Katholische KircheQueere brechen Schweigen, ARD ändert spontan für sie TV-Programm

Szene aus der ARD-Dokumentation „Wie Gott uns schuf“

Die Kombo zeigt Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Initiative #OutInChurch – eine Szene aus der ARD-Dokumentation „Wie Gott uns schuf“.

Mehr als 100 Menschen haben sich öffentlich als queer geoutet. Das Besondere: Es handelt sich um Angehörige der katholischen Kirche. Ihre sexuelle Orientierung gilt hier noch immer als Kündigungsgrund.

Die sexuelle Orientierung als Kündigungsgrund? Das ist in der katholischen Kirche noch immer Realität. Dutzende Mitarbeitende der katholischen Kirche in Deutschland wollen dies nun ändern – und haben sich öffentlich als queer geoutet.

ARD ändert TV-Programm am Montag für Doku „Wie Gott uns schuf“

Auf der am Sonntagabend (23. Januar 2022) unter dem Titel „#OutInChurch“ freigeschalteten Website zeigen viele der hauptamtlichen, ehrenamtlichen und ehemaligen Mitarbeitende in kirchlichen Einrichtungen erstmals öffentlich ihre sexuellen Orientierungen, die nicht den Lehren der Kirche entsprechen, und für die ihnen berufliche Konsequenzen drohen. Darunter sind Priester, Ärzte, Lehrer und Leiter in Jugendverbänden.

Für die Doku „Wie Gott uns schuf“, die eigentlich am Montag (24. Januar 2022) um 22.50 Uhr ausgestrahlt werden sollte, ändert die ARD spontan ihr Programm. Das Erste zeigt den Film bereits um 20.30 Uhr nach der „Tagesschau“ und einem 15-minütigen „ARD Extra“ zur aktuellen Corona-Lage. Außerdem ist die Doku hier in der Mediathek zu sehen.

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Initiative fordert Reform der katholischen Kirche

Sie fordern unter anderem, dass sie „ohne Angst offen leben und arbeiten können“ und dass Menschen mit nicht-heterosexueller Orientierung einen „diskriminierungsfreien Zugang zu allen Handlungs- und Berufsfeldern der Kirche erhalten“.

Dafür müsse das kirchliche Arbeitsrecht so geändert werden, dass eine offene nicht-heterosexuelle Partnerschaft „niemals als Loyalitätsverstoß oder Kündigungsgrund gewertet werden“ darf.

Zudem müsse die Kirche „diffamierende und nicht zeitgemäße Aussagen“ zur Sexualität revidieren und gegen „jede Form von Diskriminierung“ eintreten. Die Kirche solle zudem aufhören, nicht-heterosexuellen Menschen den Zugang zu Sakramenten zu verwehren. Die Mitglieder der Initiative fordern zudem eine Aufarbeitung des Leids, das die Kirche durch ihre diskriminierende Haltung verursacht hat, sowie ein Schuldeingeständnis der Bischöfe.

Katholische Kirche steht in der Kritik

Die Initiative erhöht damit den Druck auf die Führung der katholischen Kirche in Deutschland. Diese steht nach der Vorstellung eines neuen Missbrauchsgutachtens vergangene Woche in München, das auch dem emeritierten Papst Benedikt XVI. eine Mitschuld gibt, schwer in der Kritik. Gleichzeitig kommt von konservativen Kirchenvertretern aus dem Ausland Kritik am sogenannten synodalen Weg in Deutschland.

Mit dem synodalen Weg will die katholische Kirche durch den Missbrauchsskandal verlorenes Vertrauen zurückgewinnen. In verschiedenen Foren diskutieren Laien und Bischöfe mögliche Reformen etwa zur katholischen Sexualmoral, zur Rolle der Frau in der katholischen Kirche und zur Rolle von Priestern. (afp)