Winzige Plastikteilchen überall! Eine neue Untersuchung des Rheins bringt erschreckende Ergebnisse ans Licht. Besonders brisant: Erstmals wurde direkt bei den Chemie-Riesen nachgeschaut.
Schock-StudieAlarm! Das schwimmt wirklich im Rhein
Es ist ein unsichtbarer Feind, der in unserem Rhein lauert: Mikroplastik! Wie viel davon schwimmt wirklich in dem Fluss? Und wie gefährlich ist das für Umwelt und Menschen? Eine neue Studie liefert jetzt Antworten – und die sind beunruhigend.
An Bord des Laborschiffs „Max Prüss“ präsentierten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen am Mittwoch (13. August 2025) Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) die Ergebnisse ihrer monatelangen Arbeit.
Was im Rhein gefunden wurde, lässt aufhorchen
18 Monate lang haben sie Proben genommen, von Bad Godesberg bis Duisburg. Das erste Fazit von Expertin Maren Heß vom Landesamt für Natur, Umwelt und Klima (LANUK) klingt fast harmlos: „Der Rhein hat eine durchschnittliche Belastung für ein deutsches Fließgewässer“. Doch was die Forscherinnen und Forscher im Detail fanden, lässt aufhorchen.
Um die winzigen Partikel zu fangen, kommt ein spezielles Gerät zum Einsatz, das einem kleinen Manta-Rochen aus Plastik ähnelt. Dieser „Mini-Manta-Trawl“ schluckt an der Wasseroberfläche alles, was ihm ins Maul schwimmt. Was dann im Netz hängen bleibt, wird im Labor untersucht.

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Ein Mini-Manta-Trawl schwimmt neben dem Laborschiff Max Prüss im Rhein und sammelt Proben.
Was die Experten und Expertinnen finden, sind winzige Plastikteilchen. Manche werden extra so klein für die Industrie hergestellt, andere entstehen, wenn größerer Plastikmüll durch Sonne und Wetter zerfällt. Auch Fasern aus unserer Kleidung gehören dazu.
Unter dem Mikroskop wird das ganze Ausmaß sichtbar. Hunderte winzige Teilchen in einem einzigen Röhrchen! „Wir haben die mal gezählt. Mit der Pinzette“, erzählt Juliane Schrader, die für die Auswertung zuständig ist. „Das kann man keine acht Stunden durchhalten.“ Ein Sisyphus-Job, der die schiere Menge verdeutlicht.
Der wahre Hammer der Studie: Erstmals nahmen die Forscherinnen und Forscher Proben direkt aus den Abwasserströmen von vier großen Chemiestandorten. Und sie wurden fündig! „Wir haben erstmals erfolgreich direkt in den Abwasserströmen von Industriestandorten Proben auf Beads und Pellets genommen“, so LANUK-Präsidentin Elke Reichert. Ein wichtiger Schritt, um den Verursachern auf die Spur zu kommen.
An allen neun Messstellen wurde Mikroplastik gefunden. Die Spanne reicht von knapp einem bis zu unglaublichen 2.571 Kügelchen pro Kubikmeter Wasser! Umweltminister Krischer will die Namen der Firmen noch nicht nennen, fordert aber Konsequenzen: „Jetzt müssen wir Messmethoden entwickeln, verfeinern und untersuchen, wie die Industrie in den Rhein einleitet.“
Doch die Industrie ist nicht allein schuld. Der Minister stellt klar: „Der größte Teil der Verschmutzung entsteht sekundär“, so Krischer. „Vor allem durch den Reifenabrieb, aber auch durch Farben, Lacke und Kunststoffe in der Kleidung.“
Aber was bedeutet das alles für uns Menschen? Die Gefahr ist real.
Maren Heß warnt: „Je kleiner die Partikel sind, desto mehr Barrieren können sie im menschlichen Körper überwinden.“ Wenn das Mikroplastik zum Beispiel über Fische in unsere Nahrungskette gelangt, kann es gefährlich werden. Die Forschung dazu steht aber noch ganz am Anfang. (red)