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Mit Tom Bartels in Köln-SülzARD-Kommentator verblüfft mit besonderer Begabung

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EXPRESS traf sich im Restaurant „Balthasar“ mit Sportkommentator und Fernsehmoderator Tom Bartels zum Köln-Gespräch.

Köln – Wenn er spricht, horchen die Leute im Lokal „Balthasar“ in Sülz auf. Dort haben wir uns mit Tom Bartels (54) zum „Köln-Gespräch“ verabredet.

Kein Wunder: Seine Stimme ist nun mal sein Markenzeichen: Unzählige Fußballspiele, Skispringen und Schwimmwettkämpfe hat Bartels in den vergangenen 25 Jahren kommentiert.

Absolutes Highlight: Sein emotionaler Torschrei, als Deutschland 2014 gegen Argentinien Fußball-Weltmeister wurde. Tom Bartels lebt mit seiner Familie seit drei Jahrzehnten in Köln.

Alles zum Thema Skispringen

EXPRESS: Tom, wie gut waren Sie selbst als Fußballspieler?

Tom Bartels: Ich habe viele Jahre Landesliga gespielt, meistens auf der Sechser-Position. Ich war laufstark und hatte eine vernünftige Technik. Aber zum Profi hat es nicht gereicht. Heute kicke ich nach zwei Achillessehnen-Rissen gar nicht mehr. Aber ich spiele Tennis und bin seit 12 Jahren Vorsitzender beim Tennisclub Brauweiler. 

Tom Bartels Kurzbiografie

Tom Bartels wurde am 13. September 1965 in Celle geboren, ging in Celle zur Schule und hat in Köln Karriere gemacht: Nach seinem Abitur 1985 absolvierte er eine Lehre als Bankkaufmann, danach studierte er an der SpoHo in Köln. Bartels begann seine Sportjournalisten-Laufbahn Anfang der 1990er Jahre beim WDR, wechselte zu RTL und kehrte nach einem Zwischenspiel bei Premiere als Kommentator für Fußball, Skispringen und Schwimmen zur ARD zurück. Er lebt mit seiner Frau Tina und zwei Söhnen in Lövenich.

Anfang der 1990er Jahre hieß es für Sie: Von Celle nach Kölle. Wie war‘s?

Überwältigend. Ich habe mich sofort wohl gefühlt. Diese angenehme, lockere Kölner Atmosphäre kannte ich aus dem Norden nicht. Nur mit Karneval konnte ich zunächst nix anfangen. Als ich dann aber mit meinen Mitstudenten in die Stadt fuhr und der Einzige war, der nicht verkleidet war, habe ich schnell gemerkt, dass der Straßenkarneval eine einzige große Party ist.

Was macht Köln für Sie außerdem noch spannend?

Die Kultur! Ich habe mit meiner Frau ein Schauspiel-Abo, das jetzt wegen Corona auf Eis liegt. In normalen Zeiten gehen wir regelmäßig ins Bauturm-Theater, ins Gloria oder zum Comedy-Festival. Und wenn meine Mutter zu Besuch kommt, geht’s öfter in die Philharmonie. Denn sie ist Chorleiterin und Organistin.

Diese musische Ader hätten wir bei Ihnen nicht unbedingt vermutet.

Aber hallo! Ich bin sogar ein begnadeter Posaunist. Nein, das nicht gerade. Aber ich habe früher im Posaunenchor mitgespielt. Heute hole ich das Instrument höchstens an Weihnachten raus.

Um im Fußball-Jargon zu bleiben: Wem würden Sie in Köln die Rote Karte zeigen?

Ich wünsche mir, dass Köln fahrradfreundlicher wird und dass jedes neue Bauprojekt dahingehend abgewogen wird, ob es Köln wirklich schöner macht. Und ich wünsche mir, dass Köln seinem Ruf als Sportstadt endlich mal gerecht wird. Dafür tut sie nicht einmal 50 Prozent.

Heißt konkret?

Wenn ich mir vorstelle, wie schwer es für die Leistungsschwimmer ist, im Sommer zu trainieren, weil die SpoHo zu macht, und es kaum Alternativen gibt. Oder wenn ich an die Laufstrecke denke, die nie verwirklicht wurde, weil es an einer Beleuchtung für nachts gescheitert ist. Gerade der Sport hat integrative Wirkung – in allen Bereichen. Aber die Vereine müssen immer erst ganz laut schreien, ehe sich mal etwas tut.

Können Sie als TV-Kommentator objektiv sein, wenn es um den 1. FC Köln geht?

Ich bin kein FC-Hardcore-Fan. Der Verein ist mir sehr sympathisch und gehört zur Stadt, in der ich lebe. Aber wenn Köln eines Tages Deutscher Meister würde – man wird ja noch träumen dürfen –würde ich das kaum anders kommentieren, als wenn Marco Reus für die Dortmunder ein Tor schießt. Als ich aufgewachsen bin, war der FC eine ganz große Nummer. 1978 Meister und Pokalsieger, das war prägend – (lacht) ach, ich sehe schon, ich könnte den Gewinn des Meistertitels doch sicher nicht wie ein Dortmund-Spiel kommentieren.

Wie ist das überhaupt mit der Neutralität am Mikrofon?

Nehmen wir das WM-Finale 2014. Das habe ich nicht für Argentinien, sondern für die Deutschen kommentiert. Der Anspruch ist schon, dass ich am Mikro nicht im Trikot eines Vereins oder eines Landes sitze und es mir egal ist, wie schlecht die spielen. Aber in einem WM-Finale, wenn Mario Götze in der 113. Minute das 1:0 schießt, ist dann auch das ganz große Mitfreuen erlaubt.

Tom Bartels: Den dopingfreien Sport gibt es nicht

Zum Job: Sie kommentieren nicht nur Fußball, sondern auch Skispringen und Schwimmen. Gerade in dieser Sportart läuft doch im Hintergrund immer das Thema Doping mit, oder?

Klar, selbst in der Szene trauen sich die Sportler nicht über den Weg. Einer wie Michael Phelps wurde immer misstrauisch beäugt. Ich sage aber auch: Der dopingfreie Sport wäre der einzige Bereich im Leben, in dem nicht betrogen wird. Wenn es im Sport so eklatante finanzielle Unterschiede gibt, ob man Platz eins oder Platz sechs belegt, ist es vielleicht menschlich verständlich, dass mancher versucht, sich durch Doping einen Vorteil zu verschaffen. Deshalb ist das nicht auszurotten und naiv zu glauben, dass alle sauber sind.

Viele Fußball-Profis sind Millionäre. Färbt das auf ihr Verhalten ab?

Manche Sportler und Trainer leben wie auf einer Wolke. Die nehmen jeden Werbedeal an, aber wenn mal ein kleiner Sender ein Interview will, wird das abgelehnt. Ich nehme nur die Fußballer ernst, die nicht entrückt, sondern auch nahbar sind. In anderen Sportarten ist das selbstverständlich. Leute wie Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul sind wunderbare Menschen, sind klar im Kopf und denken auch mal an was anderes als an den Sport. Das Eindimensionale eines Fußball-Profis können sich die anderen Sportler gar nicht leisten. 

Trotz Corona haben Sie ordentlich zu tun. Bleibt da Zeit für Hobbys?

Der Alltag mit meinen zwei Söhnen – Josh ist 18, Len 15 Jahre alt – ist ganz schön fordernd. Meine Frau Tina arbeitet auch. Sie gibt als Journalistin Seminare, ist Hochzeits- und Trauerrednerin und ist in der Flüchtlingshilfe aktiv. Und ich mache bei der „Rheinflanke“ mit, die sich auf sportliche Art um die Integration von Kindern aus sozial benachteiligten Schichten kümmert. Da bleibt kaum Zeit für anderes – höchstens jetzt in der Corona-Krise. Ich habe unfassbar viel in unserem Haus in Lövenich gemacht – vom Keller bis zum Garten.

Sind Sie handwerklich begabt?

Es geht. Notfalls kenne ich einen, der mir sagt, wie es geht.

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Was ist für Sie Glück?

Vieles. Aber vor allem: Im Café sitzen und ganz viele Zeitungen lesen. Wenn ich könnte, würde ich acht Stunden in so einem Café sitzen. Das reicht mir völlig.