmutz“ zu schlucken.

„Wohin Russland auch geht, es hinterlässt Massengräber, Folterlager, zerstörte Städte und Dörfer, vermintes Land, zerstörte Infrastruktur und Naturkatastrophen“, sagte der Präsident. Die Ukraine versuche dagegen, ihren Menschen wieder ein normales Leben zu ermöglichen. „Wo die Ukraine ist, wird kein Leben zerstört.“ (dpa)