Teil-Lockdown in NRWLaschet hört im Radio Idee von Schüler (11) und ist sprachlos

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NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU, hier im September 2020 in Düsseldorf) stellte sich eine Stunde lang den Fragen der WDR-Hörerinnen und Hörer.

von Martin Gätke (mg)

Köln – NRW geht in den Teil-Lockdown: Kitas und Schulen bleiben zwar offen, aber dafür schließen Restaurants, Fitnessstudios, Museen, Theater, Zoos und vieles mehr.

In der Öffentlichkeit dürfen sich nur noch Angehörige zweier Haushalte treffen – insgesamt aber maximal zehn Personen. Von dieser Obergrenze werden auch größere Familien, die in einem Haushalt leben, nicht mehr ausgenommen.

Es wird wohl ein sehr stiller November 2020.

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  • Er beschwor die Menschen, zusammenzuhalten und die Corona-Maßnahmen einzuhalten.
  • „Alle müssen mitmachen”, sagte Laschet. „Nur zusammen schaffen wir das.”

Gastronomiebetriebe wie Restaurants und Bars bleiben dicht. Auch Museen und Galerien müssen für vier Wochen schließen. Das sieht die neue nordrhein-westfälische Corona-Schutzverordnung vor.

NRW-Ministerpräsident stellt sich Hörer-Fragen im WDR: Warum schließen Musikschulen?

WDR-Hörer zeigten sich angespannt von den neuen Maßnahmen. Eine erste Frage kam von einem Klavierlehrer, der vom Ministerpräsidenten wissen wollte, warum die Regelungen für Musikschulen bundesweit so uneinheitlich sind. In Bayern sind Musikschulen geöffnet, in NRW geschlossen. Dabei würden gerade im Einzelunterricht alle Maßnahmen eingehalten, Schüler würden selber darauf achten, so der Lehrer.

Laschet verteidigte aber die Corona-Maßnahmen: „Das Ziel ist es, soweit es geht, alle Kontakte zu reduzieren. Und das Signal zu geben: Bleiben Sie zu Hause.”

Das Hauptziel sei es jetzt, die Welle zu durchbrechen und so wenig Menschen wie möglich zu treffen.

Armin Laschet zu Restaurant-Schließung: „Das Hauptziel ist es jetzt, die Welle zu durchbrechen”

Was aber ist mit den Restaurants und mit den Betrieben, deren akribisch ausgearbeiteten Corona-Konzepte bislang gut funktioniert haben?

Dem müsse man entgegnen, so Laschet: „Ja, das stimmt. Ihr habt das die letzten Wochen gut gemacht. Aber das Hauptziel ist es jetzt, die Welle zu durchbrechen und so wenig Menschen wie möglich zu treffen.”

Eine selbstständige Gastronomin mit zwei Restaurants erklärte, dass es nachweislich nicht einen Fall in ihren Läden gegeben habe. Alle Kontakte seien lückenlos von den Mitarbeitern aufgezeichnet worden.

„Warum wird eine komplette Branche über einen Kamm geschert? Warum nicht im Vorfeld mehr Kontrollen?”, fragte sie den Ministerpräsidenten.

Armin Laschet über Restaurantschließungen: „Wir müssen die Kontakte reduzieren”

„Das sind exakt die Fälle, die einem die Entscheidung so schwer machen. Gerade die Restaurantbranche hat so viel unternommen”, entgegnete Laschet. „Die Antwort, die ich geben kann: Es geht nicht um Abstand. Wir müssen einfach in diesem Monat November die Kontakte reduzieren. Das gilt für alle – außer für die Schulen.”

Ziel sei es, vier Wochen lang niemanden zu treffen und nur das Nötigste zu tun. „Es fällt schwer, aber das ist Konsens. Auch Regionen mit niedrigeren Inzidenzzahlen als NRW gehen diesen Weg mit.”

Laschet erklärte, dass es darum gehe, wieder „Luft zum Atmen” zu bekommen.

Auf die Frage der WDR-Moderatorin, was mit den Restaurants ist, die auch Luft zu atmen benötigten, antwortete der Ministerpräsident: „Restaurants bringen Sonderopfer für die ganze Gesellschaft.”

Deshalb würde sie 75 Prozent der Einnahmen erstattet bekommen, die sie im November 2019 gehabt haben. 10 Milliarden Euro koste das den Bund.

Armin Laschet über Dezember: „Virus ist dann noch da, exponentielle Wachstumskurve hoffentlich nicht”

Auf die Frage eines Betreibers eines Massagesalons in Soest, ob ab dem 1. Dezember wirklich alles wieder öffnen könne, entgegnete Laschet: „Wir wissen es nicht. Im Dezember ist das Virus noch da, aber die exponentielle Wachstumskurve hoffentlich nicht. Ich will nichts versprechen, aber wir tun alles, damit die Zahlen besser werden.”

Doch nicht nur die neuerlich geschlossenen Restaurants und Betriebe machen den Hörern sorgen, viele sorgen sich auch um das Weihnachtsfest mit den Liebsten. Der 11-jährige Anton aus Mülheim hat eine Idee, die er Laschet vortrug.

Schüler (11) macht Armin Laschet mit seiner Idee sprachlos

Weil er gern mit seiner Oma Weihnachten feiern möchte, so wie jedes Jahr, will er wissen: „Können wir nicht vorher freiwillig in Quarantäne gehen und Homeschooling machen. Und dann Weihnachten feiern?”

Laschet war perplex und kurzzeitig sprachlos von dieser Idee. „Jaaa”, erklärte er dem Schüler. „Das Wichtigste ist erstmal, dass die Zahlen sinken. Vielleicht können wir dann Weihnachten mit niedrigen Zahlen feiern. Dann sprechen wir nochmal.” Er werde aber über die Idee nachdenken.

Armin Laschet pocht auf Präsenzunterricht an Schulen

In der Sendung hatte eine Mutter Bedenken gegenüber der Entscheidung des Landes geäußert, die Schulen offen zu lassen. Sie habe Sorge, dass ihre Kinder das Coronavirus mit nach Hause brächten und dadurch auch die ältere Generation in Gefahr brächten, erklärte sie im WDR.

Laschet aber verteidigte die Präsenzunterricht an den Schulen, die würden trotz steigender Infektionszahlen offen bleiben: Es gebe Regeln, wer wo sitze und es gebe die Maskenpflicht. „Wir wollen alles tun, um den Präsenzunterricht aufrechtzuerhalten.”

Während die Mutter für die Teilung von Klassen plädierte, um die Abstände unter den Schülern zu erhöhen, erklärte Laschet, dafür gebe es nicht genügend Personal und Räume. Nicht alle Eltern könnten ihre Kinder daheim tagsüber angemessen unterstützen bei den Schularbeiten.

Laschet bekräftigte die Devise, die er seit Monaten vorträgt: Keinem Kind dürfe die Chance auf Bildung verwehrt werden.

Armin Laschet über Reaktionen: „Warum schickst du unsere Kinder in den Tod?”

Am Ende ging Ministerpräsident Armin Laschet auf die Stimmung im Land ein, die mit den neuerlichen Schutzmaßnahmen einhergehen.

„Ich nehme die Atmosphäre als angespannt wahr”, erklärte Laschet offen. Allein die Schulfrage mache viele Menschen aggressiv.

Viele würden fragen: „Warum schickst du unsere Kinder in den Tod?”

„Das sind martialische Worte. Andere wiederum geben Blumen in der Staatskanzlei ab. Es gibt starke positive und starke negative Stimmungen. Das gab es noch nie”, erklärte Laschet nachdenklich. „Jede Entscheidung hat Konsequenzen für jeden Menschen, das müssen wir immer im Blick haben.” (mg)