Abo

Tarif-Knall trifft auch KölnPreise explodieren – Kurzstrecke weg

Eine KVB-Bahn der Linie 16 in Köln. Mit dem neuen Rheinland-Tarif soll das Kurzstreckenticket wegfallen.

Eine KVB-Bahn der Linie 16 in Köln. Mit dem neuen Rheinland-Tarif soll das Kurzstreckenticket wegfallen.

Preis-Schock für Gelegenheitsfahrer! Der geplante neue Rheinland-Tarif könnte für alle ohne Deutschlandticket zur teuren Kostenfalle werden.

Der Plan klingt simpel, doch er hat es in sich: Ab Mitte 2026 soll es im gesamten Rheinland einen neuen, gemeinsamen Tarif der Verkehrsverbünde Rhein-Sieg (VRS) und Aachen (AVV) geben. Der Tarifdschungel soll gelichtet werden, am Ende bleiben nur noch drei Preisstufen.

Der Haken: Beliebte Tickets wie die Kurzstrecke fallen komplett weg, berichtet der „Kölner Stadt-Anzeiger“. Das trifft laut VRS rund zehn Prozent aller Fahrgäste – nämlich alle, die kein Deutschlandticket oder den Digitaltarif eezy.nrw nutzen.

Immerhin: Bis der neue Tarif kommt, soll es keine Preiserhöhungen geben, die sonst zum 1. Januar anstehen. Doch der Fahrgastverband Pro Bahn Rheinland schlägt bereits Alarm und lehnt die Reform ab. Für alle, die nur ab und zu Bus und Bahn fahren, drohe eine „Preisexplosion“.

Das sind die drei neuen Preisstufen

Der neue Basistarif soll ganz einfach sein: Es wird nur noch drei Stufen geben.

  1. Stufe 1 für Fahrten innerhalb einer Stadt oder Gemeinde.
  2. Stufe 2 für eine Fahrt in die direkte Nachbarstadt.
  3. Stufe 3 gilt dann für das gesamte Rheinland, also das komplette Gebiet von VRS und AVV.

Kurzstrecke vor dem Aus: In Köln wird es teuer

Wer in Köln nur wenige Haltestellen fährt, muss künftig tief in die Tasche greifen. Statt des günstigen Kurzstreckentickets wird der volle Preis für eine Stadtfahrt fällig. Beim VRS verteidigt man den Schritt: Die Kurzstrecke sei im letzten Jahr nur noch rund vier Millionen Mal verkauft worden – ein Einbruch von 1,4 Millionen im Vergleich zum Vorjahr.

Als Alternative preist der VRS die App eezy.nrw an. Wer sie auf dem Smartphone hat, checkt beim Einsteigen ein und beim Aussteigen aus. Abgerechnet wird dann die Luftlinie. Der VRS verspricht: Fahrten mit eezy.nrw sollen immer billiger sein als ein Papierticket. Doch die App ist bisher ein Ladenhüter: Im vergangenen Jahr lag ihr Anteil an allen verkauften Tickets bei gerade einmal zwei Prozent.

Der Fahrgastverband Pro Bahn Rheinland lehnt die Pläne rundweg ab. Obwohl ein gemeinsamer Rheinland-Tarif grundsätzlich „eine gute Sache“ sei, führe das Zusammenstreichen der Preisstufen „zu großen Ungerechtigkeiten und explosionsartigen Preissteigerungen.“

So teuer könnten Fahrten ab 2026 werden

Pro Bahn hat nachgerechnet: Eine Einzelfahrt in Köln könnte von 3,70 Euro auf vier Euro steigen. Das Vier-Euro-Ticket wäre dann auch für eine Kurzstrecke fällig. Richtig teuer wird es bei Fahrten in die Nachbarstädte: Von Köln nach Bergisch Gladbach, Leverkusen oder Brühl könnte sich der Preis von fünf auf rund zehn Euro verdoppeln.

Eine Fahrt nach Bonn würde statt 10,30 Euro plötzlich 15 Euro kosten. Immerhin: Nach Düsseldorf bleibt der Preis ähnlich, eine Fahrt nach Aachen würde mit 15 Euro sogar deutlich billiger (statt 22,80 Euro).

Die eezy-App sei kein Allheilmittel, so Pro Bahn. Der Verband fordert erst die nötigen Voraussetzungen: Lückenloses Mobilfunknetz oder WLAN „an jeder noch so entlegenen Haltestelle“.

Zudem brauche es eine Alternative zum Smartphone, etwa eine aufladbare Chipkarte. Auch fehlten wichtige Funktionen wie Tageskarten oder Rabatte für Kleingruppen und Familien.

So geht es mit der Tarif-Reform jetzt weiter

Trotz der Kritik halten die Verbünde am Plan fest. VRS-Sprecher Benjamin Jeschor bestätigte, dass der Rheinland-Tarif Mitte 2026 kommen soll.

Der endgültige Beschluss soll im Dezember fallen. Er wiegelt ab: Von der Reform seien nur zehn Prozent der VRS-Kundinnen und Kunden betroffen.

„Der Rest unserer Fahrgäste fährt bereits günstig mit einem Abo oder dem Luftlinientarif eezy“, so Jeschor. Die Kritik von Pro Bahn überrasche ihn. Schließlich sei im Ruhrgebiet (VRR) die Kurzstrecke ebenfalls abgeschafft worden, was der Verband damals noch gelobt habe. (red)