AmazonTödlicher Tornado wütet – Arbeitsanweisung sorgt weltweit für Empörung

Ein Amazon-Lieferfahrzeug steht vor dem durch einen Tornado völlig zerstörten Verteilerzentrum in Edwardsville.

Ein Amazon-Lieferfahrzeug steht vor dem durch einen Tornado völlig zerstörten Verteilerzentrum in Edwardsville.

Ein verheerender Tornado richtet in ganzen US-Bundesstaaten schlimme Zerstörung an. Doch einen Amazon-Vorgesetzten kümmerte das offenbar wenig.

von Jan Voß (jv)

Um die Verlässlichkeit von Amazon-Lieferungen wird viel gestritten. Immer wieder beschweren sich Kunden über Pakete, die zu spät oder gar nicht ankommen. Oder die Sendung findet sich an irgendeinem kuriosen Ablageort wieder. Doch im Großen und Ganzen arbeitet der Gigant Amazon mit beeindruckender Präzision.

In diesem Fall hätte sich dann allerdings wohl kaum jemand beschwert, wenn das Paket verspätet zuhause eingetroffen wäre. Eher das Gegenteil sorgt derzeit für eine Welle der Entrüstung. Denn derzeit droht ein ungeheuerlicher Fall dem US-Unternehmen auf die Füße zu fallen.

Dabei geht es um eine Arbeitsanweisung einer Führungskraft an eine Amazon-Fahrerin im US-Bundesstaat Illinois. Dort braute sich gerade ein verheerender Tornado zusammen. Die Wetterstationen warnten die Öffentlichkeit mit Nachdruck, den herannahenden Sturm ernst zu nehmen.

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Schockierende Nachrichten zwischen Amazon-Chef und Lieferfahrerin

Dem Vorgesetzten schien das Risiko für seine Fahrerin allerdings nicht allzu hoch einzuschätzen. Das US-Wirtschaftsportal Bloomberg veröffentlichte nun einen Mitschnitt eines Chat-Verlaufs, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt.

„Der Funk ist ausgefallen. Ich will nur sichergehen, falls Sie mich nicht gehört haben. Hier wurde Tornado-Alarm ausgelöst“, teilte die Amazon-Mitarbeiterin ihrem Chef in einer ersten Mitteilung mit.

Die Reaktion des Vorgesetzten macht unterdessen fassungslos. Denn der machte sich weniger um die Sicherheit seiner Angestellten Sorgen als um Fragen der Hierarchie. „Liefern Sie einfach weiter aus“, so die schockierende Antwort. Und weiter: „Wir müssen auf eine Ansage von Amazon warten, ob Leute zurückgeholt werden müssen. Die letzte Entscheidung liegt bei denen.“

Später meldete er sich dann noch einmal nach Rücksprache mit seinen Chefs. Die Fahrerin solle sich irgendwo mal einen Unterschlupf suchen und 15 Minuten abwarten.

Amazon-Fahrerin platzt der Kragen: „Tornado-Alarm überall“

Da platzte der Fahrerin allerdings der Kragen: „Wie wär’s, wenn ich für meine eigene Sicherheit einfach zurückfahre? Tornado-Alarm überall, alle Gebäude um mich herum sind verrammelt – da kann ich keinen Unterschlupf suchen. Das ist wie darauf zu warten, dass dieser Lieferwagen sich in meinen eigenen Sarg verwandelt. Der Radar zeigt an, dass ich in 30 Minuten mitten im Tornado bin.“

Eine Antwort, die ihrem Chef allerdings so gar nicht passte. Er ließ ihr deutlich zu verstehen, dass sie ihren Job los sei, sollte sie sich tatsächlich dazu entscheiden, mit den nicht ausgelieferten Paketen wieder zurück zum Amazon-Standort zurückzukommen.

Tornado in Illinois – Lage spitzt sich zu: Amazon-Chef droht mit Kündigung

Unterdessen spitzte sich die Lage in Illinois dramatisch zu. Es kam zu schweren Verwüstungen, Dutzende Menschen starben. Auch das Amazon-Lager in Edwardsville, in welchem die Fahrerin arbeitete, wurde völlig zerstört. Sechs ihrer Kollegen verloren ihr Leben.

Eine Amazon-Sprecherin entschuldigte sich inzwischen für das skandalöse Verhalten des Vorgesetzten. „Dies war eine sich entwickelnde Situation in einem weiten geografischen Gebiet, und leider hat sich der Disponent des Lieferservice­partners nicht an die Standard­sicherheitspraxis gehalten.“

Eigentlich hätte er die Fahrerin natürlich mitteilen müssen, dass sie sich sofort in Sicherheit bringen solle und sie nicht auch noch mit dem Jobverlust unter drohen dürfen. (jv)