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Missbrauchskomplex in NRWBehörden sprechen von „neuer Dimension der Brutalität“

Der Kölner Polizeipräsident Falk Schnabel sitzt auf einem Podium vor einem Mikrofon.

Der Kölner Polizeipräsident Falk Schnabel bei der Vorstellung der Ermittlungen zu einem neuen Missbrauchskomplex am Montag (30. Mai) im Polizeipräsidium Köln.

Behörden in Nordrhein-Westfalen sind auf die Spur eines neuen Netzwerks von Pädophilen gestoßen. Nach der Festnahme eines 44-Jährigen aus Wermelskirchen haben Staatsanwaltschaft und Polizei Köln am Montag (30. Mai) die bisherigen Ermittlungen vorgestellt.

von Adnan Akyüz (aa)

Polizei und Staatsanwaltschaften in 14 Bundesländern ermitteln aufgrund von abscheulichen Taten in einem neuen Missbrauchskomplex. Bei den Ermittlungen der „BAO Liste“, wie die Ermittlungsgruppe genannt wird, seien bisher nicht dagewesene Dimensionen von schwerem sexuellem Missbrauch an Kindern zutage gekommen. Darunter 26 Fälle aus NRW.

Nach der Festnahme eines 44-Jährigen in Wermelskirchen im Dezember 2021 haben Behörden Unmengen an Daten bei ihm gefunden, die insgesamt 73 Tatverdächtige und bereits verurteilte Täter zwischen 18 und über 55 Jahren belasten. Die Ermittlungsgruppe sei „BAO Liste“ genannt worden, da der mutmaßliche Täter sich Listen, ähnlich wie bei einem Inventar, angelegt habe, um den Überblick über die große Datenmenge zu behalten.

Missbrauchskomplex NRW: 32 Terabyte an Kinderpornografie bei Mann in Wermelskirchen entdeckt

Allein die Sicherung der Daten habe laut Polizei 17 Tage gedauert. Insgesamt wurden 32 Terabyte an Daten (fünf Millionen Dateien) sichergestellt. Der Kölner Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer erklärte zur Einschätzung der Datenmenge, dass ein Terabyte Daten einen 25 Kilometer hohen Stapel von DIN-A4-Seiten bilde.

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Das abscheuliche Material wird derzeit von den Behörden gesichtet. Bisher sein zehn Prozent der Daten ausgewertet worden. Der Kölner Polizeipräsident Falk Schnabel sagte bei der Vorstellung der Ermittlungen am Montag (30. Mai) dazu: „Ich habe mir einen kleinen Teil der Daten angesehen. Ich war erschüttert und fassungslos. Diese menschenverachtende Brutalität und emotionale Gleichgültigkeit sowie die Angst der Kinder habe ich mir nicht vorstellen können.“

Der Missbrauchskomplex BAO Liste gehe über die Komplexe Bergisch Gladbach und Lügde weit hinaus. Größter Unterschied sei laut Polizeipräsident Schnabel die brutale Vorgehensweise der mutmaßlichen Täter. Zudem könne nicht die Rede von einem Pädophilenring sein. Der 44-Jährige sei über individuelle Kontakte an seine Opfer, darunter auch welche mit Behinderung, gelangt. Meist über Inserate im Internet als Babysitter im Elternhaus der Geschädigten.

Im Internet sollen die Tatverdächtigen zudem die Aufnahmen, die sie gefertigt hatten, ausgetauscht haben. Auf die Spur des 44-jährigen Tatverdächtigen aus Wermelskirchen waren die Ermittlerinnen und Ermittler aufgrund eines Verfahrens des LKA Berlin gekommen. Der 44-Jährige war als Chatpartner eines anderen Tatverdächtigen ermittelt worden.

Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer spricht während einer Pressekonferenz in ein Mirkrofon.

Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer (vorne) und der Leitende Kölner Oberstaatsanwalt Joachim Roth haben die Ermittlungen zu dem neuen Missbrauchskomplex am Montag (30. Mai) in Köln vorgestellt.

Nach der Durchsuchung seiner Wohnung durch eine SEK-Einheit wurden weitere Tatverdächtige ermittelt. Der 44-Jährige sitzt seit Ende 2021 in U-Haft. Laut Oberstaatsanwalt Bremer wird geprüft, ob ein Antrag zur Sicherungsverwahrung gestellt werden kann. Ihm werden insgesamt 18 Taten an 12 Kindern zwischen 2005 und Mitte 2019 vorgeworfen. Der Tatverdächtige habe die Taten laut Oberstaatsanwalt Bremer „grundsätzlich gestanden“.

Der Leitende Kölner Oberstaatsanwalt Joachim Roth erklärte, dass ihn die Aufnahmen, die er sich angesehen hat, „angesichts des Leides, das die Kinder erfahren haben, persönlich sehr betroffen“ gemacht haben. Oberstes Gebot bei den Ermittlungen sei laut Roth, Kinder aus Missbrauchssituationen zu befreien. Der Komplex „BAO Liste“ zeige nochmals, wie sehr Kindesmissbrauch verbreitet sei und dass der Kampf dagegen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist.

Bei den 33 Opfern soll es sich um zur Tatzeit fünf Säuglinge, darunter das jüngste Opfer mit einem Monat Alter, acht Ein- bis Dreijährige, 18 Kinder von vier bis 12 Jahren und zwei Jugendliche (13 bis 14 Jahre) gehandelt haben. Einige Opfer seien heute Erwachsene und haben erst von den Behörden nach Beginn der Ermittlungen davon erfahren. Insgesamt laufen 73 Verfahren.

Die Behörden sein auch auf Material gestoßen, wofür Täter bereits in Haft sitzen. Dass während der Auswertung des sichergestellten Materials neue Ermittlungen aufgrund weiterer Taten und mutmaßlicher Täter aufgenommen werden könnten, schließen die Behörden nicht aus. „Es bedarf noch einer sehr langen Zeit, bis wir den Komplex abgearbeitet haben werden“, sagte Staatsanwalt Ulrich Bremer.