Grenzwertige WerbungBonner Saftladen disst die Konkurrenz mit Mega-Plakat

True_fruits_20042019

Das neueste Werbeplakat der Bonner Firma „true fruits“ geht auf Konfrontation mit der Konkurrenz.

von Julia Bauer (jba)Simon Küpper (sku)

Bonn – Das sind wirklich ein paar freche Früchtchen!

Dass der Bonner Smoothie-Hersteller „true fruits“ mit ihren Werbeanzeigen gerne mal für Diskussionen sorgt, ist bekannt. Das ist schließlich in gewisser Weise auch der Sinn von Werbung. Dass sie dabei auch mal über die Stränge schlagen, haben sie bereits bewiesen. Etwa mit ihrem schwarzen Smoothie und der anschließenden Rassismus-Debatte (hier mehr lesen) oder den sexuellen Anspielungen, die anschließend zensiert werden mussten (hier mehr erfahren).

Mit ihrer neuesten Werbekampagne gehen die Macher des Bonner Saftladens vollends auf Konfrontation. Und zwar mit der Konkurrenz.

Alles zum Thema Berlin

„true fruits“: Werbeplakate sorgen erneut für Aufsehen

Seit Donnerstag hängen die Aufsehen erweckenden Plakate in ganz Deutschland. Darunter auch mehrere XXL-Plakate in Berlin in der Schlesischen Straße (484 m² und 137 m²) in der Hamburger Schäferkampsallee (100 m²) und an der Kölner Lanxess Arena (70 m²).

Darauf zu lesen: „Sag JA zu Plastik“. Dazu werden Flaschen verschiedenster „true fruits“-Konkurrenten gezeigt. „Fanta“, „Valensina“, „Granini“, „Nestlé“, „Punica“, „Volvic“ und „Innocent“ sind nicht nur erkennbar, sondern auch voll namentlich genannt. Unter den Marken heißt es weiter: „Glas kann kaputt gehen. Plastik bleibt für im Meer und ewig.“

Doch natürlich machen die Bonner hier keine Werbung für die Konkurrenz und Plastik, sondern genau dagegen. Bei „true fruits“ muss man im wahrsten Sinne um die Ecke denken. Denn dort hängt, etwa in Berlin, der zweite Teil des Mega-Plakats. Darauf ist ein Smoothie der Bonner Firma zu sehen, dazu heißt es: „Glasklare Entscheidung“.

Glasflaschen statt Plastikverpackung

Heißt: Die Kunden sollten doch lieber auf die eigenen Glasflaschen setzen und auf die Plastik-Verpackung der Konkurrenz verzichten. So der „true fruits“-Plan. Unter dem Slogan „Scheiss Plastik“ findet sich auf der Homepage die dazugehörige Erklärung.

Seit Firmen-Gründung 2006 setze man der Qualität wegen auf Glas, heißt es da. Und weiter: „Auch, wenn man kein Umweltfreund ist, sollte man sich bewusst sein, was Plastik anrichtet: Es wird irgendwann zu Plastikmüll, landet in den Meeren, wird zu Microplastik, landet so in unserem Essen und letztendlich in unserem Körper. Es betrifft also uns alle.“ 

Somit schließt sich der Kreis zum Werbeplakat, der Konfrontation mit der Konkurrenz und dem absichtlich irreführenden Satz „Plastik bleibt für im Meer und ewig“. 

Auch „true fruits“ scheiterte an Plastik-Alternative

Dabei ist man selbst auch nicht vollends frei von Plastik. Durchaus selbstkritisch heißt es bei „true fruits“: „Wir sind gescheitert. Ein Jahr lang haben wir nach einer Alternative für unseren Plastikdeckel gesucht, doch wir haben es einfach nicht geschafft.“ Gemeint sind damit die Deckel der „Smoothie Bowls mit Topping“, die aus Plastik bestehen.

Die Konsequenz: Das Topping wurde gestrichen, der Plastikdeckel somit verzichtbar. Die Toppings gibt es nur noch in separaten Gläsern. 

Achtung! Wer diese 3 Fehler beim Frühstück begeht, der nimmt niemals ab (hier mehr lesen).

Werbekampagne mit fragwürdigem Stil

Am Ende bleibt die werbewirksame Kampagne und die Frage: Muss man die Konkurrenz mies machen, um die eigenen Vorteile hervorzuheben? Das ist für viele sicher ganz schlechter Stil.

Auch, wenn das Ziel damit erreicht wird, muss man sich bei „true fruits“ fragen, was für eine Art Saftladen man sein will.

Die Konkurrenz selbst hat sich auf Anfrage noch nicht zu den Werbeplakaten geäußert.