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Wird Lockdown bald noch härter?„Habe Sorge”: Expertin mit dringender Warnung bei Lanz

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Medizinethikerin Alena Buyx war am Donnerstag (7. Januar) zu Gast bei Markus Lanz (ZDF).

von Martin Gätke (mg)Susanne Scholz (susa)

Erfurt – Die Medizinethikerin Alena Buyx treibt derzeit eine große Sorge um: der Arbeitsbereich. Denn private Kontakte wurden reduziert, berufliche bislang nicht. Bei den neuen Beschränkungen inklusive Bewegungsradius für Hotspots gab es „nur“ den Appell an Arbeitgeber, ihren Betrieb auf Homeoffice zu stellen.

Bei der Show von Markus Lanz im ZDF erklärte sie am Donnerstagabend (7. Januar), warum das ein Problem sei.

Zwar gelte in vielen Regionen mit der neuen Coronaschutzverordnung die 15-Kilometer-Regel, mit der die Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden soll. Und auch private Kontakte werden stärker reduziert. Aber der Arbeitsbereich bleibe bislang außen vor.

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„Ich hätte wirklich erwartet, dass es dort nicht nur einen Appell gibt: Jetzt geht mal bitte ins Homeoffice. Sondern dass es begründungspflichtig wird, wenn man nicht ins Homeoffice geht”, erklärt die Ethikerin. Dass es Berufsgruppen gebe, wo das nicht möglich sein könnte, sei klar. „Aber gerade weil wir Menschen so süchtig sind nach Beziehung”, sei das wichtig.

Sie mache sich große Sorgen darüber, dass viele Menschen in Büros zusammenkommen.

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Bodo Ramelow (2.v.l.) gab in der Show von Markus Lanz offen zu, dass er die Corona-Dynamik falsch eingeschätzt habe. Das fand Anklag bei Medizinethikerin Alena Buyx (3.v.l.)

Angela Merkel hatte bei der Pressekonferenz dazu gesagt: „Wir setzen hier wirklich auf die Bereitschaft vieler, Homeoffice zu ermöglichen, wo immer es möglich ist. Zu der Umkehrung haben wir uns noch nicht entschieden, weil wir auch viele gute Beispiele dafür sehen, dass Unternehmen, Betriebe und Behörden Homeoffice breitflächig anbieten.“

Ethikerin bei „Markus Lanz”: „Im Arbeitsbereich finden noch sehr viele Kontakte statt”

Alena Buyx: „Das ist ein Bereich, wo noch sehr, sehr viele Kontakte stattfinden.” Wenn eine Gesellschaft sage, die Kinder müssten alle zu Hause bleiben, wir machen die Schulen und Kitas dicht, „dann finde ich das nicht ausgewogen, wenn der Arbeitsbereich außen vor bleibt.” Dies könnte ein Grund sein, warum die Corona-Statistiken so schlecht blieben und die Zahlen nicht sinken.

Am 25. Januar wird sich Angela Merkel erneut mit den 16 Ministerpräsidenten treffen, um über Corona-Maßnahmen zu berichten. Sollten die Inzidenz-Zahlen bis dahin nicht signifikant rückläufig sein, könnten die nächsten Beschränkungen kommen. Vielleicht sogar mit verpflichtenden Homeoffice-Regelungen für Firmen.

„Markus Lanz”: Bodo Ramelow gibt auf berührende Weise Fehler zu

In der Corona-Pandemie können Ignoranz und Unvorsichtigkeit andere das Leben kosten. Für die Politik ist das derzeit wohl die größte Herausforderung.

Auf so berührende Art hat ein Politiker jedenfalls selten einen Fehler mit dem Umgang mit der Pandemie zugegeben: Bodo Ramelow (Die Linke), Ministerpräsident von Thüringen, räumte bei Lanz unumwunden ein, die Dynamik von Corona in Thüringen unterschätzt zu haben.

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Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) sagte bei Markus Lanz, dass Angela Merkel gewarnt habe. „Sie hatte Recht, ich hatte Unrecht“, so der Politiker.

„Ich hab mich von Hoffnungen leiten lassen, das war ein Fehler“, sagte der Linken-Politiker, der immer Hoffnung hatte, „dass wir irgendwie gut durch die Entwicklung kommen können“. Ein Trugschluss, denn in Thüringen sind die Zahlen besonders dramatisch. Das RKI meldet am Freitag (8. Januar) einen Inzidenzwert von 256,9. Nur in Sachsen ist der Wert noch höher (297,6).

Bodo Ramelow bei Markus Lanz über Kanzlerin: „Angela Merkel hatte Recht, ich hatte Unrecht“

„Kanzlerin Merkel sagte mir im November, dass man sich bald die Zahlen zurückwünschen würde, wie wir sie mal hatten. Und ich muss jetzt ehrlich sagen: Sie hatte Recht, ich hatte Unrecht“, so Ramelow in der Runde bei Markus Lanz, die sich am Donnerstagabend mit den Unruhen in den USA und der aktuellen Corona-Lage in Deutschland befasste.

Ramelow schilderte das Problem aus seiner Sicht. Danach gab es in Thüringen bis November einzelne Hotspots, doch auf einen Schlag fanden die Übertragungen dann in der Fläche statt. Der Ministerpräsident bestätigte, dass Kanzlerin Merkel vor diesem Prozess klar gewarnt hatte. „Und ich muss klar sagen: Meine Hoffnungen waren stärker als die Wirklichkeit“, so Ramelow weiter.

Das waren die Gäste bei Markus Lanz am 7. Januar

Bodo Ramelow, Politiker

  • Der Ministerpräsident Thüringens (Die Linke) schaute zurück auf sein bisheriges Handeln in der Pandemie. Und er nahm Stellung zur Verschärfung des Lockdowns.

Martin Machowecz, Journalist

  • Der Leipziger Zeit-Redakteur reflektierte das politische Agieren Ramelows im Verlauf der Corona-Krise.

Prof. Alena Buyx, Medizinethikerin

  • Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats äußerte sich zu den Ergebnissen des ersten Corona-Gipfels 2021 von Bund und Ländern sowie zur Frage der Verteilung von COVID-19-Impfstoffen.

Prof. Dirk Brockmann, Physiker

  • Der Digital-Epidemiologe vom RKI sprach über die Entwicklung des Infektionsgeschehens und über die Gründe, warum die Zahlen aktuell nicht signifikant sinken.

Elmar Theveßen, Journalist

  • Der ZDF-Amerikakorrespondent berichtete aus Washington über die Hintergründe der

John Bolton, Politiker

  • Der frühere US-Sicherheitsberater war enger Mitarbeiter Trumps. Er äußerte sich zur Diskussion über eine

John C. Kornblum, Ex-Diplomat

  • „Trump muss bestraft werden“, sagte der ehemalige US-Botschafter. Er sprach über die schwierige Aufgabe Joe Bidens, die politischen Lager wieder miteinander zu versöhnen.

Susan Neiman, Philosophin

  • Die US-Amerikanerin ist Direktorin des Einstein Forums in Potsdam. Sie sprach über die gesellschaftlichen Folgen der Unruhen im politischen Zentrum der USA.

Thüringen und weitere Nord-Ost-Bundesländer waren von der ersten Welle 2020 kaum betroffen, während Corona in den Bundesländern im Westen und Süden tobte. Daher fiel es vielen Politikern im Osten deutlich schwerer, bei der Bevölkerung um die zwingend notwendige Akzeptanz zu werben, was harte Corona-Maßnahmen angeht.

„Ich habe das Virus nicht auf leichte Schulter genommen, aber: unterschätzt“, gestand Ramelow, der nach eigenen Worten von der Dynamik überrascht wurde. „Das war nach den Erfahrungswerten für uns nicht abbildbar.“

Bodo Ramelow gibt Fehler zu: Medizinethikerin bei Markus Lanz beeindruckt

Die Worte von Boso Ramelow fanden Anklang. Alena Buyx sagte dazu: „Beeindruckend, dass ein Politiker wie Ramelow so deutlich sagt, dass er einen Fehler gemacht hat.“ Sie kritisierte die deutsche Fehlerkultur. „In Deutschland fällt es vielen schwer, Fehler zuzugeben. Ich finde es erfrischend, das so klar zu hören.“ (mg/susa)