Tatort“-Star Friederike KempterSchlau ist mir wichtiger als sexy

Man kennt sie als „Tatort“-Assistentin in Münster oder an der Seite von Anke Engelke in „Ladykracher“. Ab heute läuft im WDR die 1. Folge von „Die Lottokönige“ mit Friederike Kempter an.

Man kennt sie als „Tatort“-Assistentin in Münster oder an der Seite von Anke Engelke in „Ladykracher“. Ab heute läuft im WDR die 1. Folge von „Die Lottokönige“ mit Friederike Kempter an.

Köln – Im Münster-Tatort ist sie seit 10 Jahren der sexy Hingucker: Nadeshda Krusenstern, die Assistentin von Kommissar Frank Thiel. Bei „Ladykracher“ erleben wir sie im Knaller-Team von Anke Engelke. Jetzt beginnt in Berlin der Dreh zur eigenen ARD-Vorabendserie „Betrug macht Klug“. Und für die Leser des Männermagazins GQ war sie ansehenswerteste Frau des Jahres: Friederike Kempter (31) ist der Star der Stunde.

Ab heute erleben wir die Berlinerin immer wieder sonntags in einer weiteren Rolle: In „Die Lottokönige“ spielt sie eine liebes- und lebenslustige Friseurin, die sich zwischen mehreren Männern entscheiden muss. Alles Gründe, die Lady mit den schönen Augen zum großen Interview zu treffen.

Bei „Lottokönige“ bedienen Sie schlimmste Blonde-Friseurinnen-Vorurteile mit Ihrem Satz: „Waschen, föhnen und dann flachlegen!“… Friederike Kempter: Aber es passiert mit einem Augenzwinkern. Und ich spiele keine blöde Figur, nicht das Klischee einer Friseurin. Bei ihr passiert mehr, wir erleben eine Frau, die Nöte und Sorgen hat. Wenn es eine flache Karikatur wäre, hätte ich es nicht gemacht.

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Wenn Sie im TV-Frisiersalon arbeiten, sieht das perfekt aus. Hatten Sie ein Frisier-Double, das für Sie gearbeitet hat? Was da kämmt und föhnt, bin immer ich selbst. Ich habe bei meinem Friseur in Berlin eine Art Crashkurs gehabt und zu Hause geübt. Ich hätte meiner Schauspielkollegin Sandra Borgmann die Haare sogar schneiden können, durfte es aber nicht, es hätte filmisch mit den Anschlüssen nicht geklappt. Aber ich habe die anderen Arbeiten gemacht: Locken gewickelt, toupiert. Hat Spaß gemacht.

Könnten Sie heute Ihren Freundinnen die Haare schneiden? Ich würde es mir zutrauen, aber dennoch uns allen zuliebe nicht machen. Meine Freundinnen sollen ja meine Freundinnen bleiben.

Inzwischen sind Sie eine der Vielbeschäftigen beim TV – wie kam es dazu? Ich bin durch Zufall reingerutscht, nachdem ich nach dem Abi in einem Preisausschreiben einen einwöchigen „ Schnupperkurs“ einer Schauspielschule gewonnen hatte. Zwei Monate später war ich Schülerin von Uschi Glas in „Sylvia – Eine Klasse für sich“. Es waren lehrreiche Momente – ich bekam auch die Schattenseiten des Berufs mit. Ich lernte, dass man auch nicht so tolle Rollen annehmen muss, zwischendurch arbeitslos sein kann und immer mit Kolleginnen in Konkurrenz steht. Ich merkte, dass man als Schauspielerin wahnsinnig unglücklich werden kann.

Im Münster-„Tatort“ haben Sie sich beruflich freigeschwommen. Dabei fallen Sie bei den vielen skurrilen Figuren, die dort am Werk sind, nicht immer auf… Ich finde es o.k., dass die Rolle mal größer und mal kleiner ist. Aber wir entwickeln uns – Nadeshda Krusenstern und ich. Das ist gut so. Denn wenn ich in den nächsten Jahren immer nur ein blutverschmiertes Messer rein- oder austragen müsste, müsste sich mal was ändern.

Wie sieht Ihre Welt an den Tagen nach Ihren Tatorten aus – wagen Sie sich da auf die Straße? Klar, aber dann heißt es immer, vorher die Haare waschen. Allerdings wissen nicht alle, denen ich bekannt vorkomme, woher sie mich kennen. Viele sind sich sicher, dass sie mit mir in der Schule waren oder mich aus ihrem Urlaub kennen. Am treuesten sind die 13-, 14-jährigen Jungs. Die trauen sich und sagen: „Hallo, ich kenne Sie aus dem »Tatort«!“ Manchmal werde ich auf meine Körpergröße angesprochen – manche denken, ich trage im TV immer hohe Absätze und glauben nicht, dass Axel Prahl und Jan Josef Liefers auch keine Riesen sind.

Til Schweiger, der nächste Hamburger „Tatort“-Kommissar, ist dafür, den „Tatort“-Vorspann abzuschaffen. Sie auch? Der Vorspann muss unbedingt erhalten bleiben. Da bin ich Traditionalist. Ich schaue sonntags mit meinem Freund immer „Tatort“, und für uns gehört alles zusammen: die Melodie, Vorspann, die Kommissare, die Story.

Zuschauer wie Sie werden seltener. Viele sitzen statt vor der Glotze vorm Computer und schauen da. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich zu den letzten klassischen Zuschauern gehöre. Sogar in meiner Familie verläuft hinter mir die Grenze. Meine zwei Jahre jüngere Schwester Anna und ihre Freundinnen schauen viel lieber in den Mediatheken oder per DVD. Ich bin übrigens auch beim Telefonieren altmodisch, denn ich empfinde mein iPhone oft nur als Zeitfress-Maschine. Immer dieses „eben mal gucken“ – mal Facebook, mal die Mails oder im Restaurant mal Spiegel-Online. Ich versuche, mich selbst zu disziplinieren, indem ich nur mein kleines Nokia-Handy dabei habe und das iPhone oft zu Hause lasse.

Ihr zweites Standbein ist die Anke-Engelke-Serie „Ladykracher“ – wie ist es, neben einer so dominierenden Profi-Komikerin zu spielen? Super! Anke war meine kleine Schauspielschule. Ich war vorher noch nie mit Komik in Berührung gekommen und hatte anfangs meine Schwierigkeiten. Ich habe bei Anke viel gelernt, und das hat mir auch bei dramatischen Rollen sehr geholfen. Danke, Anke.

In „Ladykracher“ wird schon mal die Grenze des guten Geschmacks überschritten. Haben Sie manchmal Bedenken? Nein, denn das kommt immer aus einer fast anarchischen Lust am Grenzüberschreiten und passiert in einer Umgebung, die einen sehr schützt. Bei unserer Produktionsfirma Brainpool merke ich, dass ich da als Schauspielerin gut aufgehoben bin.

Sie haben gerade mit Ken Duken „Add A Friend“, die erste eigenproduzierte Serie des Pay-TV-Senders TNT abgedreht und beginnen nächste Woche mit dem Dreh zur eigenen Serie „Betrug macht klug“ für die ARD-Vorabendreihe „Heiter bis tödlich“. Haben Sie noch Zeit fürs Private? Ja, die nehme ich mir. Ich treffe mich gern mit Freunden zum Essen, lese viel – am liebsten neu übersetzte russische Klassiker - und reise. Zuletzt war ich ohne Freund nur mit Rucksack in Thailand. Es tut gut, in sich selbst zu schauen, sich zu vertrauen, Bilanz zu ziehen und Pläne zu schmieden. Gut zu merken, dass ich es auch mit mir allein gut aushalten kann.

Von den Lesern des Männermagazin „GQ“ sind Sie in die Liste der 100 sexiesten Frauen Deutschlands gewählt worden. Stolz drauf? Im Gegenteil, es ist mir eher unangenehm und peinlich. Es ist ein ganz komisches Gefühl – und ich glaube, es hat nichts mit mir zu tun. Es ist nichts, worauf ich hinarbeite – ich würde lieber zu den 100 schlausten Frauen gewählt werden.