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Bei AmtseinführungIris Stalzer über „Tag des Scheiterns“

Vor vier Wochen wurde sie niedergestochen – mutmaßlich vor der eigenen Tochter. Jetzt hat Iris Stalzer (SPD) ihr Amt als Bürgermeisterin der NRW-Stadt Herdecke angetreten.

Iris Stalzer (57) lächelt tapfer, schreitet erhobenen Hauptes zur Amtseinführung als Bürgermeisterin von Herdecke. Sie wirkt bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt nach der Attacke, die bundesweit Bestürzung ausgelöst hatte, konzentriert und ruhig. Äußerlich sind keinerlei Spuren der Gewalttat zu erkennen.

Doch wie sieht es in ihr aus? Vor knapp vier Wochen wurde die 57-Jährige niedergestochen. Die mutmaßliche Täterin: Stalzers 17-jährige Adoptivtochter.

Entsprechend groß war das Interesse an Stalzers ersten Auftritt als Stadtoberhaupt. Polizei sicherte den Ratssaal ab, vor dem sich zahlreiche Zuschauer und Zuschauerinnen eingefunden hatten, um ihre neue Bürgermeisterin bei der Amtseinführung zu sehen.

Stalzer findet in ihrer Antrittsrede deutliche und bewegende Worte. Der 7. Oktober sei ein „Tag des Scheiterns und der Verletzlichkeit“ für sie gewesen. Sie könne den Anforderungen des Amtes dennoch gerecht werden. Zuvor war die SPD-Politikerin vereidigt worden. Sie werde sich „mit ganzer Kraft ihrer Aufgabe“ widmen, betonte die Juristin.

Die Politikerin war am 7. Oktober im eigenen Haus lebensgefährlich verletzt worden. Dringend tatverdächtig ist ihre 17-jährige Adoptivtochter. Gegen die Jugendliche war Haftbefehl wegen gefährlicher Körperverletzung ergangen.

Stalzer hatte bei der Kommunalwahl den Spitzenposten im Rathaus der 23.000-Einwohner-Stadt in einer Stichwahl Ende September gewonnen. Formal hatte ihre Amtszeit am vergangenen Samstag begonnen. In der konstituierenden, ersten Sitzung des neu gewählten Stadtrats wurde sie nun am Dienstag (4. November 2025) von den knapp 40 Ratsmitgliedern mit Applaus und einem Blumensträußchen empfangen. (dpa)